Meine Merkliste Geteilte Merkliste PDF oder EPUB erstellen

Im Praxistest Juni 2022: Fluter (Streit): Brauchen wir Noten? | bpb.de

Im Praxistest Juni 2022: Fluter (Streit): Brauchen wir Noten?

Heiko Drummond Nauck

/ 4 Minuten zu lesen

Das Material ist aus der wiederkehrenden Rubrik "Streit" im Fluter, wo regelmäßig kontroverse Fragen aus einer Pro- und einer Kontra-Perspektive betrachtet werden. In diesem Thema geht es um die Frage der Notwendigkeit und Sinnhaftigkeit von Schulnoten und damit um ihre Vor- und Nachteile.

Auswahl des Materials und didaktische Motivation

In der Politikdidaktik ist die wichtigste zu vermittelnde Kompetenz die Urteilskompetenz. Hierfür sind politische (oder gesellschaftliche, ökonomische…) Themen grundlegend, welche durch eine problembezogenen Leitfrage auf eine prägnante schülernahe Entscheidungsfrage heruntergebrochen werden. Dies ist mit der Leitfrage "Brauchen wir Noten?" gegeben, die alle Kriterien einer guten Leitfrage erfüllt: Politisch relevant, schüler:innennah, kontrovers, problemorientiert und aktuell. Besonders spricht für dieses Thema, dass die Lernenden tagtäglich mit Noten konfrontiert werden und sicherlich mindestens ein Vorurteil oder Interesse an der Frage mitbringen und es gleichzeitig eine Frage ist, die nur politisch geändert werden kann – auch wenn es sicherlich kein klassisches tagesaktuelles und in der politischen Landschaft kontroverses Thema darstellt.

Um den politischen Urteilsbildungsprozess in der Lerngruppe anzuregen, bedarf es geeignete Quellen, aus denen Pro- oder Kontra-Argumente herausgearbeitet werden können. Die Auswahl geeigneter Materialien hinsichtlich inhaltlicher Qualität, Länge und Verständlichkeit der Texte ist dabei häufig herausfordernd. An dieser Stelle kann das vorliegende Material entscheidend entlasten.

Aufbau und Eignung des Materials

Wie gewohnt werden in der Rubrik "Streit" beide Seiten beleuchtet. Dabei wird durch die Struktur des Materials bereits vorgegeben, ob es sich um Argumente der Pro- oder Kontraseite handelt: Es stellen jeweils zwei Autoren im gleichen Umfang begründet ihre gegensätzliche Meinung zur Leitfrage dar.

Das Material eignet sich am ehesten für die (frühe) Mittelstufe, aber auch in der Grundschule ist es mit leichten Kürzungen oder Vereinfachungen einsetzbar. Für die Oberstufe ist es natürlich auch einsetzbar, aber aus zwei Gründen bietet es sich besonders für jüngere Jahrgänge an: Erstens ist das Thema wenig komplex und voraussetzungsreich – insbesondere, wenn man es mit anderen Pflichtthemen vergleicht, die nicht selten ein hohes Verständnis des Themenfeldes und einiges an Vorwissen erfordern. Die Alltagsnähe sorgt darüber hinaus dafür, dass eine argumentative Auseinandersetzung mit dem Thema niedrigschwellig ist. Zudem ist auch der Text sehr gut verständlich und gleichzeitig kompakt formuliert und enthält die wichtigsten Argumente.

Es bietet sich zudem an, weitere Materialien zum Thema der bpb zu nutzen: Zum einen gibt es in der Mediathek ein Video , in welchem Schüler:innen unterschiedliche Standpunkte und Aspekte zur Leitfrage formulieren. Außerdem findet sich eine etwas ausführlichere Darstellung als im Fluter im Dossier der bpb zum Thema Bildung . Hierin werden mehrere Fragen zum Thema beantwortet.

Je nach zur Verfügung stehender Zeit, kann das Material unabhängig von einer Unterrichtssequenz als Übung des Urteilens eingesetzt werden. Möglich wäre aber auch, es in eine ganze Unterrichtsreihe einzubetten, die sich mehreren schulpolitischen Fragen widmet. Neben der Frage nach der Sinnhaftigkeit von Schulnoten, könnte dies z.B. die Frage nach der Verkürzung der Schulzeit, der Anpassung der Schulfächer/-inhalte oder auf der Ebene der einzelnen Schule die Diskussion zum Umgang mit mobilen Endgeräten sein. Ggf. wäre es auch möglich die Ebene der Schüler:innenvertretung der eigenen Schule mit einzubinden. So kann letztlich Demokratie am Beispiel des Lebensraums Schule geübt werden.

Anregungen für den Einsatz im Unterricht

Als Einstieg in das Thema bietet sich zur Förderung der Urteilskompetenz an, die Schüler:innen nach ihrem Spontanurteil zu fragen und dieses am Ende der Unterrichtseinheit mit der dann getroffenen Abwägung zu vergleichen. Kommt es hier zu einer Veränderung, ist die Reflexion dessen entscheidend für den Zugewinn an methodischer Kompetenz. Darüber hinaus wäre es auch möglich das zuvor genannte Material aus der Mediathek einzusetzen oder sogar eine eigene Umfrage mit Mitschüler:innen zu initiieren – in der eigenen Klasse oder darüber hinaus. Ggf. kann das Material auch als Anregung hierfür dienen.

Es wäre naheliegend das Material zur Erarbeitung der Argumente einzusetzen. Dies könnte z.B. arbeitsteilig in Pro- und Kontragruppen erfolgen. Zur Binnendifferenzierung könnte man zusätzlich die Aufgabe stellen, die aufgeführten Argumente Kategorien bzw. Kriterien zuzuordnen – z.B. zielt das Argument, dass Unternehmen mithilfe von Noten eine bessere Orientierung bei der Einstellung von neuen Mitarbeiter:innen haben, auf die Effizienz von Noten, wohingegen der empfundene Druck vieler Schüler:innen die Legitimität von Noten betrifft.

Der Erarbeitung der Argumente schließt sich die Urteilsphase an, wofür es zahlreiche Methoden gibt, die hier nicht einzeln vorgestellt oder abgewogen werden sollen, aber wozu es von der bpb beispielsweise eine sehr gute und kompakte Übersicht gibt. Abschluss der Urteilsbildung sollte die eigene Positionierung sein, die idealerweise nochmal schriftlich begründet wird. Hat man beispielsweise die Argumente von den (etwas älteren) Schüler:innen sich selbst erarbeiten lassen, könnte das Material auch als Musterlösung ausgegeben werden für eine begründete Positionierung, wobei eine ausgewogene Meinung Argumente beider Seiten enthalten müsste. Für eine eigene Erarbeitung bietet es sich an den Artikel aus dem Dossier Bildung zu nutzen (s.o.) und ergänzend entsprechende Paragrafen aus dem landeseigenen Schulgesetz hinzuziehen.

Fazit

Das Material ist für den Einsatz im Unterricht aus Sicht des Autors uneingeschränkt zu empfehlen. Natürlich ist mit dem Material selbst noch nicht die Unterrichtsstunde fertig geplant, aber oft ist die Suche von guten Texten die größte Hürde, welche hiermit entfällt. Hoffentlich konnten die genannten Anmerkungen und Anregungen für einen Einsatz im Unterricht behilflich sein.

Zugriff

Externer Link: https://www.fluter.de/brauchen-wir-noten-an-schulen-streit

Weitere Inhalte