Der 9. November steht für einen denkwürdigen Tag in der deutschen Geschichte. Wie der Autor es begründet, lädt dieser "zum Nachdenken" ein. An dem Tag lassen sich historische Umbrüche und Zäsuren in der deutschen Nationalgeschichte aufzeigen und aufeinander beziehen – im Sinne einer historischen, exemplarischen Längsschnittbetrachtung, vor allem im 20. Jahrhundert, werden die Erschießung Robert Blums in Wien 1848, die Ausrufung der Republik in Berlin 1918, den Hitler-Putsch 1923, der Novemberpogrom 1938, das Attentat auf Hitler 1939 und die Öffnung der Mauer 1989 als Fallbetrachtung in thematische Zusammenhänge gestellt, welche die Schülerinnen und Schüler erforschen können. Die Novemberrevolution von 1918 wird in diesem Material eingebettet in einen exemplarischen Vergleich mit der Revolution von 1848, der durch den gemeinsamen Ereignistag, den 9. November, verbunden wird.
Konzeption des Materials
Das Material ist grundsätzlich in fünf Module unterteilt, wobei zu Beginn ein Abriss durch die deutsche Geschichte dieser ausgewählten historischen Ereignisse mit ihren jeweiligen historischen Hintergründen gegeben wird. Das erste Modul steht unter der allgemeinen Leitfrage: "9. November – Feier- oder Gedenktag?". Die Lehrkraft bekommt dafür in diesem Modul fachliche Hinweise einer differenzierten Betrachtung dieser Leitfrage, eine Ausführung der Relevanz, Intention und des didaktischen Potenzials der Gesamtkonzeption, ebenso wie Anregungen zur organisatorischen Durchführung an einer Schule.
Die Quellen zum 9. November sind thematisch und chronologisch aufeinander in Modulen bezogen. Das zweite Modul beschäftigt sich mit dem "Scheitern und Gelingen" auf dem Weg zur ersten Demokratie 1848 und 1918, wohingegen in Modul drei "die Barbarei mit der Gewissenstat eines Einzelnen" gegenübergestellt wird, indem der Hitler-Putsch, die Novemberpogrome und das Attentat 1938 auch unter dem Aspekt der (individuellen) Widerstandsmöglichkeiten beleuchtet und beurteilt werden.
Im vierten Modul wird die Geschichte der DDR zwischen dem Weg der Gründung der SED und der Freiheitsbewegung, die im Mauerfall 1989 mündete, aufgespannt. Der Autor liefert im letzten Modul weitere Anregungen zu möglichen Jahrestagen und Projektimpulsen.
Einsatzmöglichkeiten im Unterricht und Anregungen
Der Autor schlägt für alle Module den didaktisch stringenten Ablauf einer anfänglichen Problemdefinition, dann Hypothesenbildung, Planung eines Projekts, produktbezogenen Ausführung und zuletzt Reflexion und Bewertung vor. Grundsätzlich ist die Herangehensweise für alle Jahrgangsstufen denkbar und erfordert je nach Altersstufen eine angepasste Didaktisierung und Vorauswahl der Materialien. Die Erarbeitung erfolgt auf der Basis authentischer Dokumente, die die Betroffenheit für die Schülerinnen und Schüler erhöht und im Sinne der Kompetenzförderung die methodische Anwendung der Quelleninterpretation und -analyse erforderlich macht.
Den Tag im Licht der "Schande und Unrecht" und als Tag "des Kampfes für Freiheit und Demokratie" nicht Nebeneinander zu begreifen, sondern im Zusammenhang ermöglicht erst die Urteilsfrage nach einem Feier- und/oder Gedenktag, in der die Vielschichtigkeit des Datums erfasst wird und ein fundiertes Urteil unter Berücksichtigung verschiedener Perspektiven gefällt werden sollte. Das Material ist als Projekttag angelegt – z.B. um den 9. November herum. Ist der schulische Rahmen dafür nicht gegeben, ermöglicht die Modularisierung des Materials auch die Variation in Gestalt von kürzeren Unterrichtseinheiten bzw. dem Ausbau eines Einzelmoduls als Unterrichtsreihe.
In der Verzahnung der Revolutionen von 1848 und 1918 wird keine einfache Gegenüberstellung von Scheitern und Erfolg intendiert. Sowohl die Errungenschaften der 1948er Revolution als auch die Belastungen der Weimarer Republik, die aus der Revolution entstanden, begünstigen eine differenzierte Analyse. Hier ermöglicht sich zum Beispiel eine eigene Unterrichtsreihe zur Frage der zivilgesellschaftlichen Voraussetzungen und Gelingensfaktoren, um sich gegen autoritäre Strukturen durchzusetzen. An dieser Frage wird zudem die politische Relevanz einer solchen Fragestellung für den Blick in die Gegenwart und Zukunft deutlich. Denkbar ist eine Erweiterung der Reihe zur exemplarischen Fallanalyse der Revolutionen aus der Gegenwart, z.B. den Revolutionen des "arabischen Frühlings".
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