Europa wächst nicht aus Verträgen, es wächst aus den Herzen seiner Bürger oder gar nicht.
Im Praxistest: Themenblatt Nr. 112: Zukunft der Europäischen Union?
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Drei entscheidende und höchst aktuelle Fragen liegen dem Material zu Grunde: „Welches Europa wollen wir, wie viel Europa möchten wir – und was sind wir bereit, dafür zu tun?“. Anlass ist der zum Zeitpunkt der Veröffentlichung des Materials (2018) noch nicht abgeschlossene Vorgang des Brexits. Dieses einschneidende Ereignis motiviert den Autor, grundlegende Aspekte zur EU anhand der genannten Fragen Schüler:innen durch das vorliegende Material zu vermitteln, um sich mit diesen kritisch auseinandersetzen zu können.
Aufbau des Materials
Das Material gliedert sich in zwei Arbeitsblätter, vier sogenannte „Lehrerblätter“ mit Hintergrundinformationen und Hinweisen und umfasst insgesamt 14 Seiten.
Auf dem ersten Lehrerblatt befindet sich ein Quiz als Einstieg mit zugehörigen Basisinformationen. Die übrigen Lehrerblätter liefern die Hinweise zu den beiden Schüler:innen-Arbeitsblättern sowie Material wie Abbildungen und Karikaturen, die den Schüler:innen nicht ausgehändigt, sondern zentral präsentiert werden sollen. Abgerundet werden die Lehrerblätter mit einem Lernziel pro Thema. Insgesamt gibt es fünf Themen:
Die römischen Verträge,
Was bringt mir die EU?,
Ein Land verlässt die EU,
Stellt euch die EU der Zukunft vor! und
Karikatur-Analyse: Wer will in die EU?
Auf den Arbeitsblättern für die Schüler:innen finden sich Darstellungstexte, farblich hervorgehobene Zitate aus Gesetzen und Glossare, Abbildungen sowie zahlreiche Aufgabenstellungen. Insgesamt fällt auf, dass die Arbeitsblätter viel Textmaterial beinhalten.
Anregungen für den Unterricht
Das Material überzeugt insgesamt und bietet sich für den Unterricht an. Zunächst einmal ist die grundsätzliche Struktur der Arbeitsblätter hervorzuheben, die trotz der Fülle und Komplexität an Informationen durch Ordnung, Farben und verschiedene Größen eine klar sortierte Übersichtlichkeit ermöglicht.
Sehr überzeugend sind die Lehrerblätter, deren Hinweise und insbesondere die transparenten Lernziele. Diese sowie der strukturierte und klare Aufbau des Materials ermöglichen der Lehrkraft eine einfache und schnell zugängliche Nutzung der Arbeitsblätter. Es wird nur geringe bis keine Eigenarbeit der Lehrkraft abverlangt, da die Einheit so direkt anwendbar ist.
Der Anteil an Texten auf den Arbeitsblättern erscheint allerdings etwas zu groß. Man hätte sicherlich einige Informationen auch mittels z.B. Schaubilder einfacher darstellen können. Außerdem erschließt sich die Reduktion der fünf Themen mit je mehreren Aufgaben auf nur zwei Seiten nicht. Mehr als zwei Arbeitsblätter wären sinnvoller gewesen.
Sowohl die Lernziele auf den Lehrerblättern als auch die Aufgaben auf den Arbeitsblättern beinhalten mehrere, oft sogar mehr als zwei Operatoren und zuweilen mehrere Sätze. Beides ist aus didaktischer Sicht eher nicht zielführend. Der Fokus wird so weniger deutlich. Die verschiedenen Aufgaben sind allerdings methodisch vielfältig und beinhalten alle drei Anforderungsbereiche. Da die Themen aufeinander aufbauen, ist es sinnvoll, dass das Niveau der Aufgaben steigt und in einer reflektierten, kritischen Auseinandersetzung mit der EU mündet.
Abgesehen davon, dass der Aufbau des Quiz im Einstieg sich nicht wirklich erschließt, überzeugt das Material rein inhaltlich sehr. Man muss hier jedoch einschränkend festhalten, dass das Material insbesondere bzgl. des Brexits nicht aktuell ist. Weil das Material bereits 2018 erschien, werden die Entwicklungen der jüngeren Vergangenheit in der EU nicht berücksichtigt. Dennoch werden die entscheidenden Fragen der EU thematisiert und daher ist das Material heutzutage immer noch sinnvoll anwendbar. Aufgrund der komplexen Aufgabenstellungen sowie der Textfülle bietet sich das Material für eine Verwendung ab Jahrgang 10 an. Empfehlenswert wäre sogar erst die Sekundarstufe II. Dafür spricht ebenfalls, dass das Thema EU in Geschichte meist nicht vor dem 10. Jahrgang thematisiert wird und politische Bildung als Schulfach in manchen Bundesländern erst ab Jahrgang 9 unterrichtet werden. Außerdem wird grundlegendes Vorwissen zu politischen Sachverhalten (in Teilen auch zur EU selbst) sowie (das wissenschaftliche) Arbeiten mit politischen Inhalten vorausgesetzt.
Fazit
Das Material Zukunft der Europäischen Union ist für den Einsatz ab Jahrgang 10 zu empfehlen. Es ermöglicht den Schüler:innen auf geringem Einstiegsniveau aber im Verlauf der Einheit mit zunehmender Komplexität und hohem Anspruch eine Beschäftigung mit einem Thema mit starkem Lebensweltbezug sowie hohem Relevanzgehalt. Die Vermittlung der wichtigen Informationen über die EU und die Förderung einer Urteilsbildung dazu in reflektierter Auseinandersetzung mit dem Themenkomplex, gelingt außerordentlich. Einzig in didaktischer Hinsicht, was Formulierungen und Gestaltung angeht, weist das Material aus Sicht des Autors wenige Schwächen auf.
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Titus Blecken ist Politiklehrer in Lüneburg.
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