Das Konzept eines Flipped Barcamps kombiniert zwei Formate, zu denen bereits Praxiserfahrungen vorliegen:
das Unkonferenz-Format Barcamp, bei dem das Programm von den Teilnehmenden selbst gestaltet wird (mehr dazu in Externer Link: unserem Themenschwerpunkt zu Barcamps)
das Format der Flipped Konferenz (oder anderer Bildungsveranstaltungen), bei der bestimmte Teile ins Vorfeld des gemeinsamen Treffens gezogen werden, beispielsweise die Inputs als Videos oder Text (Externer Link: mehr dazu bei ebildungslabor)
Flipped Barcamp
Für ein Barcamp im "geflippten" Format wird vereinbart, dass Inputphasen und Diskussionsphasen zeitlich voneinander getrennt werden. Die Inputs werden in einem vereinbarten Zeitraum für alle Teilnehmenden (oder öffentlich) bereitgestellt, beispielsweise als ein Video, Audio oder Text. Alle, die an einer Session teilnehmen wollen, müssen den Input vor dem Veranstaltungstag wahrnehmen. Am Barcamp-Tag selbst findet das Programm dann wie bei Barcamps üblich in parallelen Sessions statt. In den Sessions kann dann die volle Dauer für Diskussionen, Austausch oder gemeinsame Arbeit genutzt werden.
Im Vergleich zum normalen Barcamp-Format muss in diesem Fall die Sessionplanung mit zeitlichem Vorlauf geschehen und kann nicht spontan am Veranstaltungstag stattfinden. Denn für die Inputs zu den Sessions braucht es einige Tage (oder Wochen) Zeit, so dass andere Teilnehmende sie vor dem Veranstaltungstag wahrnehmen können.
Motivation und Varianten
Das Format ist für potentielle Teilnehmende ungewohnt und verhältnismäßig anspruchsvoll, weil der eigene Beitrag 1. bei einer neuartigen Veranstaltung, 2. vorab angekündigt und fertiggestellt, 3. öffentlich und permanent bereitgestellt und 4. explizit zur Diskussion gestellt werden muss. Vor diesem Hintergrund muss die Motivation von Seiten der Teilnehmenden besonders hoch sein, sich auch in dieser Form als Teilgebende einzubringen.
Bei einer Teilzeit-Variante des Formats wird bei einem normalen Barcamp ein Zeitslot gesondert für Flipped Sessions vorgesehen, während die anderen Zeitslots im gewohnten Modus funktionieren. Auf diese Weise können schrittweise Erfahrungen mit dem Vorgehen gesammelt werden. Teilnehmende haben als Teilgebende die Wahl, in welchem Format sie arbeiten möchten. Denkbar ist auch eine hybride Variante, bei der das Barcamp in Präsenz stattfindet, während der Input flipped asynchron vor der Veranstaltung stattfindet, in dem er online bereitgestellt wird. Als Kombination ist auch eine hybride Teilzeit-Variante eine Option für Präsenz-Barcamps, die einzelne Sessionslots für flipped Sessions vorsehen.
Ist es ein Event oder eine Materialsammlung?
Wenn die Inputs öffentlich online bereitgestellt werden, verschwimmen beim Flipped Barcamp die Grenzen zwischen einer Veranstaltung im Sinne eines punktuellen Events und einer Materialsammlung, nahe einer dauerhaften Publikation. Denn die Inputs als Video, Audio oder Text stehen nicht nur den Teilnehmenden des Barcamps und nicht nur bis zum Veranstaltungstag zur Verfügung. Auf diese Weise kann es gut sein, dass ein solches Material für eine Session 10 Personen und in den folgenden Monaten und Jahren Hunderte von Personen erreicht. Je nach Zielsetzung kann entweder die Materialsammlung oder die Veranstaltung als Hauptsache und das andere als "erwünschte Nebenwirkung" gesehen werden. Denkbar ist zum Beispiel, dass eine Publikation (z.B. eine Sammelband) veröffentlicht und dann eine begleitende Veranstaltung geplant wird. Damit ein solches Format noch den Titel "Barcamp" verträgt, muss eine solche Publikation aber für alle interessierten zur Mitwirkung offenstehen.
Musterkonzeption
Wir stellen als selbstlernen-Material eine Musterkonzeption für ein Flipped Barcamp bereit. Es handelt sich um die vereinfachte Konzeption für eine Großveranstaltung, die 2020 durchgeführt wurde.