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Folge 4 | Schule in der DDR | bpb.de

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Folge 4

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In der DDR sollten im Geografieunterricht nicht nur Grenzverläufe gelernt werden. Wie auch in anderen Fächern nahm mitunter die ideologische Erziehung viel Platz ein. Den Schülerinnen und Schülern im Schullandheim wird dies zu viel und Protest wird laut. Dass Freiheit nicht nur Reisefreiheit bedeutet, wird so noch deutlicher für sie....

Mit Fähnchen auf einer Weltkarte markieren die Schülerinnen und Schüler, wohin sie gern einmal reisen würden. Viele Fähnchen werden auf dem Gebiet der USA gesteckt, einige finden sich Australien oder Japan wieder, einige in Westeuropa. Nur: Reisen in diese Kontinente und Länder waren für die meisten DDR-Bürgerinnen und -Bürger unmöglich.

Reise(un)freiheit: Ein großer Teil der Welt bleibt unerreichbar

Als Reiseziele standen den Bürgerinnen und Bürgern der DDR nur die sogenannten "sozialistischen Bruderländer" offen, also die Länder des Warschauer Paktes und Staaten mit sozialistischer oder kommunistischer Gesellschaftsordnung. Vor allem waren das die Sowjetunion, Bulgarien, Tschechoslowakei (ČSSR), Polen, Rumänien und Ungarn. Nur wenige durften zu speziellen Anlässen in die Gebiete des "Nichtsozialistischen Wirtschaftsgebiets" reisen. Erlaubte Reisekader waren beispielsweise Sportler, die zu einem internationalen Wettkampf fuhren, ausgewählte Facharbeiter oder Wissenschaftler, die zu Fachkongressen reisten.

Doch selbst die Ausreise in sozialistische Länder war für Menschen unter 65 Jahren nicht so einfach wie heute: Sie durften nur auf Antrag und zu bestimmten Anlässen die DDR verlassen. Reisen waren oft nicht einfach zu organisieren, denn dafür brauchte man eine spezielle Genehmigung - die sogenannte Reiseanlage - die bei der Volkspolizei beantragt werden musste. Spontane Urlaube waren nur in der ČSSR möglich.

Angst vor Bürgerflucht und der Wunsch nach Freiheit

Die Reisbestimmungen waren deshalb so streng, weil das SED-Regime fürchtete, dass die Menschen die Reise als Flucht aus der DDR nutzen könnten. Allein im Jahr 1988 versuchten insgesamt 10.767 Menschen, aus der DDR zu flüchten, nur rund der Hälfte von ihnen gelang die Flucht.

Weil viele Menschen ihre Urlaubsreise tatsächlich zur Flucht nutzten und nicht wieder in die DDR zurückkehrten, musste für eine Genehmigung die Rückreise sehr wahrscheinlich sein, beispielsweise weil die Reisewilligen Kinder oder Ehepartner in der DDR hatten. Nur Rentnerinnen und Rentner durften relativ unproblematisch einmal im Jahr Verwandte im Westen besuchen. Der Wunsch der Menschen nach (Reise-)Freiheit war sehr groß. Allein von Ende November 1988 bis Ende März 1989 wurden 88.789 Reiseanträge aus der DDR gestellt.

Ideologie auch im Geografieunterricht

Für die Jugendlichen der Projektklasse ist Freiheit nicht nur im Kontext der Reise(un-)freiheit ein Thema. Die Lehrerin Frau Lehmann lehrt nicht nur die Grenzen der sozialistischen Länder, sondern nimmt vor allem die ideologische Erziehung sehr ernst. Aus dem Lehrbuch lässt sie von der Massenarbeitslosigkeit in der BRD vorlesen, die zu einer Dauererscheinung geworden sei. Die BRD und die USA bezeichnet sie als Kriegstreiber und zeichnet bedrohliche Szenarien von auf die DDR gerichteten Atomraketen.

Das ist selbst für die Schülerinnen und Schüler des Projektes zu viel und einige sagen ihre Meinung. Johann bemerkt, dass doch auch die DDR Raketen auf die BRD richte. Darauf hat Frau Lehmann allerdings eine passende Antwort: Das seien ja keine Atomraketen und überhaupt sei die DDR-Armee eine Friedensarmee.

Freiheit bedeutet nicht nur Reisefreiheit

In der DDR war das Feindbild an die marxistisch-leninistische Weltauffassung geknüpft, die "feindliche Linie" verlief genau zwischen dem Sozialismus und dem Kapitalismus. Worte wie "US-Imperialismus", "Finanzhyänen" und "Spekulantentum" waren nicht nur in Film und Fernsehen, sondern auch im Unterricht keine Seltenheit. Solche Urteile und Begriffe stoßen bei der Projektklasse auf Protest und Ablehnung.

Plötzlich muss Johann aufstehen und sich vorn hinstellen. Frau Lehmann hat sein T-Shirt entdeckt. Vor allen anderen wird sie laut und ungehalten: Johann mache Werbung für den Klassenfeind. Als sie ihn nach draußen schickt, damit er sein T-Shirt linksherum anzieht, um den Aufdruck zu verstecken, reichen die Reaktionen in der Klasse von entsetzt bis belustigt. Nicht selten wurden Kinder und Jugendliche in der DDR gemaßregelt, wenn sie Kleidung aus "dem Westen" in der Schule trugen.

Sich raushalten oder anderen helfen?

Als Johann sich weigert, kommt es zum Streit, doch er bleibt standhaft. Nur Vincent springt ihm bei. Obwohl er mit seinem T-Shirt sitzen bleiben darf, ist Frau Lehmanns Autorität so groß, dass sich die meisten nicht trauen, offen ihre Meinung zu sagen. Nach dem Unterricht denken die Schülerinnen und Schüler darüber nach, wie sie gehandelt hätten. Einige geben zu, dass sie Johann aus Angst vor Strafe oder Nachteilen nicht unterstützt haben.

Nach den Tagen im Leipziger Schullandheim reflektieren die Jugendlichen, wie wichtig ihnen Freiheit ist. Die Freiheit, zu sagen und anzuziehen, was sie möchten. Die Freiheit, sich eine eigene Meinung bilden zu dürfen. In den Ansichtskarten, die sie am Abend an ihre Eltern schreiben, berichten sie deshalb nicht nur davon, dass Bürger Lars Dietrich sie besucht hat und sie im Wehrkundeunterricht Handgrananten geworfen haben. Sondern auch davon, dass ihre Sachen weggenommen wurden und sie die Einseitigkeit des Unterrichts nicht mögen.

In der letzten Folge "Schule in der DDR" lernen die Schülerinnen und Schüler nicht nur die fröhlichen Seiten der DDR kennen. Sie treffen auch jemanden, der auf gefährlichem Weg aus der DDR geflüchtet ist...

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