Wenn auch nicht mehr unbedingt klassisch im TV, so hat die Wahlwerbung in Form von kurzen Videoclips im Internetzeitalter doch einen wesentlichen Stellenwert für die Parteien und Kandidaten im Wahlkampf inne, auch zur Bundestagswahl 2017. In einem nur wenige Sekunden dauernden Clip versuchen die Akteure ihre Kernbotschaften zu vermitteln, dabei die Rezipienten emotional anzusprechen und sich besonders wirkmächtig in Szene zu setzen. Bei den Arbeitsvorschlägen auf kinofenster.de steht jeweils der Aspekt der Inszenierung in den Mittelpunkt, sodass die Schülerinnen und Schüler sowohl einen medienkritischen Blick auf entsprechende Formate entwickeln und auch die Positionen im politischen Spektrum voneinander unterscheiden lernen. Ausgerichtet sind die Aufgaben auf Schülerinnen und Schüler ab der Jahrgangsstufe 9.
Die Vorschläge
Insgesamt sind fünf komplexe Unterrichtsideen auf kinofenster.de zum Thema veröffentlicht. Während im ersten Vorschlag von der Inszenierung des US-Präsidenten in zwei amerikanischen Politthriller-Serien ausgegangen wird, stehen im zweiten das Genre und typische Handlungsgänge des Politthrillers im Zentrum. Bei der dritten Aufgabe wird die Selbstdarstellung eines Kandidaten für die Bundestagswahl 2002 in einer Dokumentation untersucht. Bei der vierten Anregung erstellen die Schülerinnen und Schüler selbst Wahlwerbeclips. Politische Webvideoformate stehen beim fünften Vorschlag im Zentrum.
Erstellung eigener Wahlwerbespots
Besondere Beachtung findet in dieser Rezension der vierte Vorschlag aufgrund seines besonders hohen Grades an filmpraktischer Arbeit. Aufgabe der Schülerinnen und Schüler ist es, einen Wahlwerbeclip für die Wahl zum Gesamtschülervertreter der Schule zu erstellen und sozusagen als Wahlwerbeagentur zu fungieren. Ausgehend von einer präzisen Ausformulierung dreier zentraler Positionen entwickeln sie einen Slogan und schließlich ihren Clip. Dabei müssen Sie ihre Inszenierung in allen Wirkbereichen des Mediums Film – Bild, Text, ggf. Musik, Kameraeinstellung, Perspektive etc. – auf ihr Ziel ausrichten und natürlich auch umsetzen. Nach einem Screening der fertigen Produkte sollte es ein differenziertes Feedback für die Gruppen geben. Es hat sich als hilfreich erwiesen, einen entsprechenden Bewertungsbogen bereitzustellen, der idealerweise in der Vorbereitung gemeinsam mit dem Kurs entwickelt werden sollte, um Transparenz herzustellen. Dieser Zeitpunkt bietet sich auch für eine Benotung der bisherigen Arbeiten an.
Nachdem der Blick der Schülerinnen und Schüler so für die zwar kurzen, aber unglaublich verdichteten Wahlwerbespots geschult ist, sollte die Analyse einzelner aktueller Clips folgen. Die fiktive Situation aus der vorherigen Filmerstellung wieder aufzugreifend könnte man die Schülerinnen und Schüler in ihrer Rolle als Mitarbeiter einer Wahlwerbeagentur eine schriftlicher Analyse und Beurteilung eines realen Clips anfertigen lassen. So wäre eine Progression im Vergleich zur Arbeit mit dem Bewertungsbogen gegeben.
Kritikpunkte
Wie bei jeder praktischen Filmarbeit wird das geschilderte Projekt sehr zeitintensiv sein. Insbesondere die digitale Nachbereitung ist ungemein aufwändig, v.a. da kaum eine praktikable Arbeitsteilung innerhalb der Gruppen in dieser Phase möglich ist. Zudem ist die Spannbreite hinsichtlich der Qualität des privat vorhandenen Equipments der Schülerinnen und Schüler – darauf wird häufig in Ermangelung entsprechender Technik an den Schulen zurückgegriffen werden müssen – sowie des entsprechenden Know-hows innerhalb der Lerngruppen erfahrungsgemäß sehr groß. Aber hier steckt auch ein großer Vorteil: Oft können bei solchen Projekten auch mal ganz andere Schülerinnen oder Schüler glänzen also sonst.
Zugriff
Die Unterrichtsideen sind unter www.bpb.de/252779 kostenfrei verfügbar.