Circa zwei Drittel aller Jugendlichen spielen regelmäßig Computerspiele am PC, auf Konsolen oder auf dem Handy.
Eines der beliebtesten Spiele ist Minecraft. Alternativ kann auch mit kostenlosen Minecraft-Klonen gearbeitet werden, denen das gleiche Spielprinzip zugrunde liegt, zum Beispiel Minetest. Für die außerschulische Bildung muss dann allerdings ausprobiert werden, ob die Anziehungskraft für Jugendliche mit der des Originals vergleichbar ist. Minecraft steht in diesem Text für das dahinterliegende Spielprinzip. Im Folgenden soll anhand dieses Spieles beispielhaft gezeigt werden, wie Computerspiele in der politischen Jugendbildung in der außerschulischen Bildung, in Online-Wettbewerben und Schulprojekten genutzt werden können. Da das Spielprinzip an Lego erinnert, können selbst Pädagoginnen und Pädagogen, die keine Computerspieler bzw. -spielerinnen sind, einfach Konzepte erstellen, ohne tief ins Spiel einsteigen zu müssen. Weil das Spiel von Kindern und Jugendliche auch in der Freizeit genutzt wird, kann man sie darüber dafür begeistern, sich hochmotiviert mit gesellschaftlich relevanten Themen zu beschäftigen.
Minecraft – unbegrenzte Kreativität für die politische Bildung
Minecraft ist ein Sandbox- bzw. Open-World-Game. Im Unterschied zu vielen anderen Spielen gibt es keine vom Entwickler vorgegebene Lösungswege und Spielziele. Im Survival-Modus geht es darum, in einer virtuellen Welt zu überleben. Dafür muss man tagsüber Rohstoffe abbauen, wie der Name "Mine" bereits andeutet, und anschließend daraus Werkzeuge erstellen, das sogenannte "Craften". Gebaut wird, indem man quadratische Blöcke aus den abgebauten Materialien übereinander und nebeneinander setzt. Vor allem in der Nacht kommen Monster, vor denen man sich durch Gebäude oder mit Waffen schützen kann.
Im Kreativmodus, der bei den hier vorzustellenden Projekten genutzt wurde, stehen alle Blockarten und Werkzeuge unbegrenzt zur Verfügung. Die Spielerinnen und Spieler können sofort mit dem Bauen beginnen. Ihrer Kreativität sind fast keine Grenzen gesetzt. Das ganze Potenzial des Spiels entfaltet sich, wenn die Spielerinnen und Spieler in einer virtuellen Welt interagieren. Es funktioniert dann wie ein virtuelles Lego, in dem alle Spielerinnen und Spieler kollaborativ an einem Haus, einer Stadt oder Landschaft bauen können.
Wenn man mit Minecraft für außerschulische Angebote der politischen Bildung wirbt, melden sich in der Regel mehr Kinder und Jugendliche an, als Plätze verfügbar sind. Und es werden überdurchschnittlich viele Teilnehmende erreicht, die kein Gymnasium besuchen. Gerade für sogenannte bildungsfernere Milieus können Computerspiele ein Zugang zur politischen Bildung sein. Die folgenden Beispiele zeigen, wie vielfältig Bildungsszenarien mit Minecraft sein können.
Das politische Berlin
Klassische Themen der politischen Bildung können mit Minecraft interessanter aufbereitet und bearbeitet werden. Zum Beispiel die Frage, wo politische Entscheidungen getroffen werden. Ganz dem Spielprinzip von Minecraft folgend, erschließen sich die Spielerinnen und Spieler die Antwort über zentrale Gebäude, zum Beispiel des politischen Berlins, wie das Kanzleramt, den Bundestag oder die Ministerien. Nach einer Einführung bauen sie die Gebäude nach. Anschließend erkunden sie diese bei einer Exkursion nach Berlin, treffen auf politische Entscheidungsträger und -trägerinnen und präsentieren ihnen ihre Minecraft-Bauten. Ebenso können die Ideen der Jugendlichen auch der Einstieg in eine Diskussion mit dem oder der Bundestagsabgeordneten aus dem eigenen Wahlkreis oder kommunalen Verantwortlichen im Jugendclub oder an der Schule sein. Die Kinder und Jugendlichen, beim Projekt "Das politische Berlin"
Partizipation, Zukunftsstadt und Lebensperspektiven Jugendlicher
Man kann Offene-Welt-Spiele wie Minecraft aber auch als E-Partizipations-Tool
HistoryCraft – eine virtuelle Gedenkstätte entsteht
Über Minecraft kann man Jugendliche aber auch für historisch-politische Bildung interessieren. Im Projekt HistoryCraft
Ausblick
Als Plattform bietet Minecraft technisch (fast) unendliche Möglichkeiten. Der pädagogischen Fantasie für Nutzungsmöglichkeiten eröffnet es einen weiteren Raum, als hier dargestellt werden konnte Allein aus der Lego-Analogie ergeben sich noch vielfältigste weitere Möglichkeiten, zum Beispiel die Erstellung von Prototypen, die bei Bedarf sogar per 3D-Drucker ausgedruckt werden können. Darüber hinaus können in Minecraft oder einem seiner Klone vergleichsweise einfach eigene Spiele (Serious Games) und Simulationen zu politischen und ökonomischen Themen entwickelt werden. Mirek Hančl hat mit Tracecraft
Mehr Informationen
Für die außerschulische Bildung lohnt sich der Einsatz der kostenpflichtigen Minecraft-Version (einmalig 23,95 Euro pro übertragbarer Spielerlizenz oder für 5 Euro jährlich als Externer Link: Minecraft Education Edition als Teil von Office365), um Jugendliche in ihrer Spiele- und Lebenswelt abzuholen. Im Externer Link: Netz findet man viele gute Beispiele, wie man Minecraft in Bildungsprozessen einsetzen kann. Mit Externer Link: Minetest gibt es einen Minecraft-Nachbau, in dem inzwischen die meisten Funktionalitäten implementiert wurden und der kostenlos und Open Source zur Verfügung steht. Eine kleine Gruppe von Pädagoginnen und Pädagogen erstellt inzwischen auch Externer Link: Anleitungen zur Bildungsarbeit mit Minetest.
Der Autor nutzt seit über drei Jahren Minecraft für Projekte der politischen Bildung an der Evangelischen Akademie Sachsen-Anhalt e. V. und berichtet hier darüber: Externer Link: www.junge-akademie-wittenberg.de/minecraft.