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Im Praxistest August 2023: Fluter (Heft Nr. 74/2020): Wohnen | bpb.de

Im Praxistest August 2023: Fluter (Heft Nr. 74/2020): Wohnen

/ 4 Minuten zu lesen

fluter. Nr. 74 (2022) (© bpb)

Auswahl des Materials und didaktische Motivation

Wohnen wird immer wieder als die soziale Frage unserer Zeit bezeichnet und das Thema steht häufig im Zentrum aktueller politischer Debatten, wie zuletzt beim sogenannten Heizungsstreit in der Bundesregierung oder in Berlin bei der viel diskutierten Frage nach der möglichen Enteignung von Wohnungen. Die politische Relevanz, Kontroversität und die Aktualität sind bei diesem Thema somit gegeben. Darüber hinaus liegt auch ein großer Lebensweltbezug für die Schülerinnen und Schüler vor – nicht zuletzt, weil jeder Mensch wohnt. Auch die kontroversen Fragestellungen, die sich in diesem Thema auftun, profitieren von diesem hohen Lebensweltbezug. Würde man (politische) Lösungen für Obdachlosigkeit besprechen, ist den Lernenden das Problem schon näher durch eigene Erfahrungen und Begegnungen mit Obdachlosen auf der Straße.

In allen Rahmenlehrplänen sind die genannten Kriterien zentral für die Auswahl der Themen, weswegen sich das Thema grundsätzlich für die Schule eignet. Hinzuzufügen ist hierbei, dass Wohnen eher als Oberthema zu verstehen ist, an das sich viele Unterthemen anknüpfen lassen. Die Bandbreite dieses Themenfeldes bzw. Lerngegenstandes wird im vorliegenden Material sehr deutlich.

Zum Material ist zunächst zu sagen, dass es sich nicht um ein Arbeitsheft mit fertigen Arbeitsblättern handelt. Wie auch in den anderen Ausgaben handelt es sich um viele altersgerecht aufbereitete Artikel (Interviews, kleinere Reportagen, Erklärtexte o. Ä.) und Bilder. Das Material eignet sich aber für mehr, als es kostenlos zu bestellen, auszuteilen und zum Lesen zu motivieren.

Aufbau und Eignung des Materials

Die Ausgabe hat 50 Seiten, auf denen sich in rund 18 Artikeln dem Themenfeld Wohnen genähert wird. Es eignet sich am ehesten für die späte Mittelstufe, aber auch in der Oberstufe ist es sinnvoll einsetzbar. Die Länge der Texte ist einer der Gründe, warum es zu Beginn der Mittelstufe für viele Lernende recht fordernd sein könnte, wenn gleich die Sprache jugendgerecht ist (neben zeitgemäßer Illustration) und sich hierbei im positiven Sinne von klassischen Lehrbüchern abhebt. Aufgrund des Aufbaus des Materials kann sowohl ein Artikel aus dem Magazin in einer konkreten Unterrichtssituation als Material verwendet werden als auch das gesamte Magazin eingesetzt werden. Für letzteres spricht, dass das Thema multiperspektivisch beleuchtet wird: Behandelt werden z.B. Gesetzesgrundlagen, politische Maßnahmen wie ein Mietdeckel, spannende Ländervergleiche, Erfahrungen zu Wohnungssuche, wie etwa Diskriminierungserfahrungen oder Obdachlosigkeit.

Anregungen für den Einsatz im Unterricht

Entscheidet man sich mit dem gesamten Magazin zu arbeiten, gibt es viele Möglichkeiten. Eine davon wäre, das Magazin in einer Projektarbeit lesen und bearbeiten zu lassen. Die Schülerinnen und Schüler bekämen hierfür mehrere Unterrichtsstunden Zeit und müssten begleitend in Lesetagebüchern, Diskussionen o.ä. das Gelesene reflektieren. Hier wäre es sinnvoll zur Binnendifferenzierung nur einen Teil als Pflichtteil vorzugeben.

Es wäre außerdem denkbar in einer größeren Gruppenarbeit bzw. in einem Gruppenpuzzle, die Texte aufteilen und den anderen vorstellen zu lassen. Anschließend würde es sich je nach zeitlicher Kapazität anbieten, einen zusätzlichen Artikel durch die Lernenden (in Gruppen) erarbeiten und verfassen zu lassen. Um das Thema sinnvoll einzubetten, sollte man zu Beginn besonders auf die Lebenswelt der Schülerinnen und Schüler eingehen und z.B. zum Einstieg Erfahrungen von Eltern einholen lassen (z.B. von früheren Wohnungssuchen) oder Raum geben für ihre Vorstellungen ihrer späteren Wohnsituation.

Entscheidet man sich hingegen das Magazin nur abschnittsweise im Unterricht einzusetzen bietet es sich besonders an, auf den Artikel „Mangelerscheinungen“ (S. 18) einzugehen. Dort wird die Maßnahme eines Mietenspiegels diskutiert, indem eine vergleichbare und bereits eingeführte Maßnahme (in San Francisco) genauer analysiert wird. Dies zeigt beispielsweise, was vergleichende Politikwissenschaft leisten kann. Durch den Vergleich und die Übertragung auf die Debatte in Deutschland liefert das Material eine hilfreiche Grundlage für die Diskussion dieser Frage im Unterricht.

Der Ansatz zu schauen, was man von politischen Maßnahmen und ihrer Wirkung aus anderen Ländern und Städten lernen kann, taucht nicht nur in der politischen Kommunikation immer häufiger auf – wie zuletzt bei der Ausgestaltung der Legalisierung von Cannabis. Der Fluter bietet online zu dieser Thematik auch einen Film, der am Beispiel der Stadt Wien schaut, wie dort der soziale Wohnungsbau so gut gelaufen ist.

Externer Link: https://www.fluter.de/wien-mieten-sozialer-wohnungsbau

Fazit

Insgesamt bietet diese Ausgabe des Fluter eine sehr gute Grundlage für eine vielseitige Auseinandersetzung mit einem aktuellen und relevanten gesellschaftspolitischen Thema. Die präsentierten Inhalte und der jugendgerechte Aufbau machen das Material zu einer empfehlenswerten Ressource für den Einsatz im Schulunterricht, wenngleich das Material nicht primär als Unterrichtsmaterial konzipiert ist und konkrete Aufgaben noch formuliert werden müssen. Hoffentlich konnten die genannten Anmerkungen und Anregungen zeigen, dass ein Einsatz des Magazins im Unterricht trotzdem eine gute Idee sein könnte.

Zugriff

Die Ausgabe des Fluter ist als PDF-Datei frei verfügbar unter dem Link:
Externer Link: https://www.fluter.de/heft74

Fussnoten

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