Gesundheitspolitik mag für Schülerinnen und Schüler
Konzeption des Materials
Die hier vorgestellten Themenblätter beinhalten im Kern zwei Arbeitsblätter zum Thema Gesundheitspolitik. Auch wenn die Materialien aus dem Jahr 2005 stammen, sind die Inhalte nach wie vor aktuell. Arbeitsblatt A legt den Fokus hauptsächlich auf das Problem der steigenden Krankenkassenbeiträge in Verbindung mit der Überalterung der Gesellschaft. Arbeitsblatt B dagegen beschäftigt sich sowohl mit dem Thema Rauchen und den Folgen für die Gesellschaft als auch mit Ernährung. Dies sind zwei Bereiche, in deren Behandlung die SuS auch stärker ihre eigenen Erfahrungen einbringen können, da hier der Lebensweltbezug deutlich größer ist. Wie gewohnt helfen Lehrerblätter (in diesem Fall vier Seiten) bei der Konzeption des Unterrichts, indem sie die didaktischen Überlegungen der Reihe erläutern, wertvolle Hintergrundinformationen zur Thematik liefern und zudem Statistiken, Diagramme und Karikaturen enthalten, die für den Unterricht genutzt werden können.
Die Materialien sind sinnvoll aufgebaut und dienen als ergiebiges Fundament für ein diskussionsorientiertes Unterrichtsgespräch. Der Fokus liegt hier vor allem auf den reflektierenden und meinungsbildenden Kompetenzen. Die Arbeitsblätter sind zudem so konzipiert, dass keine Verfassertexte nötig sind, um sich in der Thematik zurechtzufinden. Für die Lehrkraft besteht nur wenig Mehrarbeit. Die Arbeitsblätter sind vollständig methodisch-didaktisch aufbereitet und bieten Material für eine komplette Doppelstunde. Ideal wäre ein Einsatz in den Stufen 8 bis 10 der Sekundarstufe I, mit vertiefenden Aufgaben und Materialien wäre aber auch ein Einsatz in der Einführungsphase der Oberstufe vorstellbar. Fachlich – und fächerübergreifend – zeigen sich viele Möglichkeiten, sowohl für den Unterricht in Politik und Sozialwissenschaften als auch je nach Diskussionsschwerpunkt in den Fächern Gesellschaftslehre oder Philosophie.
Einsatzmöglichkeiten und Anregungen für den Unterricht
Auf dem Arbeitsblatt A findet sich eine Karikatur mit entsprechendem Arbeitsauftrag, die als Einstiegsimpuls dienen könnte und das Problem der Finanzierung von Gesundheitspolitik und Überalterung aufgreift. Die SuS haben hier die Möglichkeit, ihr Vorwissen und eigene Erfahrungen einzubringen. Je nach Ergebnislage können weitere Diskussionsschwerpunkte gesetzt werden. Ansonsten bietet sich die zweite Aufgabe auf dem Arbeitsblatt an, um sich weiter mit dem Problem der Finanzierung zu beschäftigen. Die SuS sollen vorgefertigten Thesen zustimmen oder diese ablehnen und auf Basis ihrer unterschiedlichen Meinungen in Kleingruppen diskutieren. Um die Aufgabe noch etwas ergiebiger zu gestalten, wäre es denkbar, dass die SuS in Kleingruppen eigene Ideen entwickeln, wie das Problem der Überalterung und der steigenden Kassenbeiträge gelöst werden könnte. Zudem könnten durch die Lehrkraft weitere Thesen genannt werden, die aktuelle Entwicklungen in der Gesundheitspolitik berücksichtigen. Als mögliches Beispiel zu nennen wäre der Vorschlag, kleinere Krankenhäuser zugunsten zentraler Großkliniken zu schließen, um die Versorgung ökonomischer zu gestalten. Man könnte an dieser Stelle auch auf die kontroverse Debatte einer möglichen Zweiklassengesellschaft innerhalb der Krankenkassen eingehen. Dies böte sich auch als Differenzierung für die unterschiedlichen Fächer an, wenn man beispielsweise in Philosophie eher die ethischen Probleme untersucht und in Sozialwissenschaften die gesellschaftlichen.
Die letzte Aufgabe des Arbeitsblattes beschäftigt sich mit der Lebenserwartung der Menschen in verschiedenen Ländern und den entsprechenden Ausgaben im Gesundheitssystem. Als Arbeitsertrag wird eine Untersuchung über die Zusammenhänge zwischen dem finanziellen Aufwand und dem "Erfolg" des Gesundheitssystems erwartet. Hier wäre es sinnvoll, aktuelle Zahlen zu ergänzen, auch um zu analysieren, inwiefern sich die Zahlen in den vergangenen 14 Jahren verändert haben.
Noch spannender - für SuS und Lehrkraft - ist das Arbeitsblatt B. Die dort behandelten Themen bieten einen deutlich größeren Lebensweltbezug. Auch werden die SuS dort mehr von ihren eigenen Erfahrungen profitieren. Die erste Aufgabe greift die Idee eines Bonussystems für einen gesunden Lebensstil auf, indem exemplarisch ein Bonus für Nichtraucher vorgestellt wird. Nach dem bereits bekannten Muster von vorgefertigten Thesen sollen die SuS hier erneut angeben, ob sie zustimmen oder ablehnen. Eine Erweiterung der Thesen ist auch hier denkbar. Methodisch könnte hier alternativ eine kleine Podiumsdiskussion erarbeitet werden, in deren Rahmen die SuS beispielsweise die Rollen eines Politikers, eines Krankenkassenlobbyisten und eines Bürgervertreters, und somit die verschiedenen Sichtweisen auf das Thema, vertreten könnten. Die Thematik des Belohnungssystems lässt sich auch auf andere Bereiche ausweiten und entsprechend diskutieren: Sollten Krankenkassen ein Bonussystem für Sport ermöglichen, also z.B. die Finanzierung von Mitgliedschaften in Sportvereinen oder Fitnessstudios? Zudem bietet das Thema Anknüpfungspunkte für Projekte wie Be Smart – Don’t Start
Dem Thema Ernährung widmet sich der letzte Aufgabenbereich des Arbeitsblatts. Ein kontroverses Gerichtsurteil aus Schweden bietet einen interessanten Impuls: Darf Eltern, deren fünfjährige Tochter wegen ungesunder Ernährung extremes Übergewicht hat, das Sorgerecht entzogen werden? Fertige Thesen helfen den SuS hier erneut bei der Meinungsbildung. Die anschließende Aufgabe ist jedoch wenig funktional. Hier müssen Auszüge aus dem Grundgesetz erst aus einem "Buchstabensalat" entschlüsselt werden, bevor die SuS eine juristische Einschätzung geben sollen, ob ein solches Urteil auch in Deutschland denkbar wäre. Die grundsätzliche Idee ist eine mögliche Ergänzung, jedoch sollte der Auszug aus dem Grundgesetz den SuS aus zeitökonomischen Gründen eher im Klartext vorliegen.
Fazit
Die Themenblätter über Gesundheitspolitik weisen die bekannt hohe konzeptionelle Qualität der Reihe auf und bieten daher eine wertvolle Ressource für den Unterricht. Es bedarf zwar auf Grund des Erscheinungsdatums einer Aktualisierung und Ergänzung einiger Daten und Thesen, dafür erhält die Lehrkraft gutes Material für den Unterricht mit sinnvollen und schülerorientierten Impulsen, die für lebendige Diskussionen sorgen sollten.