Einführung
Mit diesem fünften Baustein wird das Modul "Menschenrechte und Grundrechte" des VorBild-Projektes abgeschlossen. Im bisherigen Verlauf des Moduls wurde von einer subjektiven und alltagsweltlichen Ebene der Wünsche und Bedürfnisse ausgegangen. Zudem wurde die Brücke zu den politischen Dimensionen geschlagen.
Abschließend geht es nun darum, einen Weg von den abstrakt formulierten Menschen- und Grundrechten zurück in die Lebenswelt der Schüler/-innen und zu einer subjektiven Bedeutung dieser Rechte zu finden. Die Schüler/-innen sollen lernen, in ihrem Alltag sowohl die Gewährung als auch die Verletzungen von Menschenrechten zu beobachten und zu dokumentieren.
Unterrichtseinheit 5: Meine Welt ist voller Rechte
Ziele
Die Schüler/-innen lernen, hauptsächlich ihr direktes Umfeld aus der Menschen- und Grundrechtsperspektive zu betrachten und dabei mögliche Menschen- und Grundrechtsverletzungen zu erkennen.
Diese Unterrichtseinheit will somit sicherstellen, dass die Schüler/-innen das im Modul 5 Gelernte und Erfahrene auch außerhalb der Schule anwenden können. Dabei wird dem Setting- bzw. Lebenswelt-Ansatz der Weltgesundheitsorganisation (WHO) gefolgt. Er begreift die Schule als eine Organisation begreift, zu der mehrere Ebenen gehören:
die Schule
das räumliche und dingliche Umfeld,
die Eltern,
die außerschulische Peersozialisation
und schließlich die soziale Situation der Schüler/-innen, Eltern und Lehrkräfte.
Die Schule wird also nicht auf ihr Gebäude und die Kommunikationsprozesse innerhalb der Schule und den Schulhof reduziert. Sondern es wird davon ausgegangen, dass durch die schulisch vermittelten Inhalte auch auf die außerschulische Umwelt Einfluss genommen wird und umgekehrt.
Diese Unterrichtseinheit nimmt dabei Motive des Service-Learnings (Lernen durch Engagement bzw. Verantwortung) auf.
Benötigtes Material
DIN A3 Plakate
Stifte
Klebstoff
Vorbereitung
Geben Sie den Schüler/-innen eine "Hausaufgabe" zur Vorbereitung auf diese Schulstunde: Sie sollen eine Woche lang beobachten und möglichst aufschreiben, wo ihnen im Alltag
Menschenrechte,
Kinderrechte
oder Grundrechte
begegnen oder wo diese ihrer Meinung nach verletzt werden. Erinnern Sie die Schüler/-innen während der Woche immer wieder daran.
Dabei geht es darum, zu erfassen, welche Räume etwa durch Grundrechte wesentlich geschützt sind, wie beispielsweise die eigene Wohnung bzw. das eigene Zimmer bei Heimaufenthalten.
Damit wird zugleich für Menschen- oder Grundrechtsverletzungen sensibilisiert, z. B. das eingeschränkte Recht von langsamen älteren Menschen, bei sehr schneller Ampelschaltung ohne Gefahr am Verkehr teilnehmen zu können.
Durchführung
Bilden Sie Zweier- oder Dreiergruppen und lassen Sie die Schüler/-innen folgende Frage beantworten:
Habt ihr schon einmal mitbekommen, dass die gezeigten Rechte und Bedürfnisse verletzt wurden? Wenn ja, dann beschreibt die Situation. Was habt ihr in der letzten Woche in dieser Hinsicht beobachtet?
Wenn ihr unmittelbar beteiligt gewesen seid, dann beschreibt bitte, wie es euch dabei ergangen ist.
Hier können Sie Beispiele an der Tafel sammeln oder die Schüler/-innen in Partnerinterviews Situationen schildern lassen, die sie anschließend vortragen.
Je nachdem, wie interessiert die Schüler/-innen an dem Thema sind können im Anschluss pantomimische Methoden zur Darstellung verwendet werden.
Ergebnissicherung
Lassen Sie die Schüler/-innen in Kleingruppen von je vier Personen zusammenfinden und sich über ihre Beobachtungen austauschen.
Geben Sie den Schüler/-innen hierzu viel Zeit (mindestens 15 Minuten, möglichst 25 Minuten, sofern die Schüler/-innen interessiert genug sind).
Anschließend sollen die Schüler/-innen in den Kleingruppen ihre Erfahrungen stichwortartig auf die Plakate malen (in Worten, Skizzen oder Zeichnungen).
Hängen Sie die Plakate im Klassenzimmer verteilt auf und bitten Sie die Schüler/-innen, sich jeweils die anderen Plakate anzuschauen. Dabei bleibt stets ein "Experte" bzw. eine "Expertin" beim selbst erstellten Plakat und wird später abgelöst, damit er bzw. sie ebenfalls die anderen Plakate anschauen kann.
Reflexion und Diskussion
Wo gab es Gemeinsamkeiten zwischen den Plakaten?
Wo waren Unterschiede festzustellen?
Wie schätzt ihr eure Umwelt in Hinblick auf die Durchdringung von Rechten (Menschen-, Kinder- und Grundrechten) ein?
Was bedeutet das Wissen über die Rechte für euch?