Mal wieder die Finnen
Ein Vertreter aus Finnland (in diesem Fall Raimo Salo, Finland School of Education) stellte das finnische Strategiekonzept für "Integration an der Schule" vor. Kernbestandteil sind Lehrerfortbildungen: Lehrende sollen gezielt qualifiziert werden für die Arbeit mit heterogenen Schulklassen und insbesondere mit Schülerinnen und Schülern mit Migrations- und Fluchthintergrund. Wesentliches Merkmal des Konzepts ist, dass den Lehrenden mehr Zeit für Kollaboration und Austausch untereinander eingeräumt werden soll. Ebenso wichtig sind individualisierte Bildungspläne. In Finnland sollen alle Schülerinnen und Schüler – unabhängig von ihrer Herkunft und vom Sprachniveau – bereits an Musik, Sport, Handwerkunterricht etc. teilnehmen, um die Sprache zu erlernen.
Sirius Network
Das EU-finanzierte Externer Link: Sirius Netzwerk präsentierte eine Agenda mit einer Reihe von Feststellungen und Empfehlungen zum Thema vielfältige Schulen, die wir hier in Auszügen wiedergeben:
Vollständiger Zugang zu hochqualitativer Bildung und Berufstraining in inklusivem Rahmen
Lernzentrierter Ansatz
Gemischte Schulen und Klassenräume erlauben Lernenden aus verschiedenen sozio-ökonomischen und ethischen Hintergründen, zusammen zu lernen
Schulleiter/-innen benötigen eine formale Ausbildung, um Diversität als einen Gewinn zu bewerten und die professionelle Entwicklung ihrer Angestellten zu ermöglichen
Die Studie ist Externer Link: hier zu finden.
Migrationssensible Schulentwicklung
Prof. Marc Thielen, Uni Bremen, erläuterte in seinem Vortrag, dass "migrationssensible Schulentwicklung" in erster Linie eine Anpassung der Institution Schule in den Bereichen Strukturen, Methoden, Curricula und Umgangsformen an die Herausforderung Migration erfordert. Alle Schülerinnen und Schüler sollen, unabhängig von ihrem Status, Stammschülerinnen und -schüler sein. Für Thielen sind dabei folgende Aspekte für das Arbeiten mit Geflüchteten in der Schule wichtig:
(Noch immer) fehlende Routinen
Klärung der Zuständigkeiten für die neu eingewanderten Lernenden
Lehrkräfte des Regelbetriebs fühlen sich nur eingeschränkt zuständig für die neuen Schülerinnen und Schüler. Zudem werden die Neuankömmlinge oft als defizitär wahrgenommen, die Kompetenz der Vielsprachigkeit wird nicht gesehen. Insgesamt herrsche an Schulen oft ein Gefühl der Belastung und Zumutung, eine nachhaltige, dauerhafte Integration der neuen Schülerinnen und Schüler wird in Frage gestellt.Notwendige Beiträge von Lehrkräften sollen Zugehörigkeitserfahrungen ermöglichen
Das Ziel, so Thielen, solle eine gleichberechtigte Teilhabe der geflüchteten Schülerinnen und Schüler am Regelsystem sein. Die Unterrichtsgestaltung solle sprachsensibel gestaltet werden, so dass alle daran teilhaben können. Konkret könnten Texte sprachlich entlastet und verstärkt mit Bildern kombiniert werden. Standardmaterialien sollten in Bezug auf die Eignung überprüft, ihre Methodik und Didaktik zielgruppengerecht aufbereitet werden. Kurz: Es bedarf einer Reflexion der (bisherigen) Unterrichtsdidaktik.Interkulturelle Kompetenz
Der Umgang mit Kultur und Kulturbegrifflichkeiten sollte reflektiert und sorgfältig eingesetzt werden. Wichtiges Ziel ist dabei, offensiv gegen Rassismus und Diskriminierung im Schulalltag vorzugehen. Ein Weg könne sein, Flucht und Migration bzw. die Ursachen von Flucht als Thema für alle Lernenden zu behandeln.