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Im Praxistest: Forschen mit GrafStat. Digitalisierung – Meine Daten, meine Entscheidung! | bpb.de

Im Praxistest: Forschen mit GrafStat. Digitalisierung – Meine Daten, meine Entscheidung!

Christian Töreki

/ 5 Minuten zu lesen

Einführung

Der Unterrichtbaustein „Schöne neue Welt?! Digitalisierung auf dem Prüfstand“ ist Bestandteil des Unterrichtsprojekts „Forschen mit GrafStat. Digitalisierung – Meine Daten, meine Entscheidung!“. Die Bausteine sind für Lerngruppen der Klassen 8 bis 10 aller Schulformen im Fach Politik/Sozialwissenschaft konzipiert. Insgesamt besteht das Unterrichtsprojekt aus fünf Bausteinen (1. Datenspuren im Netz, 2.„Big Data“, 3. Auswirkungen der Digitalisierung auf Lebenswirklichkeit, 4. Regulierung der Datenökonomie, 5. Aktivierungsbaustein), die unabhängig vom Einsatz im Politikunterricht auch zur Förderung der fachübergreifenden Kompetenzen im Bereich „Medienbildung“ Verwendung finden könnten. Die Unterrichtsbausteine können je nach Lernziel einzeln oder in ihrer Gesamtheit eingesetzt werden. Der hier untersuchte dritte Unterrichtsbaustein setzt sich mit den Auswirkungen der Digitalisierung (z.B. KI) auf die gegenwärtige und zukünftige Lebenswirklichkeit der Schüler:innen auseinander und greift damit ein aktuelles Thema auf. Neben der Förderung der Methodenkompetenz durch den zielgerichteten Einsatz verschiedener digitaler Tools wird in diesem Unterrichtsbaustein vor allem die Förderung der Urteilskompetenz angestrebt, indem Vor- und Nachteil von Digitalisierung diskutiert sowie Kriterien für die Beurteilung erörtert werden.

Konzeption

Ausgangspunkt des Unterrichtsbausteins bildet ein Impuls der Lehrkraft, wie sich die Schüler:innen ihre zukünftige durchdigitalisierte Welt vorstellen. Diese Fragen bearbeiten die Lernenden mit der Methode Zukunftsszenario in Gruppenarbeit, wobei als mögliche Lernprodukte unter anderem Theater- oder Hörspielszenen, Bildcollagen, Comics, Trickfilme oder (Video-)Podcasts vorgeschlagen werden. Dieser Einstieg sollte aber in jedem Fall methodisch vorentlastet werden, da nicht davon auszugehen ist, dass alle Lerngruppen mit der Methode Szenariotechnik vertraut sind. Bei eher unerfahrenen Lerngruppen bietet sich die Einbeziehung der Materialien M03.01 Utopie sowie M03.02 Dystopie an, die als Beispiele für positive und negative Szenarien dienen und eine mögliche Orientierung für eigene Lernprodukte geben könnten – allerdings auch mit der Gefahr, dass Inhalte daraus reproduziert werden.

Auch wenn sich die Lernenden hier nur für ein Szenario (Worstcase- oder Bestcaseszenario) entscheiden sollen, nimmt diese Art von Einstieg sehr viel Unterrichtszeit in Anspruch und muss ggf. stärker von der Lehrkraft begleitet werden, da auch die Kriterien für gute Lernprodukte vorher für alle transparent werden müssen. Auch sollte die Lehrkraft vorher bedenken, ob sie die Wahl der Lernprodukte den Schüler:innen überlässt oder im Sinne der Pragmatik besser ein der Lerngruppe angepasstes Produkt vorgibt. Insbesondere für jüngere Lerngruppen könnte dies sinnvoll sein, um beispielweise die Erstellung von Podcasts einzuführen. Insgesamt wirkt diese Art von Einstieg sehr ambitioniert und könnte Gefahr laufen, dass der zeitliche Schwerpunkt des Unterrichtsprojekts bereits im Einstieg liegt. Um jedoch auch den Unterrichtsbaustein mit weniger zur Verfügung stehenden Zeit durchzuführen, bietet das Material auch einen alternativen Zugang an. Dieser besteht darin, dass die oben genannten Beispielszenarien als Einstieg dienen könnten, um einen problemorientieren Zugang zur Thematik zu ermöglichen. Hier könnte es aber auch ausreichend sein, nur ein Beispielszenario zu hören.

