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Teil 1: Mein Internet ≠ dein Internet. Warum wir verschiedene Nachrichten sehen | Politische Bildung in einer digitalen Welt | bpb.de

Politische Bildung in einer digitalen Welt Einführung Demokratie und Digitalisierung. Ein Blick auf das politische System Deutschlands Medienkompetenz und Digital Literacy Kompetenzen für die "digitale Welt" und politische Bildung Politikdidaktik Politikdidaktik und digitale Medien "Politisches Handeln auch im digitalen Raum ermöglichen und fördern" Netzpolitik Demokratie in Zeiten der Digitalisierung "Die Hoffnung auf Demokratisierung durch Technik ist blauäugig" "Man braucht diese Visionen und positiven Narrative" Wahlkampfthema Digitalisierung Digitale Bundestagswahl auf einen Blick Bildungspraxis Von der Wissensvermittlung zur produktionsorientierten politischen Bildung "Ganz wesentlich ist der Punkt digitale Mündigkeit" Digitale Bildung Weniger Optimierung, mehr Reflexion: kleine Schritte zu einer kritischen digitalen Bildung "Wir unterschätzen bisweilen die langfristige Veränderung" Unterrichtsmaterialien Geschäftsmodelle Worum geht es? Hintergrund: Digitale Geschäftsmodelle aus Sicht der Gesellschaft Wie Apps & Social Media Geld verdienen Werbefinanzierte Plattformen Meinungsbildung Worum geht es? Hintergrund: Wie wirkt sich die Nutzung digitaler Plattformen auf Meinungsbildungsprozesse aus? Warum wir im Netz verschiedene Nachrichten sehen Wie hängen die Mechanismen von digitalen Plattformen mit der Meinungsbildung zusammen? Datenspuren Worum geht es? Hintergrund: Digitaler Alltag und Datenspuren im Netz Was sind "Datenspuren"? Was Datenspuren möglich machen – Chancen und Risiken Teilhabe Worum geht es? Hintergrund: Politische Teilhabe in einer digitalen Welt Der Zugang zu digitalen Diensten Was kann ich mit Apps & Social Media bewegen? Redaktion

Teil 1: Mein Internet ≠ dein Internet. Warum wir verschiedene Nachrichten sehen

Manuel Heckel Sebastian Kauer

/ 3 Minuten zu lesen

Ziel des Unterrichtsvorschlags ist es zu zeigen, wie Schülerinnen und Schüler sich im Netz informieren und welche Rolle digitale Plattformen bei der Auswahl und Übermittlung von Informationen spielen.

Was verschiedene Nutzende in ihrem digitalen Medienalltag zu sehen bekommen, unterscheidet sich stark. (bpb, Illustration: Johanna Benz und Tiziana Beck/graphicrecording.cool) Lizenz: cc by-nc-sa/4.0/deed.de

Die Unterrichtsvorschläge dieses Kapitels sind gegliedert in zwei Teile. Die Teile bauen aufeinander auf. Sie können separat durchgeführt werden in Lerngruppen mit jeweils passendem Alter bzw. Lernniveau. In höheren Klassenstufen können sie auch miteinander verbunden werden.

In diesem ersten Teil wird veranschaulicht, wie gegensätzlich Informationen aus dem Netz für Schülerinnen und Schüler aussehen können: je nachdem, welche Nachrichtenseiten sie aufrufen, welche Suchmaschinen sie bevorzugen oder in welchen sozialen Netzwerken sie aktiv sind. Dabei soll gezeigt werden, welche Rolle digitale Plattformen bei der Auswahl und Übermittlung von Informationen spielen. Der Interner Link: zweite Teil untersucht die Dynamiken der Kommunikation in sozialen Netzwerken.

Kapitel zum Download

Handreichungen für Lehrerinnen und Lehrer zum Download

Arbeitsblätter für Schülerinnen und Schüler zum Download

Medienkompetenzen

  • Informationsquellen analysieren und kritisch bewerten,

  • Medienerfahrungen weitergeben und in kommunikative Prozesse einbringen,

  • Inhalte in verschiedenen Formaten bearbeiten, zusammenführen und präsentieren,

  • Risiken in digitalen Umgebungen kennen, reflektieren und berücksichtigen,

  • Vielfalt der digitalen Medienlandschaft kennen,

  • eigenen Mediengebrauch reflektieren,

  • interessengeleitete Setzung von Themen in digitalen Umgebungen erkennen und beurteilen,

  • die Bedeutung von digitalen Medien für die politische Meinungsbildung und Entscheidungsfindung kennen und nutzen.

Nach: Kultusministerkonferenz (2017), Kompetenzen in der digitalen Welt

Bezüge zu Fächern und Inhaltsfeldern

Politik & Gesellschaft

  • in verschiedenen Medien recherchieren und zielgerichtet Informationen beschaffen,

  • relevante Informationen identifizieren, Informationen gliedern und in Zusammenhänge einordnen,

  • Bedeutung digitaler Medien für die Verfügbarkeit von Informationen sowie Kommunikation,

  • Chancen und Risiken durch digitale Plattformen und soziale Netzwerke,

  • Meinungs- und Interessenvielfalt in der Demokratie,

  • Medien und Manipulation,

  • Einfluss von Medien auf die politische Sozialisation

Voraussetzungen

Lernniveau / Altersgruppe: einsetzbar ab Klassenstufe 7/8

Technische Ausstattung:

  • Mobile Geräte für alle (Klein-)Gruppen; eigene Geräte nutzbar (BYOD)

  • Präsentationstechnik (Beamer o.Ä.)

