Die Kultusministerkonferenz
Alles, was wir wissen, wissen wir aus Medien
Der Sammelband
Man sollte annehmen, dass in der Geschichtsdidaktik als Wissenschaft eine Vorstellung davon verbreitet ist, welche Rolle Medien beim historischen Lernen spielen und welche Effekte sie haben. Außerdem könnte man meinen, dass ein theoretisches Verständnis darüber besteht, wie Zugänge zu Medien allgemein und insbesondere zu digitalen Medien integriert und gewinnbringend genutzt werden können. Denn schließlich liegt alles was wir über die Vergangenheit und Geschichte wissen medial vor und Medium und Quelle sind für die Geschichtsdidaktik Begriffe von koexistenzieller Bedeutung.
Historische Medienbildung als Gegenwartsbezug
Die Digitalisierung der Welt verändert nicht nur die Art und Weise, wie wir mit Informationen und Kommunikation umgehen, sie verändert auch die Art und Weise, wie wir Geschichte lernen, historische Inhalte kommunizieren und über Geschichtskultur nachdenken. Wenn wir Lernende und Lehrende dabei unterstützen wollen, mündig und kompetent mit immer neuen und alten, klassischen Medien umzugehen und sie in die Lage versetzen wollen, politisch-historische Analogieschlüsse und überkommene Nationalismen reflektiert einordnen zu können, brauchen sie dabei Hilfe und Unterstützung. Eine "geschichtsdidaktische Medienkritik" kann dazu beitragen, dass Lernende die Kompetenzen erwerben, sich selbstständig mit Fragen geschichtswissenschaftlicher, journalistischer und selbstpublizistischer Ethik und Moral auseinander zu setzen. Das ist die Voraussetzung dafür, dass sie die Mechanismen der medialen Manipulation, aber auch die Vorteile der Digitalisierung für das wissenschaftliche Arbeiten, das persönliche und kulturelle Fortkommen erkennen und gewinnbringend erschließen können.
Kurz & knapp:
Über das Praxishandbuch Historisches Lernen und Medienbildung im digitalen Zeitalter:
Ausgangslage der Publikation: Alles, was wir wissen, wissen wir aus Medien.
Teil 1 untersucht das Verhältnis Geschichtsdidaktik und des Medienbegriffs.
Teil 2 zeigt unter anderem Auswirkungen der Digitalisierung für das historische Lernen und die Geschichtskultur auf.
Teil 3 beobachtet, wie sich etwa die Repräsentationen von Quellen im digitalen Raum gestaltet und was dies für das Geschichtslernen bedeutet.
Teil 4 zeigt Beispiele und Methoden für die Praxis zeitgemäßen Geschichtsunterrichts auf.
Hier finden Sie das
Werkzeuge für einen innovativen Geschichtsunterricht
Der zweite Teil des Buches beschäftigt sich mit der Frage, welche Veränderungen sich durch die Digitalität für Geschichtswissenschaft, Archive, Gedenkstätten und Museen ergeben und welche Auswirkungen sich für das historische Lernen und die Geschichtskultur bereits beobachten lassen. Es wird zudem gezeigt, wie die Digitalisierung als historischer, gesellschaftlicher Wandlungsprozess auch den theoretischen Diskurs der Geschichtsdidaktik erweitert. Dabei werden unter anderem theoretisch fundierte Auseinandersetzungen zu Themen wie etwa digitale Quellen, mobiles Lernen, Augmented-Virtual Reality und digitalen Arbeitsformen in Schule, Archiv und Museum für den Geschichtsunterricht aufgegriffen und ihre Potentiale für die pädagogisch-didaktische Geschichtswissenschaften erschlossen.
Im dritten Teil greifen die Autorinnen und Autoren diese Aspekte auf und gehen in einzelnen Kapiteln der Frage nach, wie sich die Repräsentationen von Quellen, Darstellungen und Unterrichtsmaterialien im digitalen Raum verändern und was dies für das Geschichtslernen bedeutet. Hierbei werden konkrete, didaktische Bezüge zu Kompetenzen und Lernzielen im Geschichtsunterricht aufgeführt und unterrichtspraktisch erläutert. Beschriebene Beispiele sind unter anderem
Die Beiträge des vierten Teils zeigen an konkreten Beispielen auf, welche Möglichkeiten sich aus dem digitalen Wandel für historisches Lernen in der Schule und in der außerschulischen Bildungsarbeit ergeben. Diese Potentiale werden unter anderem am Einsatz von Blogs/Microblogs und Wikis in der Unterrichtsarbeit aufgezeigt sowie an der Stärkung der Recherchekompetenz von Lernenden im Bereich der Geschichtswissenschaft. Es werden konkrete Handlungsanleitungen und Hilfestellungen gegeben, um diese Potentiale erkennen und umsetzen zu können.
Ausblick angesichts des digitalen Wandels
Der digitale Wandel vollzieht sich rasant. Diese Schnelligkeit manifestiert sich in unterschiedlichen Bereichen – in der technischen Entwicklung ebenso wie im ständig wachsenden und zunehmend spezialisierten Software- und App-Angebot, in zahlreichen Forschungs- und Unterrichtsprojekten sowie wissenschaftlichen Publikationen zum Thema. Obwohl im ersten Kapitel des Praxishandbuchs dem "Lernen über Medien" viel Raum eingeräumt wird, sind geschichtsdidaktische Verfahren und Analysetechniken zum Lernen über die historische und aktuelle gesellschaftliche Bedeutung von Medien, deren Wirk- und Einflussweisen, wie z. B. Formen von medialer Skandalisierung früher und heute, Inszenierungsstrategien von Politik, Macht und Herrschaft oder persuasive Kommunikationsstrategien, gemeinhin noch Desiderate. Gerade in der Diskussion um neue, digitale Formen der politischen Einflussnahme durch Social-Media und "Fake News" wäre dies ein wichtiger gesellschaftspolitischer und gegenwartsorientierter Beitrag der Geschichtsdidaktik: Denn entsprechende Vorgehensweisen, Inszenierungsstrategien und Techniken sind schon seit Jahrhunderten in Gebrauch und werden immer wieder nur zeitgemäß medial aktualisiert.
digitale Prüfungsformate
historisches Lernen mit Smart Devices: Brillen, Uhren etc.
mobile Anwendungen für das Geschichtslernen
eBooks über Schulbücher hinaus und digitalisierte Bücher verbunden mit neuen Formen der Recherche und Auswertung bezogen auf große Datenmengen (z. B. Google Ngram)
Nutzung von Cloud-Computing für die Organisation von Lernprozessen
computergestützte, adaptive Lernformen
LMS (Learning Management Plattformen)
emanzipative Auseinandersetzung und Teilhabe von historisch Lernenden mit Public History und Geschichtskultur durch Social Media