Wenn sich die Lehrkraft für die Erstellung von selbstgewählten Szenarien entscheidet, kann diese dem Unterrichtsvorschlag folgen und eine vorstrukturierte Mindmap in der Ideenfindungsphase den Schüler:innen zur Verfügung stellen. Hervorzuheben ist, dass die Autor:innen auch Hinweise auf ein digitales Tool anführen, sodass ein Suchen nach einem passenden Werkzeug erspart wird. Je nach technischer Ausstattung könnte dieses vorstrukturierte Material aber auch als Kopie den einzelnen Gruppen gegeben werden. In der sich anschließenden Präsentationen der Zukunftsszenarien haben die zuhörenden Schüler:innen den Auftrag, neue Aspekte in diese Mindmap zu ergänzen. Außerdem werden die präsentierten Ergebnisse in der Mindmap kurz (z.B. mit „+/-“) bewertet, sodass hier bereits eine Vorarbeit für die spätere Pro-Contra-Diskussion geleistet wird und damit die Einstiegsphase ihren Abschluss findet. Schließlich erfolgt dann die zentrale Erarbeitungsphase. Als Überblick bietet hier das Material einen sehr gut geeigneten Zeitstrahl zur Entwicklung von künstlicher Intelligenz an, der den Zeitraum von der Antike bis zum Jahr 2019 erfasst. Somit werden die Schüler:innen sensibilisiert, dass diese Entwicklung nicht erst in den vergangenen Jahren neu einsetzte, sondern bereits eine lange Vorgeschichte besitzt. Hier sollte die Lehrkraft dann allerdings noch die jüngsten Entwicklungen um ChatGPT ergänzen, um möglichst aktuell zu sein. Als Ergänzung oder Alternative bietet das Material auch ein Quiz an, in welchem futuristisch anmutende Begebenheiten geschildert werden und die Lerngruppe entscheiden soll, ob es diese real schon gibt oder ausgedacht sind. Die Behauptungen sind schülernah formuliert und können gut auch schon in jüngeren Lerngruppen eingesetzt werden. Allerdings erscheint es nicht notwendig sowohl den Zeitstrahl, als auch das Quiz einzusetzen. Hier kann die Lehrkraft je nach Lerngruppe eine geeignete Auswahl treffen.

Es folgt dann die Rechercheaufgabe der Lernenden, indem diese arbeitsteilig Anwendungsbeispiele für den Einsatz von Big Data und KI und damit verbundene Pro-Contra-Argumente zu verschiedenen Dimensionen (Medizin, Bildung, Politik, Information und Kommunikation, Staat und Verwaltung, Wirtschaft, Unterhaltung) analysieren. Je nach Gruppengröße lässt sich die Anzahl der Dimensionen aber gut anpassen, sodass hier auch Schwerpunkte gesetzt werden können.

Die Arbeitsaufträge sind klar formuliert und um die Recherche einzugrenzen, kann auf sogenannte Leitsätze zurückgegriffen werden, die den Schüler:innen die Suche im Internet erleichtern. Für jüngere und noch wenig erfahrene Lerngruppen könnte es aber hilfreich sein, wenn die Lehrkraft hier stärker lenkend eingreift und z.B. mögliche Links vorschlägt oder diese zumindest als „Hilfekarte“ vorbereitet. Um die Unterrichtsvorbereitung zu unterstützen, ist den Materialien ein möglicher Erwartungshorizont der Pro- und Contra-Argumente beigefügt und weiterführende Links ermöglichen ein unkompliziertes Einarbeiten auch für die Lehrkraft.

Die Präsentation der jeweiligen Gruppenergebnisse kann dann mittels einer vorstrukturierten digitalen Pinnwand erfolgen, in welcher alle Gruppen kollaborativ arbeiten können und entsprechend der Dimensionen Argumente eintragen. Das vorgeschlagene Tool (Padlet) ist allerdings nicht in allen Bundesländern zur Nutzung freigegeben, sodass hier auch Alternativen (z.B. Taskcards oder FlingaWall) genutzt werden sollten. Je nach genutztem Tool können die Lernenden die Argumente einfach bewerten (Daumen hoch/Daumen runter – Padlet, liken – Flingawall), sodass in der folgenden Phase die Kriterien für diese Bewertungen analysiert werden können und diskutiert werden kann, warum die Argumente als positiv oder negativ eingeordnet wurden. Der Diskussion der Vor- und Nachteile der Einsatzmöglichkeiten von Big Data und KI sollte entsprechenden Anteil an der Unterrichtszeit haben, da hier die zentrale Kompetenz des Politikunterrichts – das Urteilen – geübt werden kann.

Fazit

Insgesamt liegt ein schülerorientierter Unterrichtsvorschlag vor, der verschiedene methodische Zugänge (Zukunfts-Szenario, Internetrecherche, Pro-Contra-Diskussion auf Basis der Ergebnisse, Urteilsbildung und Diskussion) ausweist und sich in verschiedenen Lerngruppen einsetzen lässt. Je nach verfügbarer Zeit und Voraussetzungen der Lernenden sollte aber eine Auswahl aus den Materialien erfolgen. Insbesondere die Einführung der verschiedenen digitalen Werkzeuge sollte mit der Lerngruppe vorher erfolgen, damit das Unterrichtsprojekt erfolgreich bearbeitet werden kann. Der umfangreiche Materialfundus wirkt bei einer ersten Lektüre sehr komplex und erfordert zunächst eine grobe Orientierung durch die Lehrkraft. Dies wird allerdings erleichtert durch eine tabellarische Übersicht der Planung des Bausteins, welcher als PDF-Datei zur Verfügung steht.

Positiv hervorzuheben ist, dass die Autor:innen des Materials auch Alternativen für den Unterrichtsverlauf vorsehen und die Konzeption des Unterrichtsbausteins auch immer eine Reduzierung der Materialien oder Arbeitsaufträge zulässt, da eine vollständige Umsetzung in wenigen zur Verfügung stehenden Unterrichtsstunden kaum möglich ist.

Zugriff

Fussnoten

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