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Frauen und Mädchen im radikalen Islamismus

Sarina Lacaf

/ 2 Minuten zu lesen

Die Aufgabe rückt die Rolle von Frauen und Mädchen im radikalen Islamismus in den Fokus. Es werden die patriarchale Rollenverteilung im Islamismus beleuchtet sowie Narrative herausgearbeitet, mit denen junge Frauen für den Islamismus gewonnen werden sollen.

Die Protagonistin schaut heimlich Videos auf ihrem Handy. (© Neue Visionen)

Fächer: Gemeinschaftskunde/Sozialkunde/Politik, Religion, Ethik, Pädagogik, Philosophie, Deutsch, Französisch, Kunst
empfohlen ab: Klassenstufe 9

In „Der Himmel wird warten“ werden französische Jugendliche über das Internet für den islamistischen Dschihad rekrutiert. Indem der Film weibliche Figuren ins Zentrum rückt, beleuchtet er das Thema aus einer explizit weiblichen Perspektive. Diese kommt in der Diskussion häufig zu kurz – dabei versuchen Terrororganisationen wie der Islamische Staat mit spezifischen Angeboten auch gezielt junge Frauen anzuwerben.

Vor dem Film:

  • Welche Assoziationen habt ihr zu folgendem Filmstill? Welche Vermutungen über die Filmhandlung weckt es in euch?

Filmstill aus „Der Himmel wird warten“ (© Neue Visionen)

  • Was wisst ihr über die Rolle von Frauen im radikalen Islamismus? Was denkt ihr, warum sich Mädchen und Frauen aus Europa der islamistischen Szene anschließen?

  • Während des Films

    • Achtet während des Filmbesuchs vor allem darauf, wie Mélanie sich Mehdis Vorstellung nach als Frau verhalten sollte. Vergleicht im Anschluss eure Beobachtungen. Warum ist sie bereit, seinen Anweisungen zu folgen?

    Nach dem Film:

    • Schaut euch den folgenden Ausschnitt noch einmal an. Welche Bedeutung werden Niqab und Dschilbab darin von den unterschiedlichen Figuren zugeschrieben? Ausschnitt 00:57:55 – 01:01:04

    • Schaut euch den folgenden Ausschnitt an. Fasst zusammen, wie junge Frauen dem Ausschnitt zufolge von Islamisten geködert und zur Ausreise in die Gebiete des IS bewogen werden. Wie sieht die Realität aus, die sie dort erwartet? Ausschnitt 01:12:30 – 01:14:43

    • Lest euch den Artikel „Mädchen im Salafismus“ in der folgenden Online-Publikation durch (S.10/11):

      Diskutiert im Plenum: Könnt ihr die Sehnsucht nach klaren Rollenbildern, die in dem Artikel als Hinwendungsmotiv zum Islamismus beschrieben wird, nachvollziehen? Warum? Warum nicht?

    • Dounia Bouzar sagt an einer Stelle des Films zu Sonia: „Ich weiß, ihr seid Opfer, aber ihr seid auch schuldig, weil ihr immer weitere rekrutiert.“ Informiert euch im Internet zu der aktuellen Debatte um Rückkehrer*innen aus den IS-Gebieten nach Deutschland. Erörtert, welche Schwierigkeit sich bei der Frage nach Schuld im Umgang mit den Rückkehrer*innen ergibt. Erläutert dabei auch, welche Aufgaben Frauen in der islamistischen Szene übernehmen.
      Ausgangspunkt eurer Recherche können folgende Beiträge sein:

    • Diskutiert im Plenum: Wie würdet ihr Mélanie und Sonia im Spannungsfeld zwischen Opfer und Täterin verorten?

    Zu Aufgabenblatt 3Methodisch-didaktischer Kommentar

    Ausgehend von der spezifisch weiblichen Perspektive, die „Der Himmel wird warten“ einnimmt, rückt diese Aufgabe die Rolle von Frauen und Mädchen im radikalen Islamismus in den Fokus. Es werden die patriarchale Rollenverteilung im Islamismus beleuchtet sowie Narrative herausgearbeitet, mit denen junge Frauen für den Islamismus gewonnen werden sollen. Der Bedeutung der Vollverschleierung kommt im Diskurs um die Stellung der Frau ebenso wie im Film eine zentrale Rolle zu. Die Frage nach der Schuld von Frauen und Mädchen in islamistischen Szenen wird im Film angedeutet, aber nicht explizit ausgearbeitet. Die Aufgabe greift diese Frage auf und verknüpft sie mit der in Deutschland aktuellen Diskussion um die Strafbarkeit von Rückkehrerinnen aus IS-Gebieten.

    Zur Annäherung an das Thema äußern die Schüler*innenihre Assoziationen zu einem prägnanten Filmstill aus „Der Himmel wird warten“. Dieses zeigt das widersprüchliche Bild einer vollverschleierten Frau, die entgegen der Vorschriften musiziert. Anschließend sammeln die Schülerinnen und Schüler ihr Vorwissen über die Rolle der Frau im Islamismus.

    Während der Filmsichtung richten die Schüler*innen ihre Aufmerksamkeit vor allem auf das weibliche Rollenbild, das Mehdi Mélanie nahelegt. Als Frau soll sie sich durch sexuelle Unberührtheit, religiöse Pflichterfüllung und Hörigkeit gegenüber dem Mann auszeichnen. Mehrfach formuliert er einen Besitzanspruch. Ihre Zuspitzung finden all diese Aspekte in der Vollverschleierung der Frau. Ein Filmausschnitt, der sich auf die Bedeutung der Vollverschleierung konzentriert, erweitert dieses Bild: Es geht dabei nicht nur um den vermeintlichen Schutz der Frauen vor den Blicken der Männer, sondern Dounia Bouzar zufolge auch um eine gezielte Entindividualisierung. Anhand eines weiteren Ausschnitts kontrastieren die Schüler*innen die romantische Vorstellung von der Heirat eines schützenden „Prinzen“ mit der Realität, die angeworbene Mädchen nach der Ausreise in die Kampfgebiete erwartet. Das bis hierher erarbeitete Wissen kontextualisieren die Schüler*innen durch die Lektüre eines Artikels, der Hintergründe zu Geschlechterrollen, Hinwendungsmotiven von Frauen und Mädchen, genderspezifischen Online-Ansprachen und Aktivitäten von Frauen in der islamistischen Szene gibt. Im Plenum wird diskutiert, warum für manche Mädchen möglicherweise eine Attraktivität von streng vorgegebenen Rollenvorbildern ausgehen könnte.

    Im letzten Teil der Aufgabe recherchieren die Schüler*innen zu der aktuellen Diskussion um den Umgang mit Rückkehrerinnen aus IS-Gebieten. Auf der Basis ihrer Recherche erläutern sie, warum es in vielen Fällen schwierig ist, zwischen Täterinnen und Opfern zu unterscheiden. Im nächsten Schritt übertragen sie die Problematik auf die beiden Protagonistinnen des Films.

    Weitere Inhalte

    Sarina Lacaf ist studierte Filmwissenschaftlerin. Als freie Filmvermittlerin und Autorin verfasst sie filmpädagogische Begleitmaterialien und leitet Schulklassenworkshops und Lehrkräftefortbildungen, unter anderem für kinofenster.de, DOK.education München, DOK Leipzig, das Kinderfilmfest im Land Brandenburg und LUCAS – Internationales Festival für junge Filmfans. In verschiedenen Positionen hat sie außerdem für das DOK.fest München, die Kinemathek Hamburg und die Cinémathèque Leipzig gearbeitet.