  • Internet für alle (Klein-)Gruppen

Unterrichtsverlauf

Übersicht

EinstiegBrainstorming, Plenum
Lehrkraft stellt das Thema vor

Ergebnis:
Liste: Häufig genutzte Informationskanäle

Materialien:
Beamer, Whiteboard, Pinnwand o.Ä.
Wie informieren wir uns im Internet und mit Apps?

Umfrage/Brainstorming im Plenum:
• Lehrkraft nennt als Beispiel ein aktuelles Nachrichtenthema*, fragt SuS: "Wie habt ihr davon erfahren?" bzw. "Welche Internetseite oder App würdet ihr nutzen, um mehr darüber zu erfahren?"
• Die Beiträge werden für alle sichtbar gesammelt.
• Lehrkraft fragt ggf. nach oder ergänzt wichtige Informationskanäle, falls diese nicht genannt werden.
• Ergebnis: Liste der von den SuS meistgenutzten Informationskanäle.

* Das Thema kann an eigene Bedürfnisse oder Interessen der SuS angepasst werden. Bezüge zu Wahlen oder aktuellen politischen Themen bieten sich an ("Welche Partei ist für [Thema]", "Wen kann ich wählen?"), aber auch Konsum-Themen sind möglich ("bestes Handy", "[Produkt] kaufen" o.Ä.).

Impuls: Lehrkraft veranschaulicht, dass verschiedene Wege der Recherche zu unterschiedlichen Informationen führen (Anleitung und Beispiele siehe Interner Link: Materialien):
• Lehrkraft zeigt unterschiedliche Ergebnisse von verschiedenen Plattformen zu derselben Suchanfrage (z.B. von YouTube, von einer Suchmaschine und aus einem sozialen Netzwerk; ggf. personalisierte Ergebnisse von zwei Personen von derselben Plattform). Hier können die beliebtesten Plattformen der SuS aus dem Einstieg aufgegriffen werden.
• Option 1: Lehrkraft zeigt, wie unterschiedlich Timelines von verschiedenen Profilen mit unterschiedlichen Interessen auf derselben Plattform aussehen können.
• Option 2: Lehrkraft zeigt Beispiele für gegenteilige Aussagen zum selben Thema aus verschiedenen Quellen, etwa unterschiedlichen Suchmaschinen.
Arbeitsphase / Versuch Partner- / Gruppenarbeit im Unterricht
Ergebnis:
(digitale) Dokumentation

Materialien:
Anleitung, Endgeräte für SuS, Netzzugang
SuS führen Recherchen auf ausgewählten Internet-Plattformen durch und vergleichen die Ergebnisse. Sie diskutieren, wie die Absender eine Information prägen. Das Thema ist für alle gleich, doch verschiedene SuS bzw. Kleingruppen untersuchen verschiedene Plattformen (z.B. YouTube, Social Media, verschiedene Suchmaschinen). Vorab wird der exakte Wortlaut für Suchanfragen festgelegt.

SuS erhalten folgende Aufträge:
• Die vorgegebene Plattform aufrufen (ggf. auf dem eigenen Handy) und die festgelegte Suchanfrage eingeben.
• Die angezeigten Ergebnisse zum Thema dokumentieren (Screenshots anfertigen).
• Die angezeigten Ergebnisse untersuchen: Links aufrufen, Informationen zu den Absendern (Quellen der angezeigten Ergebnisse) recherchieren und notieren.
• Die Ergebnisse der Untersuchung dokumentieren (zuvor angefertigte Screenshots dokumentieren).

Im zweiten Schritt vergleichen jeweils zwei SuS/Kleingruppen, die verschiedene Plattformen genutzt haben, ihre Ergebnisse. Aufträge:
• Beschreibt Gemeinsamkeiten und Unterschiede der Ergebnisse (Stichworte).
• Überlegt, was die Gründe für die Unterschiede sein könnten. Notiert eure Vermutungen (Stichworte).
Vorstellung der ErgebnissePlenum, Präsentation
SuS stellen Ergebnisse ihrer Recherchen und der Vergleiche vor.
Bewertung / AbschlussPlenum, Diskussion
Ergebnis:
(digitales) Ablaufdiagramm: "Warum wir verschiedene Nachrichten sehen"
Die Lehrkraft veranschaulicht für alle sichtbar in einem Ablaufdiagramm (siehe unten und Materialien) verschiedene Wege von Informationen vom Absender (Quelle) zu den Nutzern/-innen der Plattform. Berücksichtigt sind verschiedene Quellen sowie die Abläufe in traditionellen Massenmedien am Beispiel von Fernsehnachrichten.

