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Im Praxistest: Arbeitsmappe "Was heißt hier Demokratie?" | bpb.de

Im Praxistest: Arbeitsmappe "Was heißt hier Demokratie?"

Titus Blecken

/ 4 Minuten zu lesen

    "Eine rechtsstaatlich verfasste Demokratie ist nicht selbstverständlich. Sie musste und muss immer wieder erlernt, erkämpft, gelebt und verteidigt werden.
    Demokratie braucht überzeugte und engagierte Demokratinnen und Demokraten."

    Kultusministerkonferenz 2018

Demokratie ist nicht einfach da, sondern muss "erlernt" und ausgeübt werden. Diesem Appell der Kultusministerkonferenz muss Schule im Alltag Folge leisten. Für viele Schülerinnen und Schüler bleibt Demokratie ein abstraktes Konstrukt: oft gehört, aber nie durchdrungen.
Die Arbeitsmappe Was heißt hier Demokratie? bietet Schülerinnen und Schüler ab Jahrgang 8 in verschiedenen Schwierigkeitsgraden die Möglichkeit, sich intensiv mit diesem komplexen, aber auch immens wichtigem Thema auseinanderzusetzen.

Aufbau des Materials

Die Mappe besteht aus 36 Arbeitsblättern, die in die drei Schwierigkeitsgrade einfach – mittel – schwer gegliedert sind. Eine inhaltliche Progression von 1 bis 36 ist erkennbar: Die ersten Arbeitsblätter beschäftigen sich mit der Mikroebene, also z.B. dem individuellen Demokratieverständnis bis hin zu Demokratie im direkten Umfeld der Schülerin oder des Schülers. Schließlich erreichen die letzten Arbeitsblätter die Makroebene von Demokratie als globales Phänomen.

Ein Arbeitsblatt umfasst meistens mehrere Aufgaben, die übersichtlich gestaltet sind. Mit dabei sind viele Aufgaben zum Ankreuzen, Lückentexte, Umfragen, Fragen zum Nachdenken und/oder Austausch mit anderen oder schriftlichen Aufgaben. An Materialien wird mit Bildern, Grafiken, Cartoons, Texten, Statistiken, Kreuzworträtseln und Karten gearbeitet. Auffällig ist, dass jedes Arbeitsblatt mindestens einen Arbeitsschritt beinhaltet, in dem die Schülerin oder der Schüler ihre oder seine eigene Meinung äußern bzw. Stellung beziehen soll. Ebenfalls wiederkehrende Elemente sind sogenannte "Lexikoneinträge", in denen in Gelb schraffiert wichtige Fachbegriffe definiert werden, rote Boxen, in denen Meinungen von anderen Schülerinnen und Schüler zu bestimmten Fragen oder grüne Boxen, in denen Zitate von Fachleuten aufgeführt werden.
Darüber hinaus umfasst das Material Handreichungen für die Lehrenden, die pro Arbeitsblatt kurze, ergänzende Erläuterungen zum Gebrauch im Unterricht, Lösungen sowie Hintergrundinformationen beinhalten.

Anregungen für den Unterricht

Die Arbeitsmappe überzeugt insgesamt und bietet sich definitiv in vielfacher Hinsicht für den Unterricht an. Zunächst einmal ist die grundsätzliche Struktur des Arbeitsblatts hervorzuheben, die trotz der Fülle und Komplexität an Informationen durch Ordnung, Farben und verschiedene Größen eine klar sortierte Übersichtlichkeit ermöglicht.

Insbesondere die Ausrichtung der Aufgaben auf die subjektive Auseinandersetzung mit dem Begriff Demokratie schafft eine hohe Aktivierung der Lernenden sowie einen reflektierten Umgang. Dieser Fokus auf das Individuum findet sich ebenfalls in der Differenzierung des Materials wieder. Die Schülerinnen und Schüler sollten deshalb auch selbst den Schwierigkeitsgrad wählen dürfen. Da die Arbeitsblätter jeweils verschiedene Themen behandeln, muss eine Differenzierung zieldifferent erfolgen. Dies ist sicherlich der schwerwiegende Nachteil an dem Material. Möchte man nach Schwierigkeitsgraden differenzieren und so das Material dem Einzelnen anpassen, kann die Lerngruppe nicht am selben Thema arbeiten. Infolge einer Differenzierung müssten also die drei Gruppen ihre Ergebnisse den anderen präsentieren, um Lernzuwachs für alle zu sichern.
Die Auswahl der Quellen und Materialien für die Aufgaben sowie die Vielfalt an verschiedenen Aufgaben bieten der Schülerinnen und Schüler einen umfangreichen und keinen einseitigen Zugang zum Thema. Besonders hilfreich dabei sind die Definitionen von Fachbegriffen und die Meinungen von anderen Schülerinnen und Schüler für den Vergleich und die Orientierung. Ebenfalls hervorzuheben ist der Aktualitätsbezug des Materials: die Arbeitsblätter versuchen sich nicht mit der Geschichte von Demokratie aufzuhalten, sondern arbeiten nah an der heutigen Lebenswelt der Lernenden.
Die Verortung des Materials für ab Jahrgang 8 ist durchaus sinnig. Je nach Schwierigkeitsgrad sind die Arbeitsblätter in der Sekundarstufe I, aber auch mitunter in der Einführungsphase der Oberstufe einsetzbar. Für die Kursoberstufe ist das Niveau der meisten Arbeitsblätter zu niedrig.
Ein immenser Vorteil des Materials ist die fehlende Reihenplanung, also die Tatsache, dass die Arbeitsblätter inhaltlich nicht aufeinander aufbauen. Dies ermöglicht einen variablen Einsatz des Materials: es sind sowohl eine Unterrichtseinheit zum Phänomen Demokratie mit verschiedenen Themen, die lose Bezüge zueinander haben als auch einzelne, unabhängige Stunden umsetzbar.

Schließlich bieten die Handreichungen den Lehrenden hilfreiche Hintergrundinformationen und Hinweise zur Umsetzung des Materials. Allerdings fallen diese mitunter etwas knapp aus. Teilweise werden dort lediglich die Inhalte der Aufgaben paraphrasiert. Lehrende mit Fragen an die Umsetzung bestimmter Aufgaben oder Wissenslücken bzgl. des teilweise komplexen Inhalts könnten mitunter überfordert sein.

Fazit

Die Arbeitsmappe Was heißt hier Demokratie? ist definitiv insbesondere für den Einsatz in der Sekundarstufe I zu empfehlen. Sie bietet einen übersichtlichen und attraktiv gestalteten Ansatz, Schülerinnen und Schüler Demokratie zu vermitteln. Insbesondere der Fokus auf das Individuum in Auseinandersetzung mit Demokratie überzeugt. Die Differenzierung in verschiedene Leistungsniveaus ist vom Prinzip her löblich, beinhaltet allerdings in der vorliegenden Ausfertigung im Bereich der Zieldifferenz Schwächen.

Fussnoten

Fußnoten

  1. Beschluss der Kultusministerkonferenz vom 06.03.2009 i. d. F. vom 11.10.2018: Demokratie als Ziel, Gegenstand und Praxis historisch-politischer Bildung und Erziehung in der Schule.

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Titus Blecken ist Politiklehrer in Lüneburg.