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Arbeitsblatt 2: Filmsprache | Oray | bpb.de

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Arbeitsblatt 2: Filmsprache Realismus als Mittel gegen Vereinfachungen

/ 3 Minuten zu lesen

Oray Filmstill 4 (© filmfaust + Christian Kochmann)

Fächer: Politik, Sozialkunde/Gesellschaftskunde, Ethik/Religion/Philosophie, Deutsch
empfohlen ab: 10. Klasse

"Oray" inszeniert eine fiktionale Geschichte, die im Deutschland der Gegenwart angesiedelt ist. Als Gegenbild zu vielen vereinfachenden bis klischeehaften medialen Darstellungen von Menschen mit Migrationshintergrund, insbesondere von Muslim*innen, wählt der Regisseur Mehmet Akif Büyükatalay bewusst Realismus als Herangehensweise, um möglichst differenziert zu erzählen (vgl. dazu auch "Das Islambild deutscher Medien – antimuslimische Diskurse im Nachrichtenjournalismus und Film").

Vor der Filmsichtung

  1. Klärt den Begriff "Realismus" in Bezug auf Spielfilme mithilfe von Wörterbüchern bzw. einer kurzen Internetrecherche.

    • Definiert den Begriff "Realismus" in eigenen Worten.

    • Sammelt im Plenum Kriterien, die eurer Ansicht nach für den Realismus eines Spielfilms ausschlaggebend sind.

    • Ordnet eure Kriterien filmsprachlichen Gestaltungsmittel zu.

    Wählt dafür die passenden Gestaltungsmittel aus der Übersicht aus. Teilt die Begriffe in der Klasse auf, falls ihr sie nachschlagen und klären müsst.

    Filmische Gestaltungsmittel (Auswahl):

    • Handlung/Plot; Schauspiel; Kostüm und Maske; Dialoge

    • Kameraführung: Kamerabewegungen, -perspektiven und Einstellungsgrößen

    • Montage/Schnitt; Drehorte/Set; Ausstattung und Requisiten

    • Tongestaltung; Musik; Lichtgestaltung; Farbgestaltung

    • Erläuterungen zu den Begriffen findet ihr hier: Externer Link: www.kinofenster.de/glossar

    Stellt im Plenum vor, wie einzelne Gestaltungsmittel dazu beitragen können, dass ein Spielfilm realistisch wirkt.


  2. Überlegt gemeinsam, aus welchen Gründen manche Spielfilme realistisch inszeniert sind und andere nicht (Thema, Handlung, Genre, Intention …).

Während der Filmsichtung

  1. Inwiefern wirkt "Oray" auf euch realistisch bzw. unrealistisch? Beobachtet während der Filmsichtung, welche Gestaltungsmittel zu diesem Eindruck beitragen.

    Tipp: Ihr könnt die Gestaltungsmittel auch in der Klasse aufteilen. Jede Gruppe beobachtet ein Mittel.

    Notiert eure Eindrücke unmittelbar nach dem Film.

Nach der Filmsichtung

  1. Inwiefern wirkt der Film "Oray" realistisch oder unrealistisch auf euch?

    • Macht eine Daumenprobe im Plenum und wertet das Ergebnis aus: Daumen hoch bedeutet "Der Film wirkt auf mich realistisch", Daumen nach unten bedeutet "Der Film wirkt auf mich unrealistisch".

    • Tauscht euch kurz über eure Eindrücke aus und begründet diese anhand eurer Notizen aus c).

  2. Überprüft eure Ergebnisse aus d) durch die Analyse eines Filmausschnitts.

    • Bildet Kleingruppen und teilt die Filmausschnitte auf.

    • Sichtet einen Filmausschnitt pro Gruppe. Jedes Gruppenmitglied achtet auf ein bis zwei filmische Gestaltungsmittel.

    • Diskutiert: Was wirkt besonders realistisch und was nicht? Wie wirkt der Filmausschnitt insgesamt?

