Der Föderalismus – spätestens mit der Corona-Pandemie ist er wieder ins Rampenlicht der öffentlichen Meinung gerückt und er findet jüngst massive Kritik.
Das Material ist aufgrund seiner didaktischen Aufbereitung prinzipiell in allen Jahrgangsstufen der Sekundarstufe I anwendbar. Die Themenmappe ist darum bemüht, Gesetzestexte in verständlicher Sprache zu formulieren, was ihr in weiten Teilen gut gelingt. Die teilweise sehr kompakte Fachsprache lässt jedoch eher den Einsatz in der Mittelstufe anraten. Hinzukommt die curriculare Anknüpfung. Abhängig vom Bundesland lässt sich das Material beispielsweise in den Jahrgangsstufen 7 bis 10 anwenden, denn die Schülerinnen und Schüler widmen sich der "Sicherung und Weiterentwicklung der Demokratie"
Kern der Themenmappe sind Arbeitsblätter. Große Stärke der Themenmappe sind das integrierte Grundgesetz am Ende des Heftes, die – in vielen Teilen – sprachsensiblen Texte, der Aufforderungscharakter von Aufgaben, das differenzierte Material und die Kompetenzorientierung. Die Arbeitsblätter 26/ 27 thematisieren den deutschen Föderalismus.
Einsatzmöglichkeiten im Unterricht und Anregungen
Für den ersten Arbeitsauftrag schlagen die Schülerinnen und Schüler Artikel im Grundgesetz nach und tragen sie in einen entsprechenden Lückentext ein. Der Arbeitsauftrag hat durch sein geschlossenes Antwortformat einen hohen Aufforderungscharakter und ermöglicht die direkte Auseinandersetzung mit Artikeln des Grundgesetzes. Gleichzeitig ist der Text sprachlich anspruchsvoll, sodass das Ausfüllen der Lücken nicht zu einem Verständnis über den föderalen Bundesstaat führen muss. Zum einen scheint es unabdingbar, die aufgeführten Begriffe zu thematisieren (z. B. Bundesstaat, Grundgesetz, etc.) und die einzelnen Sätze des Lückentextes vertieft zu besprechen. Zum anderen erscheint ein niedrigschwelligerer Einstieg in die Thematik angemessen. Das Angebot "HanisauLand" der Bundeszentrale für politische Bildung wendet sich an Kinder bis ca. 14 Jahren und liefert eine kurze Einführung in das Thema Föderalismus.
Im zweiten Block sollen die Schülerinnen und Schüler ein Rollenspiel durchführen zur Bedeutung des Bildungsföderalismus für eine Familie, die von einem in ein anderes Bundesland zieht. Der Arbeitsauftrag zielt auf die politische Urteilsfähigkeit der Schülerinnen und Schüler. Dabei erscheinen ein paar Aspekte unklar. Das Durchführen eines Rollenspiels erfordert ein hohes Maß an methodischer Kompetenz und klare Rahmenvorgaben seitens der Lehrperson. Das gegebene offene Setting kann also höchstens als Anregung verstanden werden und weniger als direkt umsetzbarer Arbeitsauftrag. Die Motivation und Charaktere der Teilhabenden im Setting werden nicht ersichtlich und die Kriterien, nach denen diskutiert werden sollen, sind in weiten Teilen verborgen. Hinzukommt ein hoher Anspruch beim eigenständigen Recherchieren von Informationen mithilfe des angegebenen Links und den Arbeitsaufträgen. Soll an dem Rollenspiel festgehalten werden – und davon wird hier ausdrücklich nicht abgeraten, da ein authentisches Setting mit Problemgehalt aus der Lebenswelt der Schülerinnen und Schüler gegeben ist – muss die Lehrperson einen Rahmen für Einsatz im Unterricht schaffen. Eine Alternative, ohne die Anwendung eines Rollenspiels, wird im Folgenden kurz vorgestellt. Hierbei wird die politische Urteilsbildung (siehe Aufgabe 2c) in den Vordergrund gerückt. Eine konkrete Frage dazu könnte lauten "Sollte Schule Ländersache bleiben?". Dazu fällen die Schülerinnen und Schüler zunächst ein spontanes Urteil. Anschließend erarbeiten sie kriterienorientierte Pro- und Contra Argumente mithilfe geeigneten Materials.
In einem Audiobeitrag werden der CDU-Bundestagsabgeordnete Dr. Stefan Kaufmann sowie die Pädagogikprofessorin Dr. Katja Koch zu dem Thema befragt. Vor dem Interview bietet es noch eine kurze Auffrischung zu den wichtigsten Aspekten des Föderalismus: Externer Link: https://detektor.fm/politik/zurueck-zum-thema-bildungsfoederalismus
Ein Beitrag der Süddeutschen Zeitung kann daran anknüpfen. Er liefert Argumente, die im vorangegangen Beitrag unbeachtet bleiben: Externer Link: https://www.sueddeutsche.de/bildung/schule-warum-ist-bildung-eigentlich-laendersache-1.3676552
Die von den Schülerinnen und Schülern festgehaltenen Pro- und Contra Argumente können dann Kriterien wie Vergleichbarkeit, historische Gründe, (Grund-)Gesetz etc. zugeordnet werden. Hinweise zur Durchführung einer Pro-Contra-Debatte finden sich u. a. auf der Seite der bpb.
Fazit
"Spielerisch, niedrigschwellig, kompetenzorientiert" – Damit wirbt das hier vorgestellte Material. Und diesem Anspruch wird es in vollem Maße gerecht. Das Material ist visuell ansprechend, es knüpft durch konkrete Anwendungen an die Artikel des Grundgesetzes an und es legt einen besonderen Fokus auf die Vermittlung von Sach-, Methoden- und Urteilskompetenz. Das ansprechende Material darf jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, dass es durchdachter Anleitungen durch die Lehrperson bedarf. Es ist damit – und das wurde am Beispiel von Arbeitsblatt 26 herausgestellt – nicht für den unreflektierten Einsatz beispielsweise in einer Vertretungsstunde zu verwenden. Mit bedachtem Einsatz kann das Material als sehr gelungen bezeichnet werden, denn es regt zum Denken an!