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Refugee Eleven im Test: „Die Protagonisten sind Identifikationsfiguren“

/ 5 Minuten zu lesen

32 Lehrende testeten das multimediale Bildungsmaterial Refugee Eleven zu den Themen Flucht, Asyl und Integration. Welche Erfahrungen machten Lehrende und Lernende mit dem Material? Fördert es die Fähigkeit, eigene Positionen zum dem Thema zu entwickeln? Und inwiefern trägt das Umfeld Fußball zum Lernerfolg bei? Das Ergebnis finden Sie hier.

32 Lehrende testeten das Lehr- und Aktionsheft "Refugee Eleven" mit DVD ( bpb / Fotografin: Katharina Frucht / bearbeitet / Lizenz Externer Link: CC BY-SA 4.0 )

In der elfteiligen Webvideo-Serie Interner Link: Refugee Eleven begegnen junge geflüchtete Amateurfußballer der Mannschaft "Refugee11", zehn Profifußballern und einer Profifußballerin, die selbst Fluchterfahrungen haben. Mittels der persönlichen Geschichten der Spieler werden die Themen Asyl und Integration erfahrbar. Unterrichts- und Aktionsmaterialien, die Interner Link: online verfügbar sowie als Interner Link: Lehr- und Aktionsheft mit DVD erhältlich sind, ergänzen die Videos. Das Projekt wird auf Externer Link: www.refugee11.de und in Externer Link: Social Media begleitet.

Material in vielfältigen Lernsettings einsetzbar

Deutschlandweit testeten 32 Lehrende Refugee Eleven in verschiedenen Lernsettings: an Gymnasien, beruflichen Schulen, Integrierten Sekundarschulen und privaten Fachhochschulen. Aber auch in Fußballvereinen, Verbänden, im Stadtsportbund, im Theater und in der Jugendberufshilfe wurde das multimediale Bildungsmaterial eingesetzt. Dabei kamen die meisten schulischen Testenden aus der Sekundarstufe I und II. Durch die große Heterogenität der vertretenen Bildungsbereiche und -stufen ergab sich im Test teilweise eine entsprechend breite Streuung der Antworten.

Im schulischen Kontext wurde das Material vorwiegend in den Fächern Ethik, Politik sowie Gemeinschafts- und Sozialkunde eingesetzt. In der Vereinsarbeit wurde es in Trainingseinheiten integriert. Auch innerhalb von Projekttagen zum Thema "Flucht und Asyl" fanden Videos und Lehrheft Anwendung.

Einsatzbeispiele aus der Praxis – so kann das Material im Unterricht verwendet werden:

  1. als einzelne Unterrichtseinheit (beispielsweise ein Kapitel pro Einzel- oder Doppelstunde) oder im Rahmen einer Projektarbeit


  2. als Lerneinheit unter Ergänzung weiterer vertiefender Materialien und unter Erteilung von Rechercheaufträgen an die Lernenden


  3. als Basis für die Vorbereitung von Kurzvorträgen durch die Lernenden mit anschließender Diskussion


  4. im Rahmen einer wechselseitigen Erschließung von Film und Text in einer Gruppenarbeit, etwa durch Arbeit an PCs an verschiedenen Stationen


  5. als Quelle für die Beantwortung eigenständiger Fragen der Lernenden zum Thema und das Entwickeln entsprechender Mindmaps mit anschließender Präsentation im Plenum


  6. im Rahmen einer Mediationsübung zum Thema in deutscher und englischer Sprache


  7. in Willkommensklassen: Als Anknüpfungspunkt für das Erzählen der eigenen erlebten Situation und als Mittel, Deutschland über seine Fußballvereine kennenzulernen

83 Prozent der Testerinnen und Tester bewerteten die technische Umsetzung des Materials als gut oder sehr gut, 91 Prozent fanden es grafisch ansprechend gestaltet und vergaben dafür im Schnitt die Note 1,9. Eine intuitive, problemlose Nutzung und Navigation war für 83 Prozent der Testenden möglich. Ebenfalls 83 Prozent befanden, dass Webvideos und Lehr- und Aktionsheft gut aufeinander abgestimmt sind. Für die Benutzerfreundlichkeit wurde eine durchschnittliche Note von 2,1 vergeben.

"Super Verknüpfung"

85 Prozent der Testenden gaben an, dass die behandelten Themen und Inhalte für ihre Bildungspraxis relevant seien und das Material den Anforderungen des Lehrplans entspreche. DVD und Heft schaffen es, die Themen Flucht, Asyl und Integration gut abzudecken da "… sie super miteinander verknüpft (sind) und (…) aus der Lebenswelt der Schüler (stammen)" und "die Themen vielfältig aufgegriffen und vertieft werden".

Darüber hinaus hatten die Testpersonen noch viele weitere Ideen, welche Aspekte über die vorhandenen elf Kapitel hinaus behandelt werden könnten, zum Beispiel die Arbeitsaufnahme in Deutschland, Frauen und Flucht oder ein Blick auf die Situation in den Herkunftsländern. Inhalte und Themen des Materials bekamen insgesamt eine Durchschnittsnote von 2,0.