    Ankunft in Köln [00:20:00-00:25:05]
    Einleben in Köln [00:34:41-00:36:45]
    Opferfest in der Moschee [00:51:26-00:53:45]
    Opferfest-Essen [00:55:10-00:57:07]
    Oray bittet Burcu nach Köln zu ziehen [00:59:00-01:01:35]

    Präsentiert eure Ergebnisse im Plenum und wiederholt abschließend die Daumenprobe aus d): Inwiefern wirkt "Oray" realistisch oder unrealistisch auf euch? Hat sich das Ergebnis verändert? Wenn ja, warum?


  3. Lest den Auszug aus dem Interview mit dem Regisseur von "Oray", Mehmet Akif Büyükatalay. Nehmt zunächst in Kleingruppen zu folgenden Fragen Stellung, bevor ihr eure Ergebnisse im Plenum zusammentragt.

    • Inwiefern sind euch die im Interview beschriebenen filmischen Gestaltungsmittel aufgefallen?

    • Wirkt "Oray" auf euch insgesamt wirklichkeitsnah, glaubwürdig und auch auf andere Milieus übertragbar, so wie vom Regisseur beabsichtigt?

    • Zeichnet der Film euch bekannte oder euch unbekannte Bilder junger Männergruppen und/oder junger Muslim*innen in Deutschland?

    • Wirken diese Bilder vereinfachend und klischeehaft auf euch oder vielschichtig?

    • Warum ist Mehmet Akif Büyükatalay Realismus so wichtig, obwohl er mit "Oray" eine fiktive Geschichte erzählt?

    • Überzeugt euch der Film insgesamt (Figuren, Handlung, Inszenierung)?

Interview mit dem Regisseur von "Oray", Mehmet Akif Büyükatalay (Ausschnitt)

[…]

Was war bei der filmischen Umsetzung von "Oray" besonders wichtig?

Ich wollte das Lebensgefühl einer männlichen Gruppe möglichst authentisch herüberbringen. Deswegen musste ich naturalistisch erzählen. Gedreht habe ich zum Beispiel an Originalschauplätzen. Die Komparsen – die Gemeindemitglieder im Film – wurden von Familienmitgliedern gespielt. Wir haben auch bei meinen Eltern zuhause gedreht. So verbinden die Darsteller bereits bestimmte Emotionen mit den Orten. Oder die Predigtszene. Die hat Zejhun Demirov, der den Oray spielt, einfach performt, ohne dass die Komparsen darauf vorbereitet waren. Entsprechend waren sie von seinen Worten beeindruckt. Ihre Reaktionen sind echt. Das spürt der Zuschauer. Auch die Sprache musste sich real anhören. Sie hat eine wichtige Doppelfunktion: Einerseits ist sie integrativ. Aus der Mischung von Deutsch, Türkisch, Arabisch, Rumänisch und Romanes entsteht eine Art neue Sprache, die die Vielfalt der Herkünfte einbindet. Andererseits ist diese Sprache auch exklusiv. Wie eine Geheimsprache ist sie nur schwer verständlich, wenn man nicht Teil der Gruppe ist. Für die Jungs im Film bedeutet sie Heimat, aber zugleich auch Abgrenzung zur Mehrheitsgesellschaft.

Aus welchen Gründen ist die Handlung von "Oray" kammerspielartig auf ein bestimmtes Milieu begrenzt und wird überwiegend von männlichen Figuren dominiert?

Schlicht und einfach, weil es der Realität entspricht. Der Begriff der sogenannten "Parallelgesellschaft" trifft hier zu – genauso wie, meiner Meinung nach, auf ganz andere Milieus, die nach ihren eigenen Codes und Regeln funktionieren, etwa die Rockerszene oder die Hooliganszene im Fußball. Auch mein Milieu, ein Künstlerkollektiv, ist eine in sich geschlossene Gruppe. All diese Welten haben miteinander nichts zu tun. Warum sollte dies bei muslimischen Jungs anders sein? In "Oray" geht es um eine Männergruppe, die im Männlichsein eine Heimat findet – ähnlich wie im Hip-Hop oder auch in DAX-Unternehmen.

[…]

Das vollständige Interview findet ihr Interner Link: hier.

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