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Im Praxistest: Gesellschaft für Einsteiger | bpb.de

Im Praxistest: Gesellschaft für Einsteiger

Véronique Türk

/ 4 Minuten zu lesen

Fachdidaktische Vorüberlegungen

Unsere Gesellschaft heute kennzeichnet sich durch weltweite Migrations- und Globalisierungsprozesse sowie eine ständige Vernetzung, die ein immer diverseres Zusammenleben zur Folge haben. Themen wie Religions-, Kultur- und Milieuzugehörigkeit aber auch Chancengleichheit, Wertewandel und soziale Gruppen spielen dabei eine immer bedeutendere Rolle und bestimmen nachhaltig das gesellschaftliche Miteinander. Daher scheint es unerlässlich, dass sich Schülerinnen und Schüler im schulischen Rahmen so früh wie möglich mit jenen Themen beschäftigen, um ein Gespür für (ihre) Normen und Werte aber auch für Ungerechtigkeiten und Formen von Diskriminierung bekommen. Ziel ist es, die Lernenden auf ein Leben in einer demokratischen Gesellschaft vorzubereiten, das geprägt ist durch Toleranz, Offenheit und Vielfalt.

Für den Einsatz im Schulunterricht eignet sich insbesondere für die erste Auseinandersetzung eine spielerische Annäherung an die Thematik. Was bedeutet Gesellschaft? In welcher Gesellschaft lebe ich? Welche Werte gibt es und welche sind mir wichtig? Solche Fragen spielen dabei eine zentrale Rolle und können den Schülerinnen und Schüler als erste Anregung dienen, sich mit dem Zusammenleben von Menschen in einer Gesellschaft auseinanderzusetzen. Wesentlich ist dabei, komplexitätsreduziert vorzugehen und die Lernenden nicht gleich mit globalen Phänomenen zu konfrontieren, sondern sich zunächst auf Deutschland – als das Land, in dem sie leben – zu beschränken. Außerdem darf neben der gesellschaftlichen Ebene (Makroebene) die individuelle Ebene (Mikroebene) nicht außer Acht gelassen werden, d.h. die Lernenden müssen erkennen können, was das Thema mit ihnen (z.B. Familienleben, soziales Umfeld) zu tun hat. Dieser Perspektivwechsel kann erreicht werden, indem beispielsweise einzelne Aspekte, wie Diskriminierung oder Chancengleichheit, aus beiden Perspektiven thematisiert und dabei sowohl Mikro- und Makroebene berücksichtigt werden.

Hierfür bietet es sich an, zunächst Schritt für Schritt die Grundlagen der Soziologie aufzugreifen und sich spielerisch mit dem Thema Gesellschaft auseinanderzusetzen, um gleichzeitig auch der Gefahr entgegenzuwirken, die Schülerinnen und Schüler durch die Bandbreite an Themen zu überfordern.

Aufbau des Materials

Die Arbeitsmappe Gesellschaft für Einsteiger thematisiert auf 24 Arbeitsblättern die Grundlagen der Soziologie und nähert sich den oben genannten Themen teils durch eine spielerische Auseinandersetzung. Die PDF-Datei der Arbeitsmappe liegt sowohl in einer ausfüllbaren als auch in einer nicht ausfüllbaren Variante vor und kann somit auch am Computer bearbeitet werden. Außerdem steht für die jeweilige Lehrkraft noch eine Handreichung zur Verfügung, die Lösungsmöglichkeiten anbietet.

Die 24 Arbeitsblätter sind in verschiedene Themenbereiche aufgeteilt. Arbeitsblatt 1 bis 5 adressieren die Lebenswelt der Lernenden und stellen Fragen und Aufgaben zu Geschlechter- und Familienrollen, sozialen Gruppen und individuellen Werten. Die Arbeitsblätter 6 bis 9 widmen sich dem Thema Diskriminierung, Chancengleichheit und Inklusion in Schule und Gesellschaft. Auf den Arbeitsblättern 10 bis 20 wird eine Bandbreite von unterschiedlichen Themen wie z.B. Sozialstruktur, demographischer Wandel, Religions- und Glaubensgemeinschaften und Ein- und Auswanderung im direkten Bezug zur deutschen Gesellschaft aufgegriffen. Die Arbeitsblätter 21 bis 23 stehen ein wenig gesondert und haben wieder eine globale, statt deutschlandzentrierte Perspektive. Werte und Normen sowie ein Überblick über die Klassiker der Soziologie und Geisteswissenschaften stehen hier im Fokus. Das letzte Arbeitsblatt ist ein Kreuzworträtsel, das in spielerischer Form die Inhalte der vorangegangenen Aufgaben "abfragt“ und so eine Form der Wissenssicherung darstellt.

Einsatzmöglichkeiten im Schulunterricht

Das vorliegende Arbeitsmaterial eignet sich für die Bearbeitung ab der 8. Klassenstufe und kann ohne große Vorbereitung in den Schulunterricht eingebettet werden. Die Struktur der Materialanordnung ähnelt der einer Unterrichtsreihe, wodurch die einzelnen Themenbereiche gut chronologisch und als Gesamtpaket bearbeitet werden können. Da jedoch die Arbeitsblätter thematisch sehr vielfältig sind und zum Großteil nicht aufeinander aufbauen, können sie auch einzeln als Ergänzung zu bereits vorhandenem Material verwendet werden. Die Anordnung und Formulierung der jeweiligen Aufgaben sind präzise und werden durch viele bunte Illustrationen gerahmt, die das Material spannend machen und das Interesse der Lernenden wecken.

Die Arbeitsblätter 1 bis 5 eignen sich gut für den Einstieg in das neue Themengebiet, da zunächst auf Statistiken und größere Strukturzusammenhänge verzichtet und lediglich die Lebenswelt der Lernenden angesprochen wird. Das ermöglicht den Schülerinnen und Schülern einen schnellen und einfachen Zugang zu den Inhalten, die auf den weiteren Arbeitsblättern in komplexere Zusammenhänge gebracht werden.

Eine weitere Möglichkeit wäre, mit dem Themenblock Inklusion, Chancengleichheit und Diskriminierung in der Schule zu starten. Versteht man Schule als Gesellschaft im Kleinen, ergeben sich in dem sozialen Raum ähnliche Fragen wie in einer Gesamtgesellschaft: Wie leben/arbeiten wir in der Schule zusammen? Wie gehen wir mit Diskriminierung um? Herrscht Chancengleichheit und welche Rolle habe ich in meiner Klasse? Diese Frage können vor der Bearbeitung des Materials gemeinsam in der Lerngruppe in einem offenen Unterrichtsgespräch besprochen und im Anschluss daran die dazugehörigen Arbeitsblätter 6 bis 9 bearbeitet werden. In einem weiteren Unterrichtsblock kann dann die Perspektive erweitert und die Fragen auf die Gesellschaft in Deutschland angewandt werden (Arbeitsblätter 10 bis 20).

Das gesamte Material der Arbeitsmappe kann aufgrund seiner Stringenz ohne Zusatzmaterial verwendet und in allen denkbaren Formen selbstgesteuerten Lernens (z.B. Lerntagebuch, Stationsarbeit, WebQuest) bearbeitet werden.

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Fussnoten

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