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Im Praxistest: HanisauLand – interaktive Tafelbilder: Kinderrechte: Recht auf Schutz vor wirtschaftlicher Ausbeutung | bpb.de

Im Praxistest: HanisauLand – interaktive Tafelbilder: Kinderrechte: Recht auf Schutz vor wirtschaftlicher Ausbeutung

Heiko Bohlen

/ 5 Minuten zu lesen

Das vorliegende Material ist ein fertiges interaktives Tafelbild der Seite hanisauland.de, die das Angebot der bpb für die Primarschule beinhaltet. Inhaltlich wird das Thema Kinderarbeit bzw. Kinderrechte am Beispiel des Rechts auf Schutz vor wirtschaftlicher Ausbeutung behandelt.

Auswahl des Materials und didaktische Motivation

Die Kinderrechte und die Geltung und grundlegende Einhaltung dieser Rechte in Deutschland sind eine bemerkenswerte Errungenschaft, die vielen Kindern wahrscheinlich gar nicht bewusst ist – unabhängig davon, ob und wie aktuell diskutiert Kinderrechte explizit in die Grundrechte des Grundgesetzes aufgenommen werden. Doch eine Beschäftigung mit den Kinderrechten hat noch mehr Vorteile als "nur" ihre Bekanntheit zu steigern. Es ist durchaus möglich, dass Kinder in der eigenen Lerngruppe von Rechtsbrüchen betroffen sind wie Gewalt in der Familie. Nicht nur für diese Kinder ist es dann elementar, dass sie lernen, was ihre eigenen Rechte sind und wo womöglich dagegen verstoßen wird – auch weil eigene Erlebnisse schnell als "normal" eingestuft werden. Bei solchen Fällen wird deutlich, warum die Beschäftigung mit Kinderrechten auch und besonders in der Primarstufe sinnvoll ist. Darüber hinaus kann an einem besonders lebensnahen Beispiel ein erstes positives Verständnis für das politische System entstehen, in dem es bestimmte Rechte gibt und wo diese Rechte durch Gesetze und Gerichte geschützt werden. Schließlich kann diese Unterrichtseinheit das Bewusstsein stärken für die eigene Privilegiertheit und Unterschiede in der Welt.

Aufbau und Eignung des Materials

Das Material eignet sich innerhalb der Primarstufe im Fach Sachkunde ab der 4. Klasse. Es bietet sich als Teil einer Reihe zu Wirtschaft oder zu Kinderrechten an. Im ersten Fall könnte man dies mit dem interaktiven Tafelbild "Markt und Wirtschaft" kombinieren; im zweiten Fall mit dem interaktiven Tafelbild "Kinderrechte: Recht auf Bildung". Dies hätte den Vorteil, dass die Lernenden schon an das Format gewöhnt sind.

Insgesamt gibt es 5 aufeinander aufbauende interaktive "Tafeln". Zu Beginn werden die wichtigsten Kinderreche genannt, die ihrer symbolhaften Darstellung zugeordnet werden können. Die zweite Tafel zeigt zunächst eine Statistik der Verteilung von Kinderarbeit weltweit und dann ein Kreisdiagramm mit den wirtschaftlichen Bereichen dieser Kinderarbeit. Auf der dritten Tafel sind Fakten zur Kinderarbeit zu finden, die sich einzeln öffnen lassen. Danach folgt ein kurzer Filmbeitrag über ein Beispiel für Kinderarbeit begleitet mit allgemeinen Einschätzungen. Der Filmbeitrag ist mit zwei Beobachtungsaufträgen versehen. Schließlich geht es auf der letzten Tafel um Lösungen und die Situation in Deutschland. Dabei lassen sich konkrete Details der gesetzlichen Regelungen in Deutschland anzeigen.

Anregungen für den Einsatz im Unterricht "aus der Ferne"

Zunächst einmal sollte erwähnt werden, dass die interaktiven Tafelbilder ohne Begleitmaterialien kommen. Das bedeutet, dass für den Einsatz im Unterricht keine konkrete Anweisung zu finden ist oder Begleitmaterialien vorliegen und somit der Lehrkraft hier eine große Freiheit bleibt. Im Folgenden sollen hierzu Anregungen folgen.

Grundsätzlich gilt, dass in der aktuellen pandemischen Lage das Tafelbild auch in einer Videokonferenz eingesetzt werden kann bei geteiltem Bildschirm, auch wenn die Lernenden dann nicht (wie beim Einsatz eines interaktiven Whiteboards im Präsenzunterricht) selbst die interaktivem Elemente "antippen" können o.ä. und dies durch die Lehrkraft erfolgen muss.