Flucht und Fußball

Die Verknüpfung des Themas Flucht mit dem Umfeld Fußball fanden 60 Prozent der Befragten in großem oder sehr großem Maße dazu geeignet, zum Lernerfolg beizutragen. "Für Geflüchtete stellen alle Protagonisten Identifikationsfiguren dar. Regelklassen können durch bekannte Sportlerinnen und Sportler für das Thema Flucht sensibilisiert werden." Aber: "Wenn jemand eine Affinität zum Thema Fußball hat, dann kann dies das Interesse fördern, hat jemand dahingehend wenig oder keinen Zugang, kann dies auch (das) Interesse schwächen."

Der multimediale Charakter des Materials trug nach Meinung der Lehrenden zum Lernerfolg bei, weil "vor allem die Filme eine ungefilterte Beziehung zu den Fußballern sowohl als Profis aber auch als Privatpersonen eröffnen" und "interaktive Lern- und Lehrmöglichkeiten" bestehen.

Lernerfolg

88 Prozent der Lehrenden bestätigten, dass das Material die Lernenden dazu befähige, die Perspektiven geflüchteter Menschen nachzuvollziehen und bestehende Vorurteile kritisch zu hinterfragen, da "das Material vor allem das persönliche Schicksal einzelner Menschen mit einbezieht und einer Information 'ein Gesicht' gibt". Auch weil "die Dialogform der Filme und des Materials die (Lernenden) nicht zwingt, sofort Stellung beziehen zu müssen, sondern eine objektive Beurteilung (zulässt)". Eine weitere Stimme befand dieses Ziel als teilweise erreicht, "da natürlich die Vorurteile stark herausgearbeitet worden sind, (die) Hinterfragung kommt erst später und man müsste Tage später noch einmal darüber sprechen".

Hinsichtlich der Frage, ob das Material die Fähigkeit fördere, eine eigene Position zu den Themen Flucht, Asyl und Integration zu entwickeln, gingen die Meinungen etwas weiter auseinander.

Zum einen "gab das Arbeitsheft hier sehr gute Anregungen, (um) eine eigene Position zu entwickeln", unter anderem dadurch, dass "ein niederschwelliger Zugang zu den Themen möglich ist und die Basis 'Fußball' eine übertriebene Politisierung der Themen abbaut. Internationale Fußballprofis werden nie mit Migration in Verbindung gebracht und dies weckt auf und regt zum Nachdenken an."

Zum anderen jedoch stellten die Testenden fest, dass "hierfür mehrere unterschiedliche Seiten dargestellt werden müssten". Dieses Ziel könne "nur mit Unterstützung" durch die Lehrenden erreicht werden, und das Material sei hierfür "noch zu oberflächlich", Hintergrundinfos würden "zu kurz kommen".

Als Bewertung für die Eignung des Materials in ihrem Praxisumfeld vergaben die Testenden eine Durchschnittsnote von 2,4.

Das Urteil der Lernenden

Nach Einschätzung der Lehrenden fiel das Urteil der Lernenden mit einer Durchschnittsnote von 2,2 insgesamt positiv aus: "Meine Schülerinnen und Schüler hatten großes Interesse an den individuellen Geschichten, das Interesse der männlichen Schüler wurde durch das Rahmenthema Fußball sofort geweckt. Das weiterführende Material schlug dann einen guten Bogen zu wichtigen grundsätzlichen Informationen und auch einer persönlichen Auseinandersetzung der Schülerinnen und Schüler mit dem Thema. Sie haben sehr viel diskutiert und großes Interesse an dem Thema Flucht entwickelt."

Als verbesserungsfähig wurde der Schwierigkeitsgrad genannt, der an manche Lernende zu leichte Anforderungen stelle. Für Lernende ohne Deutsch als Muttersprache seien die Filme andererseits teilweise zu schwierig. Auch hinsichtlich verschiedener Bildungsbereiche wurde dieser Punkt geäußert: "Einige Fragestellungen sind für den Kontext Hochschule zu 'schwach' gewesen, weshalb sie entsprechend vom Lehrpersonal angepasst wurden."

Überwiegend gut sei das Material dafür geeignet, Lernerfolge zu erzielen: "Die Studierenden konnten sich einige Kernpunkte der Themen Asylrecht und Asylverfahren selbstständig aneignen. Es sind aktivierende Lernmethoden zum Einsatz gekommen, die u. a. eine Auseinandersetzung mit der eigenen Haltung gefordert haben, aber auch Herangehensweisen zur Aneignung von Wissen einüben ließen."

84 Prozent der Lehrenden würden das Material wieder im Unterricht bzw. in ihrer Lerngruppe einsetzen, weil "es eine andere Herangehensweise wählt, die gut bei der Zielgruppe ankomm(t) und trotzdem alle wichtigen Inhalte vermittelt". "Mit dem Material lässt sich gut über einen längeren Zeitraum arbeiten und (es) ist sehr anknüpfungsfähig."

Als Gesamturteil für das Material vergaben die Testerinnen und Tester eine 2,3.

Zum Schluss äußerten die Lehrenden Vorschläge für eine Weiterentwicklung des Materials. Ein Wunsch lautete, dass es "direkte Arbeitsaufträge zu den Filmen" geben sollte. Ein anderer bezog sich auf die Heterogenität der Nutzerinnen und Nutzer: "Vielleicht wären Vorschläge hilfreich, wie das Material je nach Lernort, Lernziel und Zielgruppe angepasst werden kann, um den unterschiedlichen Bildungsständen und Anforderungen gerecht werden zu können."