Open Educational Resources sind per se prozesshaft und beinhalten die Option zur "Unfertigkeit": Meist liegen sie in digitaler Form vor und können von allen Nutzenden ständig weiterentwickelt und angepasst werden. Dieser Prozess kann grundlegend für die Qualität der Materialien sein bzw. zu einer Qualitätssteigerung führen. Stichpunkte hierzu sind Aktualität, Multi-Perspektivität durch kollaborativen Austausch oder individualisierte Materialien, die unterschiedlichen Bedürfnissen von Lernenden gerecht werden. Eine These lautet, dass die Qualität von OER umso höher sei, je mehr sie genutzt werden. Auf der anderen Seite sind viele Lehrende vor diesem Hintergrund aber auch verunsichert und befürchten Qualitätseinbußen durch die Prozesshaftigkeit, durch die zum Teil unbekannte Qualifikation der Materialerstellerinnen und -ersteller oder durch die Mitwirkung zu vieler Materialbearbeiterinnen und –bearbeiter nach dem Gedanken "zu viele Köche verderben den Brei".
Die werkstatt.bpb.de hat deshalb das Thema "Qualität von OER" in einem Workshop beim OERcamp Ost im November 2017 in Berlin aufgegriffen. Die These war: Zwischen der Qualitätssicherung von OER und deren Verbreitung besteht ein enger Zusammenhang. Denn wer sich in der Rolle als Materialsuchende/r sicher sein kann, dass gefundenes freies Bildungsmaterial gut ist, wird eine höhere Akzeptanz für Open Educational Resources entwickeln und sie auch eher nutzen (und weiterverbreiten). Ziel des Workshops war es vor diesem Hintergrund, Checklisten zu entwickeln, mit denen Nutzende die Qualität von OER selbst überprüfen bzw. weiterentwickeln können bzw. ihr selbst erstelltes Material überprüfen können. Fragen, die dabei eine Rolle spielten, waren: Welche Qualitätskriterien werden angelegt? Welche Herausforderungen zum Qualitätsbegriff gibt es? Wie kann eine Checkliste flexibel genug für verschiedene Nutzungsbedürfnisse sein?
Die 16 Teilgebenden aus unterschiedlichen Bildungsbereichen sammelten in einem Etherpad mögliche Externer Link: Qualitätskriterien von freien Bildungsmaterialien. Dabei wurden die drei Sphären von OER betrachtet – die Offenheit bezüglich Lizenz und Zugänglichkeit (Open), die didaktische Komponente wie zum Beispiel die Anwendbarkeit auf verschiedene Lernkontexte (Educational) und die Beschaffenheit des Materials selbst wie zum Beispiel die inhaltliche Korrektheit (Resources).
Die Ergebnisse des gemeinsamen Brainstormings wurden im Anschluss an den Workshop in der Redaktion der werkstatt.bpb.de geclustert. Auf dieser Basis wurde je eine Checkliste für drei praktische Bedarfsfälle zur Qualitätssicherung von OER erstellt.