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Im Praxistest: Aus Politik und Zeitgeschichte (APuZ 35-37/2015): Kapitalismus und Alternativen | bpb.de

Im Praxistest: Aus Politik und Zeitgeschichte (APuZ 35-37/2015): Kapitalismus und Alternativen

Maja-Svea Purrmann

/ 3 Minuten zu lesen

Seit der Entstehung des industriellen Kapitalismus gibt es auch Kritik an ihm. Die Liste der Anklagepunkte ist lang: Ausbeutung, soziale Ungleichheit, Umweltzerstörung, Ökonomisierung der Gesellschaft, Hunger. Zugleich hat diese Art des Wirtschaftens für einen großen Teil der Menschheit ein nie dagewesenes Wohlstandsniveau hervorgebracht. Von Anfang an begleitete den Kapitalismus auch eine Diskussion um Alternativen. Aktuelle Debatten kreisen um unterschiedliche Konzepte von "Postwachstumsgesellschaften" als Antwort auf die "Grenzen des Wachstums", um "Commons" (Gemeingüter) als Basis solidarischen Wirtschaftens oder um das Modell eines "Aktienmarktsozialismus".

Aufbau des Materials

Bei dem Heft handelt es sich um kein klassisches Unterrichtsmaterial, sondern um ausführliche Hintergrundtexte bzw. Essays mit den folgenden Themenschwerpunkten: Vom Anfang und Ende des Kapitalismus, Arbeit im Kapitalismus, die ordoliberale Perspektive, Alternativen, feministische Kritik, Genossenschaften sowie commonsbasierte Zukunftsszenarien.

Ideen für den Unterricht

Der Einsatz von Texten aus "Politik und Zeitgeschichte" bietet sich vor allem in der Oberstufe an, eventuell auch in leistungsstarken Profilkursen (je nachdem, wie stark man die Texte kürzen oder vereinfachen möchte). Hinsichtlich einer Fächerzuordnung gibt es mehrere Möglichkeiten, je nach Rahmenlehrplan und Schwerpunkt. In Politik kann der Schwerpunkt beispielsweise insbesondere auf die Verknüpfung mit der Politik bzw. Auf die Frage nach der Einflussnahme des Staates gelegt werden. In Geschichte wäre es spannend, die Entwicklung des Kapitalismus sowie die Frage der nach Zukunft zu betrachten. Es bieten sich vielfältige Möglichkeiten an, einzelne Essays aus dem Heft herauszunehmen und zur Textanalyse zu nutzen.

Auf einen Aspekt soll exemplarisch eingegangen werden: die commonsbasierte Zukunft. Insbesondere der Aspekt der Digitalisierung bzw. Die zahlreichen Beispiele, die auch den Schülerinnen und Schüler in der Regel schon vertraut sein sollten, machen diese Idee spannend für den Unterricht. Im Artikel wird das Prinzip bzw. Die Begrifflichkeit der "commons" in einen historischen Kontext gesetzt und erklärt. Es wird zwischen Besitz und Eigentum unterschieden und dies mithilfe von Beispielen erläutert und mit der Idee der commons verknüpft. Die Theorie des Ökonoms Jeremy Rifkin, die er in seinem Buch "Null-Grenzkosten-Gesellschaft" dargelegt hat, wird vorgestellt und an Beispielen reflektiert.

Um die Theorie Rifkins zu verstehen und diskutieren zu können, müssen die Schülerinnen und Schüler zunächst vertraut sein mit den grundlegenden Konzepten der kapitalistischen Wirtschaftsordnung. Hilfreich wäre es ebenfalls, wenn andere Wirtschaftsordnungen ebenfalls eingeführt wurden, aber der Schwerpunkt liegt hier eher auf den Prinzipien des Kapitalismus (z.B. Angebot/Nachfrage, Wettbewerb, Profit, Kapital und Güter etc.) mit denen sich auseinandergesetzt wird. Nach der Klärung der Grundbegriffe muss über den Begriff der "commons" sowie über den Unterschied zwischen Besitz und Eigentum gesprochen werden. Die Theorie von Rifkin könnte mithilfe eines Interviews, in Text- oder Videoformat (liegen online vor), eingeführt werden.

Die vielfältigen Beispiele können in einer Gruppenarbeit erarbeitet und diskutiert werden: Foodsharing, Bücher-Sharing, Umsonstläden, offene Werkstätten, Uber, Airbnb, Wikipedia, carsharing etc. Die Arbeit in den Gruppen kann unterschiedlich gestaltet werden. Klassisch wäre ein Gruppenpuzzle, welches mithilfe einer Tabelle strukturiert werden kann. Die Schülerinnen und Schüler erhalten hier entweder Hintergrundtexte oder arbeiten frei, wenn dies möglich ist. Es wäre auch denkbar, die Schülerinnen und Schüler verschiedene Produkte erstellen zu lassen: z.B. Poster, Erklärvideos oder Präsentationen. Dieses beeinflusst dann auch die Wahl der Präsentationsform. Die Beispiele können entweder vorgegeben oder frei zur Auswahl gegeben werden.

Abschließend sollte mithilfe des Essays aus "Politik und Zeitgeschichte" die Idee der "commons" beurteilt werden. Hier können Ausschnitte aus dem Text verwendet werden, die zum Beispiel auch auf ein Beispiel angewandt werden. Airbnb, Wikipedia und carsharing werden nicht im Text erwähnt und können so als neue Beispiele in der Urteilsphase verwendet werden. Hier ist auch eine Klausur denkbar, um das Thema abzuschließen. Auszüge aus dem Text sowie aus dem Essay "Vom Anfang und Ende des Kapitalismus" können ebenfalls als Klausurtexte verwendet werden.

Material

Unter Interner Link: http://www.bpb.de/apuz/211037/kapitalismus-und-alternativen stehen die Materialien kostenlos bereit.

Fussnoten

Maja-Svea Purrmann ist Gymnasiallehrerin in Berlin für die Fächer Deutsch und Geschichte.