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Arbeitsblatt 4: Identität und Männlichkeit | Oray | bpb.de

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Arbeitsblatt 4: Identität und Männlichkeit Junge muslimische Männer in Deutschland

Marguerite Seidel

/ 3 Minuten zu lesen

Oray Filmstill 1 (© filmfaust + Christian Kochmann)

Fächer: Politik, Sozialkunde/Gesellschaftskunde, Ethik/Religion/Philosophie, Deutsch
empfohlen ab: 10. Klasse

Dem Plot von "Oray" liegt die Liebesbeziehung der Protagonist*innen Oray und Burcu zugrunde. Der Film konzentriert sich jedoch ausschließlich auf Oray und dessen Entwicklung. Seine Ehe mit ihren Höhen und Tiefen rückt zunehmend in den Hintergrund. Die Anerkennung und Solidarität, die Oray während der "Beziehungspause" in seiner neuen Gemeinde in Köln erfährt, führt zu einer streitbaren Entscheidung. Soziale und psychologische Prozesse und Hintergründe, die zu dieser Entscheidung führen, sollen in diesem Arbeitsblatt beleuchtet werden.

Vor der Filmsichtung

  1. Was versteht ihr unter Männlichsein bzw. Männlichkeit? Definiert und diskutiert die Begriffe:

    • Recherchiert in Partnerarbeit Bilder von Personen oder von Personengruppen, die für euch Männlichkeit repräsentieren.

    • Stellt die Bilder im Plenum vor.

    Vergleicht und diskutiert eure Vorstellungen und Definitionen von Männlichkeit (Gemeinsamkeiten, Unterschiede).


  2. Recherchiert, was man unter sogenannter "toxischer Männlichkeit" versteht. In welchen Gruppen lässt sich eurer Ansicht oder euren Erfahrungen nach besonders oft "toxische Männlichkeit" beobachten?

    Vergleicht eure Rechercheergebnisse und stellt Vermutungen an. Vergleicht auch mit euren Ergebnissen aus a).

Während der Filmsichtung

  1. Beobachtet die Hauptfigur Oray und andere männliche Figuren:

    • inwiefern nehmt ihr sie als typisch männlich wahr?

    • Erweitert ihr Männlichsein ihren Handlungsspielraum oder beschränkt es ihn eher?

    Notiert eure Beobachtungen unmittelbar nach der Filmsichtung.

Nach der Filmsichtung

  1. Was zeichnet die Protagonist*innen von "Oray" als "typisch männlich" aus? Was nicht? Fasst eure Beobachtungen aus c) in Kleingruppen zusammen.
    Begründet eure Sichtweisen anhand eurer Recherchen zu Männlichkeit vor dem Film.

    • Oray

    • Tanju

    • Imam Bilal

    • Ebu Bekir

    • andere Figuren?

    Diskutiert in euren Kleingruppen oder im Plenum folgende Fragen:
    • Inwiefern erweitert oder beschränkt sich der Handlungsspielraum der männlichen Figuren allein aufgrund ihres Geschlechts?

    • Inwiefern erweitert oder beschränkt sich ihr Handlungsspielraum aufgrund eines als "typisch männlich" geltendenVerhaltens?

    • Kann man die Männlichkeitsbilder und Strukturen in Orays Männergruppe als "toxisch" bezeichnen?

    • Inwiefern verhalten sich Frauenfiguren wie Burcu oder Orays Mutter "typisch weiblich"? Wie reagiert Oray auf sie?

    • Steht "typisch männliches" Verhalten im Konflikt mit Orays Lebensrealität oder nicht?

    • Steht der islamische Glaube im Konflikt mit Orays Lebensrealität?

    • Wie und warum wirken sich Geschlecht und Glaube auf Orays (Selbst-)Suche aus?

  2. Was findet Oray in der neuen Gemeinde in Köln? Was fehlt ihm möglicherweise in Hagen und mit Burcu?
    Analysiert die Standbilder aus dem Film in Kleingruppen.

    Wertet eure Ergebnisse im Plenum aus und diskutiert: Inwiefern ist Oray zu Beginn des Films orientierungslos?
    Was gibt ihm Orientierung?


  3. Stellt euch vor, ihr seid Oray. Ihr gebt ein Interview über euer Leben und geht auch auf eure Entscheidung am Schluss des Films ein. Spielt oder filmt das Interview.

    • Teilt euch in Gruppen auf. Jede Gruppe entwickelt ein Interview.

    • Überlegt euch, mit wem Oray spricht (Freund*in, Journalist*in, Imam, Psycholog*in …). Verteilt die Rollen und notiert Interviewfragen (Herkunft, Identität, Kindheit, Familie, Freunde, Schule, Beruf, Rollenbilder, kriminelle Vergangenheit, Religion, Burcu, das neue Leben in Köln …).

    • Spielt oder filmt eure Interviews.

    • Präsentiert und vergleicht eure Ergebnisse in der Klasse.

    Lest das Zitat aus dem Buch "Muslim Men" (2018) von Sineb El Masrar und diskutiert, ob und warum es eurer Einschätzung nach auf Oray zutrifft.

    Zitat

    […] Hinzu kommt, dass sich die zweite und vor allem dritte Einwanderernachkommenschaft selbst zunehmend als bindestrichdeutsch und bindestricheuropäisch verstand – also zum Beispiel als Deutsch-Türke –, und dass sie sich, je nach Ausprägung der Identitätsbildung, einen weiteren Identitätsmarker zulegte und sich als muslimisch definiert. Bei manchen ist das Muslimsein nicht lediglich ein Teil ihrer Identität, es steht gar im Vordergrund. In ihrer Wahrnehmung ist der Islam von Nationalitäten losgelöst und hilft vor allem jenen jungen Menschen bei Fragen wie: Woher kommst du? Fühlst du dich deutsch oder türkisch? Bosnisch oder arabisch? […]

    Fasst eure Ergebnisse abschließend im Gespräch zusammen: Vor welchen Herausforderungen steht Oray als junger deutsch-türkisch-mazedonischer Mann islamischen Glaubens in Deutschland?

Zur Vertiefung:

  1. Setzt euch über den Film hinaus mit den Herausforderungen junger Männer und Frauen mit muslimischem Hintergrund in Deutschland auseinander. Führt zum Beispiel eine Umfrage in euerm Umfeld durch oder recherchiert Informationen. Auch das Interner Link: Interview mit dem Regisseur von "Oray" gibt Aufschluss. Vergleicht eure Ergebnisse mit dem Film.

    Ihr könnt eure Ergebnisse auch für andere verfügbar machen, zum Beispiel als Artikel für die Schülerzeitung oder die Schulwebseite, als Poster, als Kurzvortrag …


  2. Untersucht und vergleicht, welche Rollenbilder deutsche (post)migrantische Jugendkulturen transportieren, zum Beispiel in der Musik.

Weitere Inhalte

Marguerite Seidel hat Film- und Literaturwissenschaft in Berlin, Paris und Montpellier studiert. Als freie Autorin und Redakteurin arbeitet sie im Bereich Film, Filmvermittlung und Fremdsprachen. Sie unterrichtet zudem Deutsch als Fremdsprache an einem Hamburger Gymnasium.