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Das Frauenbild im Rechtsextremismus und Islamismus
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Frauen übernehmen im Rahmen von extremistischen Gruppierungen wichtige Funktionen. Sie also nur als passive Mitläuferinnen zu sehen, ist verfehlt. Obwohl das vermittelte Frauenbild und die damit zugeschriebene Rolle von konservativen und traditionellen Geschlechtervorstellungen bestimmt ist, fruchten Propagandamaßnahmen extremistischer Gruppierungen bei vielen Mädchen und Frauen.
Einführung
Wenngleich die medialen Repräsentationen und auch die öffentliche Wahrnehmung von Extremismus und Terrorismus eher männlich geprägt sind
Warum aber lassen sich Mädchen und Frauen z. T. für extremistische Organisationen anwerben? Warum sympathisieren sie mit Ideologien, die in der Regel traditionelle Geschlechter- und Rollenbilder propagieren und sich eher weniger mit den heutigen emanzipatorischen Entwicklungen in unserer Gesellschaft decken?
Geschlechterrollenvorstellungen extremistischer Ideologien
Es gibt vielfältige Schnittmengen zwischen rechtsextremen und islamistischen Narrativen.
Das Idealbild der Frau im islamistischen Spektrum ist zudem geprägt von Aspekten wie absoluter Reinheit, Keuschheit und Bescheidenheit. Dies spiegelt sich dann auch in einer umfassenden Geschlechtertrennung und strengen Bekleidungsvorschriften (z. B. in einem im Idealfall maximal bedeckten Körper) im Alltag wider; vor- und außereheliche Beziehungen werden abgelehnt.
Während Frauen auf der einen Seite wichtige Funktionen für die Stabilisierung der Szenen zugeschrieben werden, ist Antifeminismus insbesondere in rechten Bewegungen ein zentrales Thema. Der Feminismus hingegen wird verantwortlich gemacht für vielfältige persönliche und gesellschaftliche Probleme wie Ehescheidungen, wirtschaftliche und soziale Probleme von Frauen, Migration und angebliche "Überfremdung".
Die Rolle von Frauen innerhalb extremistischer Gruppierungen jedoch nur im Hintergrund bzw. als passive Unterstützerinnen zu sehen, greift zu kurz. Innerhalb dschihadistischer Organisationen etwa fungieren Frauen zuweilen auch als Ärztinnen, Krankenschwestern und – seltener – aber dennoch auch als bewaffnete Kämpferinnen.
Mädchen und Frauen leisten aber auch strukturelle Unterstützung. So geben sie extremistischen Bewegungen nicht nur ein weibliches und vermeintlich friedfertiges Gesicht. Sie sind beispielsweise auch mit der Anwerbung anderer Frauen befasst.
Wenngleich die vorherrschenden Rollenbilder und -erwartungen den emanzipatorischen Bestrebungen von Mädchen und Frauen in Deutschland scheinbar widersprechen, fühlen sich einige von extremistischen Gruppierungen angesprochen. Doch wie können sie überzeugen?
Narrative und Strategien im Rahmen extremistischer Propaganda
Extremistische Propaganda richtet sich auch im Internet gezielt an Mädchen und Frauen. Im Hinblick auf die Strategien dschihadistischer Akteure etwa fand Jugendschutz.net Angebote, die konkret auf eine weibliche Zielgruppe zugeschnitten war: Angebote für Mädchen sind eher in Rosa- und Lilatönen gestaltet, mit Blumen und Herzen geschmückt; sie behandeln relevante Alltagsthemen wie Beziehung, Aussehen, körperliche Entwicklung und Sexualität und bieten damit insbesondere jungen Frauen im Jugendalter Unterstützung und Orientierung.
Darüber hinaus erhalten auch Berichte über Gewalt gegen Frauen und Kinder Bedeutung im Kontext rechtsextremer wie islamistischer Propaganda. Sie werden vermutlich mit dem Ziel, Angst vor einer feindlichen Gruppe (Outgroup; z. B. "der Westen" im Fall islamistischer Propaganda bzw. "die muslimischen Männer" im Fall rechtsextremer Propaganda) zu schüren und damit die Wichtigkeit des eigenen Kollektivs, der eigenen Gruppe als Schutzraum zu betonen – und sogar Gewalt gegenüber der Outgroup zu legitimieren.
Motive wie Selbstwirksamkeit, eine "Mission" (z. B. Erziehung von Kindern im Sinne der Ideologie), die Aufnahme in ein sorgendes Kollektiv wie auch eine klare Werteorientierung finden sich gleichermaßen im Rahmen rechtsextremer und islamistischer Angebote und können identitäts- wie sinnstiftend wirken.
Fazit
Sowohl rechte als auch islamistische Bewegungen gehen weitgehend davon aus, dass das biologische Geschlecht des Menschen auch seine Rolle in der Gesellschaft bestimmt. Das schlägt sich schließlich auch in den Mädchen und Frauen zugeschriebenen Aufgaben nieder: Sie haben einem anti-emanzipatorischen Rollenverständnis zu genügen, welches einem komplexen Verständnis von Gender, Geschlecht und Emanzipation deutlich zuwiderläuft. Aufgabe von Präventionsarbeit muss es demzufolge sein, eine geschlechterreflektierende Perspektive einzunehmen und im Zuge dessen "das historische und individuelle Gewordensein von Geschlecht" zu berücksichtigen und zu diskutieren.
Weitere Inhalte
Julian Ernst (Lehramtsstudium in Köln und Istanbul) ist Doktorand am Arbeitsbereich für Interkulturelle Bildungsforschung der Universität zu Köln. Er forscht zur Medienkritik(fähigkeit) Jugendlicher, zu digitalen Bildungsmedien im Kontext von Hass und Gegenrede sowie zu didaktischen Fragestellungen Interkultureller Bildung. Weiterhin entwickelt er (medien)pädagogische Konzepte u.a. im Auftrag der Bundeszentrale für politische Bildung (bpb) und des Innenministeriums NRW.
Dr. Josephine B. Schmitt (Studium der Psychologie in Hamburg, Promotion im Bereich Medienpsychologie an der Universität Hohenheim) ist Referentin am Center for Advanced Internet Studies (CAIS) in Bochum. Sie forscht unter anderem zu Inhalt, Verbreitung und Wirkung von Hate Speech, extremistischer Propaganda, Gegenbotschaften und (politischen) Informations- und Bildungsangeboten im Internet. Zudem entwickelt sie didaktische Konzepte für die Radikalisierungsprävention unter anderem im Auftrag der Bundeszentrale für politische Bildung/bpb und des Innenministeriums NRW.
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