Zu Beginn könnte man mit den Lernenden erarbeiten, was genau Kinderarbeit ist bzw. wann diese problematisch ist und wann nicht. Es bietet sich dafür an mit der eigenen Lebenswelt zu Beginnen. Man könnte beispielsweise abfragen, wer wieviel und wobei zuhause mithilft. Daran anschließend könnte man fragen, wie sie das einschätzen, also wie viel OK ist und wieviel nicht (angefangen damit, was die Kinder selbst empfinden). Idealerweise erfolgt so seine erste Problematisierung und eine Annäherung an den Begriff der Kinderarbeit bzw. eine erste Definition unter Anleitung. Im späteren Verlauf würde sich anbieten die Überlegungen der Lernenden mit den späteren Erkenntnissen zu vergleichen, wie z.B. den genauen gesetzlichen Regelungen in Deutschland (Tafel 5).

Ebenfalls angenähert werden sollte sich an den Begriff der Kinderrechte. Man könnte die Lernenden z.B. zu Beginn fragen, was aus ihrer Sicht Kindern zustehen sollte und dann im weiteren Verlauf dies mit den genannten Kinderrechten vergleichen (Tafel 1). Die erste Tafel kann sinnvollerweise im Unterrichtsgespräch gelöst werden, indem die Lernenden die Kinderrechte ihrer spielerischen Darstellung zuordnen und über das Tafelbild selbst eine Rückmeldung erhalten. Die anschließenden Statistiken (Tafel 2) sind voraussetzungsreich, aber so kann die Analysekompetenz gefördert werden – auch hier bietet sich das Unterrichtsgespräch an, da die Lernenden wohl nur mit Hilfestellung die Statistiken erfolgreich analysieren (erfassen) können. Um die Fakten zur Kinderarbeit (Tafel 3) zu vermitteln, könnte man die Lernenden fragen, dass sie anhand eines Beispiels den jeweiligen Fakt in eigenen Worten erklären. Den Film und die Aufgaben (Tafel 4) könnten die Lernenden sinnvoll in Einzelarbeit erledigen lassen, bevor man für den Abschluss (Tafel 5) wieder im Unterrichtsgespräch zusammenkommt.

Fazit

Insgesamt lässt sich sagen, dass dieses Material eine gute Grundlage bietet für die Beschäftigung mit Kinderarbeit und Kinderrechten. Das fertige interaktive Tafelbild ist ansprechend gestaltet und bietet sinnvolle Visualisierungen. Vor allem ist es eine sinnvolle Anregung die Auseinandersetzung mit diesem sehr wichtigen Thema zu führen und dabei u.a. womöglich erstmals sehr lebensnahe konkrete gesetzliche Regelungen kennenzulernen und zu verstehen. Kritisch anzumerken sind jedoch drei Aspekte: Zunächst ist es so, dass mit dem Tafelbild der Unterricht wenig vorentlastet ist, da wichtige Fragen wie Einstiege oder die konkreten Aufgaben offengelassen werden. Außerdem haben die interaktiven Elemente des Tafelbilds wenig didaktischen Mehrwert – hier wäre mehr möglich. Schließlich besteht die Gefahr, dass durch die Statistiken und Beispiele Vorurteile verstärkt werden in Bezug auf die "Armut" in Ländern mit niedrigen durchschnittlichen Einkommen (auch "Entwicklungsländer" genannt), was aber bei entsprechendem Bewusstsein der Lehrkraft sicherlich ausgeglichen werden kann.

Zugriff

Externer Link: https://www.hanisauland.de/lehrer-innen/unterrichtsmaterial/lehrer-innen-tafelbilder/wbt-kinderrechte-1

Direkter Zugriff auf das interaktive Whiteboard: Externer Link: https://whiteboard.hanisauland.de/whiteboard/wbt-kinderrechte-2

Überblick weitere interaktive Tafelbilder: Externer Link: https://www.hanisauland.de/node/3159

Hanisauland Spezial zum Kinderrecht "Recht auf Schutz vor wirtschaftlicher Ausbeutung": Externer Link: https://www.hanisauland.de/wissen/spezial/politik/kinderrechte/kinderrechte-kapitel-7.html

Fussnoten

Mathe und Politik, Sophie-Scholl-Oberschule Berlin