Hintergrund
Auch online sind Mädchen und junge Frauen Sexismus nicht ausschließlich durch direkte Ansprachen ausgesetzt, sondern ebenfalls durch eine latente, indirekte Vermittlung. Eines von vielen Beispielen in diesem Zusammenhang sind Geschlechterstereotype, die durch die Social Media verstärkt werden und so gesellschaftlich definierte Unterschiede zwischen den Geschlechtern legitimieren, um letztendlich dazu beizutragen, die Geschlechterhierarchie in der Gesellschaft aufrechtzuerhalten.
Neben anderen gehört Instagram zu den wichtigsten Social-Media-Plattformen für Jugendliche und junge Erwachsene, vor allem was die Inszenierung der eigenen Identität betrifft.
Das Projekt "NISA"
Projektteam
Genau hier setzt das partizipative Online Streetwork Projekt "NISA" an: Ein Projektteam von Turn - Verein für Gewalt und Extremismusprävention und vier Mädchen und jungen Frauen verfasste auf der Grundlage der
"Ich bin Jana. Und ich breche mit euch das Schweigen!"
Das Ziel der beteiligten Mädchen und jungen Frauen ist es, "den anderen zu zeigen, wie es wirklich ist, heute als Mädchen durch diese Welt zu gehen". Aus einem Zusammenfluss unterschiedlicher, weiblicher Biografien entstand so die erste von mehreren Hauptfiguren "Jana", die mit dem Schweigen bricht: Sie lässt die Zuschauer/-innen für einen Augenblick die Welt aus ihrer Perspektive erleben, erzählt von ihren alltäglichen Diskriminierungserfahrungen und über die an sie gleichzeitig gerichtete (implizite) Forderung, alles möglichst angepasst (still, brav und lächelnd) über sich ergehen zu lassen. Ihre Wut versucht sie zunächst mittels organisierter Schlägereien zu bewältigen. Auch wenn diese Coping-Strategie einen momentanen Ausbruch aus genderspezifischen Rollenerwartungen und gleichzeitig eine situative Spannungsreduktion ermöglichen kann, erkennt Jana, dass dieser Ausbruchsversuch nichts an den Missständen, die ihre Wut ursprünglich hervorgerufen haben, ändert. Sie begreift, dass sie mit ihrem Schmerz über die vorherrschenden Ungerechtigkeiten nicht alleine ist. Vielmehr ist sie als junge Frau patriarchalen Gewaltmechanismen ausgesetzt, die strukturell in der Mehrheitsgesellschaft und somit auch in unseren Normvorstellungen verankert sind. Sie beginnt sich mit anderen dagegen zu solidarisieren, um gemeinsam in Aktion treten zu können: "Ich bin Jana, und ich breche zusammen mit euch das Schweigen!"
Ziele und Zielgruppen
Mit der Online-Kampagne zum Video soll eine relativ breite Dialoggruppe angesprochen werden. Ziel ist es, Mädchen und junge Frauen zu erreichen, die sich aufgrund eines hohen sozialen Drucks, einengender gesellschaftlicher Rollenerwartungen bzw. genderspezifischer (Handlungs-)Möglichkeiten einerseits und erschwerenden familiären und/oder ökonomischen Bedingungen andererseits, delinquenten Jugendsubkulturen anschließen. Vor allem richtete sich die Online Videoreihe dabei an Mädchen und junge Frauen die aufgrund von (symbolischer) Gewalt, die auf patriarchale Strukturen in der Gesellschaft zurückzuführen ist, zu selbstgefährdenden Ausbruchsversuchen neigen. Diesen Ausbruchsversuchen wird Solidarität und gemeinsame Aktion als Alternative entgegengesetzt. Das Video soll empowern und zeigen, dass die Mädchen und jungen Frauen aus der Zielgruppe mit ihren Erfahrungen nicht alleine sind. Diese Botschaft wird über die fiktive Figur "Jana" an die Zielgruppe herangetragen und mit der Methode Online Streetwork vermittelt und diskutiert. Die eigenen Kanäle auf den Social-Media-Plattformen werden dabei in erster Linie als Diskussionsplattformen für Jugendliche und junge Erwachsene gesehen.