Die Fachtagung "Bewegtbildung" des Externer Link: Netzwerks Bewegtbildung.net – einem gemeinsamen Projekt der Bundeszentrale für politische Bildung und Externer Link: mediale pfade – begann mit dem Input von Anselm Sellen (Studienleiter Externer Link: Europahaus Marienberg), in dem er sich dem Begriff der politischen Bildung und deren Bedeutung näherte. Unter dem Vortragstitel "Bildung und Bewegung? Eine Fragerunde" vertrat er die Meinung, dass Fragen, die Teilnehmende von politischen Bildungsveranstaltungen an sich selbst stellen, besser seien als vorgefertigte Antworten. Antworten gäben zwar eine Orientierung, seien aber sehr bequem. Durch Fragen würden Jugendliche angeregt, sich selbst und die eigene Rolle innerhalb der Gesellschaft zu reflektieren. Er kritisierte den Ansatz der bpb, politische Bildung vornehmlich für eine Zielgruppe ab 16 Jahren zu produzieren, da in diesem Alter bestimmte Gruppen nicht mehr an Angeboten teilnehmen können. Klassische politische Bildung läuft seiner Meinung nach Gefahr, Elitebildung zu sein, da sie oft diejenigen Jugendlichen berücksichtige, die sowieso einen Bildungshintergrund hätten. Sellens Meinung nach braucht es mehr Bildungsformate, die Zielgruppen ansprechen, die sich außerhalb dieser Blase befinden. Hier sieht er eine große Chance für Webvideo-Formate, diese zu erreichen. Wichtig ist ihm dabei, dass Webvideos einen Lernprozess in Bildsprache übersetzen, da dadurch eine andere Reflexionsebene erreicht werde als durch Aufschreiben oder Sprechen.
Im ersten Podium der Tagung versuchten Dr. Helle Becker (Externer Link: Transferstelle politische Bildung), Franzi von Kempis (Externer Link: Mesh Collective) und Rayk Anders (YouTuber, Externer Link: Armes Deutschland) eine Antwort auf die Frage zu finden, wie politische Bildung mit Webvideos gelingen kann. Für Franzi von Kempis ist für ein gelungenes politisches Bildungsformat vor allem wichtig, dass es bei den Betrachterinnen und Betrachtern Reaktionen auslöst. Für sie muss ein gutes Webvideo dazu anregen, auf das Gesehene zu reagieren und sich dadurch intensiver damit zu beschäftigen. Die Gesprächsteilnehmenden waren sich einig, dass politische Bildung nicht mit dem Upload des fertigen Videos endet, sondern dass auch die weitere Betreuung der Beiträge und der Umgang mit Resonanz wichtig für den Bildungsprozess sei. Dr. Helle Becker kritisierte, dass viele (Lern-)Videos auf YouTube schlechter Frontalunterricht seien. Ihrer Meinung nach müsste man weg von der klassischen Chronologie, auf die viele Formate der politischen Bildung beruhen: dass Wissen zu Bewusstsein und somit zu Handlungsfähigkeit führe. Ihrer Meinung nach müssten Jugendliche an den Punkten, an denen sie stehen, abgeholt werden, und es müsse gezielt geschaut werden, welche Inhalte, Materialien und Informationen sie benötigen, um sich individuell weiterzuentwickeln. Auf die Frage, was sie tun würden, wenn unendlich viel Geld da sei, antwortete Rayk Anders, er würde gerne umfangreichere Videos, ähnlich Dokumentationen, produzieren. Franzi von Kempis würde eine große und gute Redaktion aufbauen und dieser alle Ressourcen zur Verfügung stellen, die sie benötigt, um produktiv arbeiten zu können. Dr. Helle Becker würde gern andere Plattformen als YouTube etablieren.
In einem zweiten Podium diskutierten Niels Brüggen (Externer Link: JFF), Cornelia Holsten (Externer Link: Bremische Landesmedienanstalt) und Sabine Frank (Externer Link: Google Germany) darüber, welche Rahmenbedingungen politische Bildungsarbeit auf Webvideo-Plattformen braucht. Hier wurde darüber gesprochen, dass Bildungsformate in Webvideos oft auf Plattformen (wie z. B. YouTube) stattfinden, die nach kommerziellen Maßstäben funktionieren, und somit auch Monetarisierung und Werbung immer Themen seien, die mitgedacht werden müssten. Die Gesprächsteilnehmenden waren der Meinung, dass es durch Kennzeichnung der Werbeinhalte möglich sei, trotzdem Authentizität zu wahren. Niels Brüggen erklärte, dass Jugendliche zwar wüssten, dass die Plattformen kommerzielle Anbieter sind, auf denen es auch Werbung gibt, die nicht immer als solche gekennzeichnet ist, sie sich aber oft nicht bewusst wären, dass diese auch ihre Daten sammeln und auswerten. Seiner Meinung nach sollte auch das Bestandteil der politischen Bildung im Webvideobereich sein.
Des Weiteren wurden in zwei Runden insgesamt neun Workshops angeboten, an denen die Teilnehmenden sich beteiligen konnten. Das komplette Programm der Fachtagung finden Sie Externer Link: hier. Die Vorträge und Podien wurden aufgezeichnet und sind auf dem Externer Link: Youtube-Channel von bewegtbildung.net verfügbar. Die Workshops wurden teilweise Externer Link: hier dokumentiert.
Die Ergebnisse der Fachtagung fließen auch in die Arbeit des Netzwerks bewegtbildung.net ein, das Akteure aus der politischen Bildung, der Wissenschaft, Medienpädagogik und Webvideo-Praxis zusammenbringen will. Wer sich für die Arbeit des Netzwerks interessiert, findet aktuelle Informationen auf der Externer Link: Website oder auf Twitter unter dem Hashtag Externer Link: #bewegtbildung.