Die Klimakrise betrifft uns alle. Ursachen und Auswirkungen treten global auf, aber jedes Individuum genauso wie jeder Staat kann nicht darauf warten, bis alle anderen entschieden gegen den Klimawandel vorgehen. Die Überwindung der Klimakrise ist eine der größten Herausforderungen unserer Zeit. Die Herausforderung für die Politik ist, dass sie nicht nur das wissenschaftliche Notwendige tun muss – sondern, dass dies allumfassende Veränderungen erfordert, einer grundsätzlichen Transformation der bisherigen Wirtschaftsweise, die die Gesellschaft am Ende mittragen muss. Um den Zusammenhang zwischen diesem erforderlichen gesellschaftlichen Wandel und der politischen Herausforderung durch die Klimakrise geht es in diesem Unterrichtsmaterial.
Sachgegenstand und didaktische Motivation
Zu den Kriterien guten Politikunterrichts gehören zum Beispiel die Aktualität, der Lebensweltbezug und die Relevanz des Sachgegenstands. Beides ist im Themenfeld der Klimakrise eindeutig gegeben. Die Aktualität liegt in der Beschaffenheit der Klimakrise als gegenwärtige und Jahre andauernde Ausnahmesituation. Ein hoher Lebensweltbezug ist nicht nur dadurch gegeben, dass sich immer mehr Heranwachsende selbst mit diesen Themen auseinandersetzen – nicht zuletzt bei Demonstrati-on wie den „Globalen Klimastreiks“, sondern auch durch die Erfahrung der Klimakrise im Alltag: 2023 war das heißeste Jahr seit Beginn der Wetteraufzeichnungen mit teilweise auch in Mitteleuropa eini-gen Tagen, die gesundheitsgefährdend heiß waren. Die Relevanz zeigt sich dann schon allein dadurch, dass das Themenfeld Einzug in alle Rahmenlehrpläne der Bundesländer genommen hat.
Diese Ausgabe der Themenblätter im Unterricht ist ein Materialvorschlag, um sich mit dem Themenfeld im Unterricht auseinanderzusetzen.
Ziel und Aufbau des Materials
Das Themenblatt zielt darauf ab, die Notwendigkeit eines gesellschaftlichen Wandels im Kontext erfolgreichen Klimaschutzes aufzuzeigen und zu beleuchten, wie dieser Wandel sozial gerecht ablaufen kann. Schülerinnen und Schüler setzen sich dabei mit dem Ansatz der Reduktion von Konsum auseinander im Sinne des „Degrowth“ aus der Postwachstums-Ökonomie. Zusätzlich analysieren sie die psychologischen und sozialen Hindernisse, die Menschen am Einsatz für den Klimaschutz hindern könnten, und hinterfragen auch persönliche Widersprüche zwischen Überzeugungen und Hand-lungen und werden angeregt diese zum Beispiel beim Thema Fernreisen kritisch zu überdenken. Dabei soll auch grundlegendes Wissen über die Klimakrise, die Ursachen des Klimawandels o.Ä. vermittelt werden.
Diese Ziele werden auf fünf Arbeitsblättern umgesetzt. Dabei sind die Arbeitsblätter so aufgebaut und strukturiert, dass zu Beginn fachliche Grundlagen vermittelt werden, welche dann zunehmend auf gesellschaftlicher und individueller Ebene übertragen werden.
Wie mittlerweile bei allen Themenblättern, sind die Arbeitsblätter in vier Nutzungsvarianten erhältlich: Als veränderbare ODT-Dateien, sodass man die Arbeitsblätter auch individuell anpassen kann.
Als PDF-Datei zum Ausdrucken und Austeilen.
Als ausfüllbare PDF-Dateien (beispielsweise für Schülerinnen und Schüler zum Nacharbeiten außerhalb des Unterrichts oder für den Einsatz in „Laptop-Klassen“ o.Ä.).
Als bestellbarer Klassensatz von 31 doppelseitigen (identischen) Arbeitsblättern im Abreißblock
Zusätzlich zu den fünf Arbeitsblättern enthält das Heft für Lehrkräfte eine ausführliche Einführung ins Thema sowie methodische Hinweise zum Einsatz der Arbeitsblätter im Unterricht. Weiterführende Hinweise zum Thema und zu aktuellen Publikationen der bpb runden die Themenblätter Nr. 122 ab.
Eignung und Anregungen für den Einsatz im Unterricht
Das erste Arbeitsblatt „Kopiervorlage K01“ liefert die Grundlagen: Es erläutert den Treibhauseffekt und seine Ursachen, zeigt die Folgen der Erderwärmung auf und gibt eine Prognose zur Entwicklung der Emissionen. Anders als bei den anderen Arbeitsblättern, ist keine Aufgabenstellung auf dem Arbeitsblatt vermerkt. Man könnte die Schülerinnen und Schüler aus diesem Arbeitsblatt herausarbeiten und verschriftlichen und/oder präsentieren lassen, wie der Klimawandel entsteht und was die größten Probleme sind. Eine sinnvolle Zwischenaufgabe hierfür könnte sein, die Grafiken in eigenen Worten erklären zu lassen. Das nächste Arbeitsblatt initiiert ein Rollenspiel zu einer Verfassungsklage sowie eine Diskussion hierüber. Dieser problemorientierte Ansatz und die Urteilsfrage erscheinen sehr sinnvoll gewählt, wenngleich hier erstmals auffällt, dass die Texte relativ voraussetzungsreich sind, z.B. wegen vieler Fachbegriffe. Im Anschluss wird der Fokus auf das Individuum gelegt und sein eigenes Konsumverhalten. Dabei werden in einem Auszug von einem Artikel aus der ZEIT u.a. sogenannte „Klima-Ausreden“ präsentiert, die einen womöglich am individuellen Kampf gegen Klimawandel hindern. Positiv hervorzuheben ist, dass hierbei der Fokus auf der Handlungsorientierung liegt – eine Kompetenz, die insbesondere früher weniger im Fokus der politischen Bildung stand. Dieser Bezug zum individuellen Verhalten wird besonders im „Arbeitsblatt B“ aufgegriffen. Hier wird eine sehr spannende Auseinandersetzung mit dem individuellen Flugverhalten angeregt. Das „Arbeitsblatt A“ geht schließlich vor allem auf die gesellschaftliche Ebene und die erforderlichen Anpas-sungen an den Klimawandel ein.
Die Arbeitsblätter enthalten viele Fachbegriffe und sind teilweise voraussetzungsreich. Es ist zwar davon auszugehen, dass ein gewisses Vorwissen besteht. Dies liegt nicht zuletzt darin, dass viele weitere schulische Fächer den Klimawandel aufgreifen – vom Fremdsprachenunterricht bis hin zu Biologie – und daran, dass das Thema gegenwärtig so präsent ist. Es kann jedoch je nach Altersstufe und Niveau der Lerngruppe sinnvoll sein, die Arbeitsblätter sprachlich nach unten zu differenzieren: So könnte ein gemeinsames Glossar angelegt werden. Eine weitere Möglichkeit wäre es, an manche Stellen Begriffe oder Textpassagen zu vereinfachen. Hier könnte ein sinnvoller Einsatz von Künstlicher Intelligenz liegen, der das sprachliche Vereinfachen der Texte spürbar beschleunigen kann. Dies soll am Beispiel der „Kopiervorlage K02“ und dem Einleitungstext zum „Rollenspiel: Verfassungsklage“ verdeutlicht werden. Der ursprüngliche Text lautet: