Das Projekt: Die Lernreisen der Initiative „Kreidestaub“ sollen angehende Lehrende der Berliner Universitäten an zukunftsweisende und inspirierende Lernorte in ganz Deutschland führen. Jede Reisegruppe besteht aus circa zwölf Teilnehmenden und drei Gruppenleitenden. Die Gruppen bilden sich jedes Jahr neu. Neben Lehramtsstudierenden sind auch Lernende anderer fachnaher Studienrichtungen wie Erziehungswissenschaften oder Sozialkunde vertreten. Die Reiseroute stellen alle gemeinsam zusammen – als Indikatoren für vorbildliche Lernorte dienen dabei Preise wie der Externer Link: Deutsche Schulpreis oder der Externer Link: Jakob Muth-Preis.
Wie die Organisation bleibt auch die Finanzierung der Reise jeder Gruppe selbst überlassen: von der Beantragung von Fördermitteln bis hin zu Eigeninitiativen wie Kuchenbasaren. Bisher sind nur die Gründer der "Lernreisen" als studentische Hilfskräfte an der Humboldt-Universität in Berlin angestellt, erst im kommenden Semester sollen auch die Gruppenleitenden Lehraufträge zugewiesen bekommen. Zusätzliche Kosten des Projektes werden z.B. mit 5.000 Euro Preisgeld des Externer Link: Stifterverbands der deutschen Wissenschaft sowie weiteren Stipendien gedeckt.
Gleich mehrfach werden bei diesem Projekt Wissen und Erfahrungen geteilt. Denn im Externer Link: begleitenden Blog werden alle Beobachtungen und Ergebnisse der Reisen dokumentiert. Damit erhalten nicht nur die teilnehmenden Studierenden einen Einblick in den realen Schulalltag, sondern auch eine breitere Öffentlichkeit. Nur ein Grund, warum die diesjährige Reise in sechs deutsche Städte u.a. auch mit Hilfe einer Externer Link: Crowdfunding-Kampagne finanziert wurde. In Zukunft sollen die Reisen als Uniseminar oder Praktikum angerechnet werden können und sich auch an anderen Universitäten etablieren.
Nennen Sie drei Ziele Ihres Projektes - insbesondere im Hinblick auf die Aspekte Bildung und Teilen.
1. Wir möchten, dass Lehramtsstudierende von gelingenden Schulen lernen. Wenn es stimmt, dass es in Deutschland Schulen gibt, die intelligente Antworten auf gesellschaftliche Herausforderungen (Inklusion, digitale Bildung etc.) gefunden haben, dann möchten wir wissen, wie diese Schulen das machen. Dafür bringen wir angehende Lehrende mit den besten Schulen zusammen – eben um Wissen und Erfahrungen zu teilen.
2. Als Gruppenleitung geben wir einen Großteil der Verantwortung und Planung ab. Die Teilnehmenden (bei der letzten Reise im März 2015 waren es elf Personen) übernehmen alle Aufgaben von Schulauswahl- und kontakt, über Fundraising bis zu Unterkunft- und Transportwahl selbst. Zum einen gibt diese Struktur Menschen die Möglichkeit, neue Erfahrungen zu machen, zum anderen verteilen wir Verantwortung auf viele Schultern.
3. Wir teilen, was wir erfahren. Alle Lernreisegruppen halten ihre Erfahrungen und Reflexionen fest und veröffentlichen diese auf einem Blog. Dies geschieht z.B. in Form von geschriebenen Artikeln, Videos (z.B. Schulleitungsinterviews) oder Audio-Podcasts. Auf diesem Weg kann ein größerer Kreis Interessierter an den Erfahrungen teilhaben und davon profitieren.
Welche Rolle spielen digitale Strukturen und Tools in Ihrem Projekt?
Wir nutzen digitale Tools für einen Großteil unserer Kommunikation und Planung. Beispielsweise gibt es für jede Lernreisegruppe eine Plattform für das Online-Projektmanagement. Dort werden der Planungsprozess, der inhaltliche Austausch und die Zuständigkeiten koordiniert. Speziell für die Planung der Reiserouten nutzen wir Google Maps und eine online zugängliche Tabelle, um gruppenübergreifend unkompliziert planen zu können. Ein Beispiel hier ist die Koordination von Hospitationsanfragen bei Schulen. In unserem Kernteam entsteht jeder Fundraisingantrag sowie jedes Konzeptpapier in einem Online-Dokument. Unsere Dateien lagern wir bei einem Cloud-Speicherdienst. Momentan arbeiten wir an einer Lernreise-Webseite inklusive Do-it-yourself-Anleitung für Lernreisen und Austauschplattform.
Welche Herausforderungen tauchen bei Ihrer Art des Teilens auf?
Für die Lernreisegruppen gehören das Verfassen von Blogeinträgen und die Postproduktion von Videos zu den zeitintensiven Aufgaben – Zeit, die auf einer Reise zwischen Schulhospitation, Gruppenerlebnissen, Reflexionsrunden, Reisen und Kochen nicht immer da ist. Leider ist die Reichweite der Blogartikel und Videos in der Regel eher gering. Hier suchen wir nach effizienteren Verbreitungsmöglichkeiten. Des Weiteren bemühen wir uns, das Format „Lernreise“ als Format der universitären Ausbildung zu verbreiten. Hier stoßen wir oft auf strukturelle Probleme. Jede Universität funktioniert anders – es gibt andere Ansprechpartner, andere Studienordnungen, andere Infrastrukturen. Was sich z.B. hinter einem „Zentrum für Lehrerbildung“ (ZfL) verbirgt, kann von Uni zu Uni sehr unterschiedlich sein.
Wo sehen Sie Ihr Projekt in einem Jahr?
Bis in einem Jahr möchten wir Lernreisen an fünf bis zehn Universitäten implementiert haben. Die Lernreisenden möchten wir dann auf Netzwerktreffen zusammenbringen, um Erfahrungen auszutauschen und das Format weiterzuentwickeln. Auf unserer zukünftigen Webseite möchten wir alle Lernreisegruppen zusammenführen und diese Community für den Austausch und die Entwicklung weiterer Formate gewinnen, die das Lehramtsstudium bereichern können. Wissenschaftlich möchten wir uns zum einem der Frage nach der „gelingenden Schule“ weiter annähern und uns zum anderen mit der Frage beschäftigen, welche Wirkung dieses Projekt auf die Teilnehmenden hat.
Webseite: Externer Link: www.kreidestaub.net und bald Externer Link: www.prinzip-lerneise.de
Kontakt: Pierre Lischke, E-Mail Link: info@prinzip-lernreise.de
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