Die Lehrkraft stellt folgende Fragen zur Diskussion:
• Wie unterscheiden sich die Absender (Quellen) der in der Plattform angezeigten Informationen – sind sie alle gleichermaßen vertrauenswürdig?
• Welche Rolle spielt die Plattform bei der Übermittlung der Information? Werden die Inhalte geprüft?
• Wovon hängt es ab, welche Informationen verschiedene Nutzer/-innen derselben Plattform zu sehen bekommen?

Das Ablaufdiagramm dient zur Veranschaulichung; Antworten werden im Diagramm notiert und ggf. durch die Lehrkraft ergänzt.

Zum Abschluss fordert die Lehrkraft die SuS zu einer Bewertung der Ergebnisse auf:
• Wie sollten sich Nutzer/-innen verhalten, wenn sie sich mithilfe von Internet-Plattformen und Apps informieren?
• Wie sollten sie sich ggf. speziell gegenüber Informationen aus bestimmten untersuchten Plattformen verhalten?
• Welche Vorteile hat es, dass wir unsere Infos auf unterschiedlichen Wegen beziehen können und die Plattformen Infos passend zu unseren Interessen liefern?
• Welche Nachteile könnte es haben, wenn verschiedene Nutzer/-innen z.T. unterschiedlich gefilterte Informationen zu demselben Thema erhalten?

Optionen
Skizzen / Konzept zu einer fiktiven "idealen" Website entwerfen: Wie sollten Plattformen idealerweise Informationen übermitteln?

Materialien

So gegensätzlich können Informationen aus dem Netz aussehen - Anleitung für Online-Recherchen

Kurzanleitung für Lehrkräfte
Was verschiedene Nutzer/-innen im Netz zu sehen bekommen, unterscheidet sich zum einen dadurch, dass sich ihre Mediennutzung unterscheidet: Sie suchen zum Beispiel verschiedene Nachrichtenseiten auf, bevorzugen bestimmte Suchmaschinen oder sind Mitglied bei unterschiedlichen sozialen Netzwerken. Zum anderen gibt es Unterschiede, weil soziale Netzwerke und viele Suchmaschinen personalisierte Inhalte anzeigen. (Mehr Informationen siehe Interner Link: Hintergrundtext.)

Um diese Effekte zu veranschaulichen, gibt es verschiedene Ansätze:

  1. Vergleich von Informationen zum selben Thema auf verschiedenen Plattformen: Ausgeprägte Unterschiede zeigen sich, wenn verschiedene Plattformen genutzt werden, um Informationen zu recherchieren – zum Beispiel die Ergebnisse zur Frage "wen soll ich wählen" in der Suchmaschine Google im Vergleich zu YouTube (das von vielen Schüler/-innen auch als Informationsquelle genutzt wird).

  2. Vergleich von Inhalten, die unterschiedlichen Nutzer/-innen von sozialen Netzwerken angezeigt werden (personalisierte News-Feeds): Selbst wenn Nutzer/-innen dasselbe soziale Netzwerk nutzen, unterscheidet sich stark, welche Inhalte sie dort zu sehen bekommen. Demonstrieren lässt sich dieser Effekt vergleichsweise einfach anhand von Twitter. Die Plattform erlaubt die Einrichtung von mehreren Accounts sowie die Verwendung von Pseudonymen. Für Demonstrationszwecke können zum Beispiel zwei Accounts angelegt werden, die jeweils anderen Nutzer/-innen mit ausgeprägt gegensätzlichen politischen Einstellungen folgen (z.B. Politiker/-innen).

  3. Vergleich von Suchergebnissen (Unterschiedliche Inhalte innerhalb derselben Suchmaschine bzw. Unterschiede zwischen ähnlichen Plattformen): Um sich gezielt zu informieren, werden überwiegend Suchmaschinen genutzt, in den allermeisten Fällen Google. Doch in vielen Fällen sehen verschiedene Nutzer/-innen auch bei den vermeintlich objektiven Suchmaschinen unterschiedliche Ergebnisse. Das gilt zum einen, wenn sie Google nutzen, da Google die Suchergebnisse personalisiert. Die Unterschiede sind jedoch oft nicht groß. Eindrucksvoll lassen sich die Unterschiede beim Vergleich von verschiedenen Suchmaschinen demonstrieren, z.B. Google, Bing und DuckDuckGo. Auch verschiedene Varianten der Suchanfrage zum selben Thema können auch bei derselben Nutzerin oder demselben Nutzer sehr unterschiedliche Ergebnisse erzeugen.

Bilder zu Teil 1: Mein Internet ≠ dein Internet

(© bpb) (© bpb) (© bpb) (© bpb)

Weitere Inhalte

Manuel Heckel ist freier Wirtschaftsjournalist im Netzwerk des Pressebüros JP4 in Köln. Er beschäftigt sich für zahlreiche Medien mit der Digitalisierung und ihrem Einfluss auf Arbeitswelten, Geschäftsmodelle und Gesellschaft.

Sebastian Kauer ist Projektentwickler und Redakteur für Bildungsmedien und leitet ein Redaktionsbüro in Köln. Seine inhaltlichen Schwerpunkte sind Politik, digitale Transformation und nachhaltige Entwicklung.