Grundlagen der Deepfake-Technologie wurden seit 2014 entwickelt; sie erlangte jedoch erst 2017 größere Bekanntheit – im Kontext nicht-einvernehmlicher pornografischer Deepfakes. In diesem Zusammenhang wurden nicht nur entsprechende Videos, sondern auch der Code zu deren Erstellung auf einer Open Source-Plattform veröffentlicht (Interner Link: siehe Kapitel 2.2 Pornographie). Seitdem wird die Technologie hauptsächlich zur Erstellung von Pornografie genutzt – bis heute. So zeigt eine Analyse aus dem Jahr 2023, dass 98% aller Deepfake-Videos im Internet pornografisch sind (zu den verheerenden individuellen und gesellschaftlichen Auswirkungen solcher Deepfakes siehe Interner Link: Kapitel 2.2 Pornographie und Interner Link: 2.3 Diskriminierung).
Die politische, mediale und wissenschaftliche Debatte um Deepfakes dreht sich jedoch hauptsächlich um ihr Potenzial für politische Manipulation und Desinformation, insbesondere im Kontext von Wahlen. Deepfakes werden häufig als Bedrohung für die Demokratie, die Wahrheit und die mediale Glaubwürdigkeit wahrgenommen (siehe Interner Link: Kapitel 2.1 Politische Manipulation und Desinformation).
Großes Missbrauchspotenzial bergen darüber hinaus Deepfakes für kriminelle Zwecke. Unternehmen können geschädigt werden, wenn Mitarbeitende auf gefälschte Telefonanrufe vermeintlicher Vorgesetzter hereinfallen und große Geldsummen transferieren. Ebenso können öffentlichkeitswirksame Deepfakes dem Ruf von Unternehmen schaden oder Aktienkurse manipulieren. Darüber hinaus bergen Deepfakes Gefahren für Individuen. Sie werden zunehmend für Identitätsdiebstahl, Urkundenfälschung, Erpressung und Betrug genutzt. Beispielsweise wird mit Hilfe von Deepfakes für unseriöse Anlageoptionen geworben, und gefälschte Telefonanrufe vermeintlicher Freund*innen und Verwandter bitten Opfer um Geld. Nicht hinter allen Deepfakes steht jedoch die Absicht, zu manipulieren und zu täuschen – viele Verwendungsweisen sind unschädlich wenn nicht sogar konstruktiv. Deepfakes bergen beispielsweise großes kommerzielles Potenzial, insbesondere in der Film- und Werbeindustrie, aber auch in den Bereichen Musik und Gaming oder für virtuelle Influencer*innen (siehe Interner Link: Kapitel 2.7 Virtuelle Influencer*innen). Sogar in der Medizin gibt es bereits Anwendungen, wo beispielsweise Audio-Deepfakes Menschen, die ihre Stimme aufgrund von Unfällen oder Krankheit verloren haben, eine digitale Version ihrer Stimme wieder geben können. Darüber hinaus ermöglicht die Deepfake-Technologie die Entwicklung realistisch aussehender virtueller Assistent*innen, die Bürger*innen beispielsweise in einer Polizeibehörde begrüßen oder Reisenden am Flughafen Auskünfte geben (siehe Interner Link: Kapitel 2.7 Virtuelle Influencer*innen). Im Rahmen der historisch-politischen Bildung können Deepfakes zudem genutzt werden, um ein tieferes Verständnis für Geschichte und politische Prozesse zu fördern (siehe Interner Link: Kapitel 2.5 Chancen für die Demokratie).
Fernab kommerzieller Absichten stellen Deepfakes zudem in der Kunst und in den sozialen Medien eine neue Ausdrucksform für Unterhaltung und Kreativität dar (siehe Interner Link: Kapitel 2.6 Unterhaltung). Nicht zuletzt bergen Deepfakes in der politischen Kunst, für Satire und Aktivismus durchaus Interner Link: Chancen für die Demokratie (Kapitel 2.5). Die Beiträge in diesem Dossier zeigen diese vielfältigen Anwendungsbereiche von Deepfakes und ihre gesellschaftlichen Folgen auf.