Was ist Rassismus? | Köln 50667 (2014) | bpb.de

Was ist Rassismus?

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Auch in der Serie "Köln 50667" wird über das Thema Rassismus diskutiert. Was aber genau ist überhaupt Rassismus? Wo findet er statt und wie verbreitet ist er? Hier gibt es die wichtigsten Infos auf einen Blick.

Rassistinnen und Rassisten teilen Menschen, die individuell und unterschiedlich sind, in vermeintlich einheitliche Gruppen ein. Auf diese Weise konstruieren Rassistinnen und Rassisten Gruppen, deren Mitglieder sie als prinzipiell gleich ansehen. Auf der persönlichen Ebene wirkt sich Rassismus dann so aus, dass nicht mehr das Verhalten, die Gedanken oder die Ideen eines Menschen eine Rolle spielen, sondern eine Person anhand der ihr zugeschriebenen Herkunft, Hautfarbe oder Migrationsgeschichte, Sprache, Religion oder Kultur be- und verurteilt wird.

Vermeintliche oder tatsächliche Unterschiede zwischen Personen fassen rassistische Menschen zu scheinbar unveränderlichen und "natürlichen" Gruppenmerkmalen zusammen und erklären diese zum kulturell, religiös oder biologisch bedingten "Wesen" dieser Gruppe. Dabei unterscheiden Rassistinnen und Rassisten zwischen einer "Eigengruppe", zu der sie sich selbst zählen und einer oder mehreren "Fremdgruppen", die sie abwerten und ausgrenzen. Rassismus hat neben einer vereinfachenden Einstellung und einem Überlegenheitsgefühl also auch etwas mit Machtpositionen zu tun, beispielsweise der Macht darüber zu entscheiden, auf welche Weise über bestimmte Gruppen gesprochen wird und wie diese Gruppen in die Gesellschaft eingeschlossen oder ausgeschlossen werden. Rassismus kann aber auch institutionalisiert sein und in Regeln und Gesetzen seinen Niederschlag finden. Insofern kann ein Verhalten auch dann rassistisch sein, wenn es von Ausgrenzung, Diskriminierung und Benachteiligung profitiert und nichts gegen solche Ungerechtigkeiten unternimmt.

Wo findet Rassismus statt?

Alltäglicher Rassismus durchdringt unsere gesamte Gesellschaft. In Deutschland werden jeden Tag Menschen wegen ihres Aussehens, ihrer Religion oder ihrer Herkunft benachteiligt oder ausgegrenzt. Das passiert in der Öffentlichkeit, zum Beispiel im Bus oder im Restaurant, an der Schule oder Universität, bei der Wohnungs- oder Jobsuche oder am Wochenende auf einer Party oder vor Clubs und Diskotheken. Rassismus kann sich in persönlichen Vorurteilen genauso ausdrücken wie in Beschimpfungen oder Gewalttaten, aber auch in struktureller Diskriminierung, beispielsweise durch Behörden und Institutionen.

Auch in der virtuellen Welt ist Rassismus verbreitet. 2013 erreichte die Zahl strafbarer rassistischer Inhalte im Netz einen neuen Höchststand. Das konnte eine Untersuchung von jugendschutz.net aufzeigen. Die Studie ermittelte auch, dass insbesondere die sozialen Medien – Facebook, YouTube, Tumblr und Twitter - eine wichtige Rolle bei der Verbreitung rassistischer Inhalte spielen, weil sie für eine sehr hohe Reichweite sorgen.

Probleme im Umgang mit Rassismus

Ein Problem im Umgang mit Rassismus ist, dass häufig so getan wird, als ob nur rechtsextreme Menschen und Neonazis rassistisch seien. Aber das ist nicht der Fall: Rassismus gibt es in unterschiedlichen Varianten und in allen gesellschaftlichen Gruppen und Schichten. Diejenigen, die von Rassismus betroffen sind, müssen sich oft Beschwichtigungen anhören: ein Verhalten, ein Kommentar oder eine bestimmte Aussage seien doch gar nicht rassistisch oder zumindest nicht so gemeint gewesen. Ob Verhaltensweisen oder Aussagen rassistisch sind, die Würde verletzen oder beleidigen, entscheiden aber immer auch die von Rassismus betroffenen Personen. Ihre Wahrnehmungen und Empfindungen können also nicht einfach unter den Tisch gekehrt werden. Sie müssen ernst genommen werden, um Rassismus zu identifizieren und gegen ihn angehen zu können.

Ein weiteres Problem im Umgang mit Rassismus besteht darin, dass wir in Deutschland häufig von "Ausländerfeindlichkeit" sprechen, obwohl wir eigentlich Rassismus meinen. Der Begriff "Ausländerfeindlichkeit" ist aber irreführend: Er suggeriert, dass es sich bei Menschen mit deutscher Staatsangehörigkeit und Migrationsgeschichte, die von Rassismus betroffen sind, um "Ausländer" handelt. Das ist aber nicht der Fall. Zum anderen werden nicht alle Ausländerinnen und Ausländer zum Opfer von rassistischen Übergriffen, zumal wenn sie der Weißen Mehrheitsgesellschaft angehören. So sind zum Beispiel Weiße Engländerinnen und Engländer in Deutschland in der Regel nicht von Rassismus betroffen, im Unterschied zu Menschen mit einem deutschen Pass wie Schwarze Deutsche oder Deutsche mit beispielsweise türkischen oder arabischen Eltern oder Großeltern. Die Großschreibung der Begriffe "Schwarz" und "Weiß" soll dabei deutlich machen, dass mit der Zuschreibung einer Hautfarbe immer auch eine Zuschreibung eines gesellschaftlichen, sozialen und politischen Machtstatus einhergeht und diese Faktoren bei der Definition von "Schwarz" und "Weiß" eine Rolle spielen können.

Zivilcourage gegen Rassismus

Dass Menschen wegen ihrer Migrationsgeschichte oder Herkunft, Hautfarbe, Religion oder Sprache beleidigt oder sogar körperlich angegriffen werden, passiert auch in Deutschland. Rassistische Übergriffe und Angriffe können an der Bushaltestelle oder in der Bahn geschehen, auf einer Party, in der Schule oder in einer Kneipe, an der Kasse vom Supermarkt oder in der Fußgängerzone. In solchen Situationen ist unsere Zivilcourage gefragt, denn Rassismus können wir schon mit kleinen Taten etwas entgegensetzen. Wer betroffen ist, braucht unsere Unterstützung – daher ist es wichtig, von Rassismus betroffene Menschen nicht alleine zu lassen. Täterinnen und Täter müssen wir darauf hinweisen, dass ihr Verhalten nicht in Ordnung ist. Manchmal reichen schon ein paar Worte oder ablehnende Gesten, um sich zu solidarisieren und um klar zu zeigen, dass Rassismus nicht unwidersprochen bleibt.

Fussnoten