Interviewen, nachfragen und beobachten, radikale Gedanken denken, fokussieren und Prototypen entwickeln – nach dem Prinzip des Design Thinking wurde in den Räumen der Werkstatt-Redaktion am 23. Juni 2017 die Frage diskutiert, wie Schulleitungen der Zukunft aussehen können. Anlässlich des 10-jährigen Jubiläums des Studienkollegs der Stiftung der Deutschen Wirtschaft und der Robert Bosch Stiftung waren zehn Stipendiatinnen und Stipendiaten, Alumnae und Alumni des Förderprogramms bei werkstatt.bpb.de zu Gast. Das Studienkolleg beschäftigt sich mit Qualitätssicherung, Schulgestaltung und der Frage von Führung an Schulen. Das Thema „Schulleitungen der Zukunft“ als Unterthema des aktuellen Werkstatt-Themenschwerpunktes
Als zu bearbeitende Probleme und entwicklungsfähige Herausforderungen wurden unter anderem mangelnder Austausch und Transparenz, Innovationsmüdigkeit, Überlastung und die Fülle von Verwaltungsaufgaben identifiziert. Allerdings, das zeigte sich in der Gruppendiskussion, lassen sich diese Schwierigkeiten nicht als allgemeingültige Gegebenheiten verstehen. So berichtete die Gruppe durchaus von innovativen Schulleiterinnen und -leitern, denen es jedoch häufig an Zeit für die Umsetzung der Ideen fehle (vgl. Überlastung).
Ausgehend von diesen Herausforderungen und auf der Grundlage eigener Bedürfnissen und Erfahrungen entwickelten die Teilnehmenden prototypische neue Formen der Schulleitung.
Fünf Anforderungen an Schulleitungen im digitalen Zeitalter
1. Transparenz: Wer bringt sich wie bei der Schulgestaltung ein und was passiert hinter den oft verschlossenen Türen des Rektorenzimmers? Die Forderung nach mehr Offenheit und Transparenz in Bezug auf Prozesse aber auch Feedback-Kultur stand bei der Diskussion der Workshop-Ergebnisse an erster Stelle. So wurde mit dem Prototyp „Teamampel“ beispielsweise eine Idee entwickelt, die nach dem Ampelprinzip transparent machen soll, wer sich wo wie viel engagiert. Dabei können zum Beispiel Teilnehmende einer Arbeitsgruppe über die Teamampel im Anschluss an eine Sitzung anonym Feedback geben, mit dem sie einschätzen, wie stark sie sich noch in der Arbeitsgruppe engagieren möchten. Wenn dabei herauskommt, dass eine Mehrheit sich nicht mehr engagieren möchte, kann die Arbeitsgruppe ggf. geschlossen werden anstatt diese weiterlaufen zu lassen, nur weil niemand der Teilnehmenden sich zuvor traute, diese Möglichkeit offen anzusprechen.
2. Wirtschaftliches Know-how: Die Position des/der Schulleiters/in wird gegenwärtig meist von Lehrenden bekleidet, die keine Berufserfahrungen außerhalb der Schule gemacht haben. Aber ist das noch zeitgemäß? Innovationsmanagement und Anpassung an digitale Infrastrukturen würden in Zukunft immer schnellere Prozesse und auch ökonomisches Grundwissen erfordern, fanden einige der Teilnehmenden. Ein Vorschlag war daher das obligatorische Hospitieren in Wirtschaftsunternehmen während der Ausbildung (Prototyp „Jobrotation“). Der Prototyp „Explosive Education“ sah darüber hinausgehend vor, Unternehmerinnen und Unternehmer in die Schulleitung zu integrieren, die sich in dieser Tätigkeit mit anderen Bildungsinstituten, Unternehmen, Politik und Gesellschaft vernetzen.