Konzeption der Materialien
Basierend auf der Idee von Richard Buckminster Fuller (1954), stellt der Bastelglobus die Welt als Ikosaeder dar, ein geometrischer Körper, der aus 20 gleichseitigen Dreiecken besteht. Er kann bei der bpb bestellt oder auf ihrer Homepage als pdf heruntergeladen werden.
Der Globus ist auf einen vorgestanzten Bastelbogen im Format DIN A3 gedruckt, aus welchem er sich leicht herauslösen lässt. Mithilfe von Klebstoff kann er dann zu einem Ikosaeder zusammengefaltet werden.
Die Länder auf diesem Globus sind mit verschiedenfarbigen Nummern gekennzeichnet – wobei jeder Farbe ein bestimmter Kontinent zugeordnet ist. Die Namen der Länder lassen sich dann aus der ebenfalls auf dem Bastelbogen abgedruckten Länderliste erschließen. Auf dem Bastelbogen sind außerdem Statistiken bzw. Ranglisten zu fünf unterschiedlichen Themenbereichen aufgeführt (die größten Länder, die Länder mit der höchsten Lebenserwartung etc.). Zusätzlich sind in dem Begleitmaterial für den Unterricht, das hier heruntergeladen werden kann, weitere Themen statistisch aufbereitet (z.B. Kriege und Konflikte, Umweltverschmutzung, innere Sicherheit/ Mordrate, Militärausgaben).
Einsatzmöglichkeiten im Unterricht
Der Bastelglobus bietet zahlreiche Einsatzmöglichkeiten für den Unterricht in einer Willkommensklasse. Es lässt sich damit ein grundsätzlicher Wortschatz erarbeiten, der sich zum Beispiel am Oberthema Die Welt – ihre Menschen und ihre Sprachen orientiert und eine kurze Vorstellung der Schüler/innen vorsieht. So können Schüler/innen einer Willkommensklasse mithilfe des Globus gezielt auf den Fachunterricht in einer Regelklasse vorbereitet werden.
Zudem können folgende weitere Wortschatzübungen durchgeführt werden: Zunächst wird der Globus von der Lehrkraft vorgestellt und in der Klasse gemeinsam zusammengeklebt. Anschließend wird eine vorher festgelegte Anzahl von Ländern ausgewählt. Dies kann zum Beispiel ein Land von jeder Seite des Globus sein oder Länder, die für die Schüler/innen besonders relevant sind.
Dann wird für jedes Land ein bestimmter Grundwortschatz nach einer vorher festgelegten Struktur eingeübt und schriftlich festgehalten. In meiner Unterrichtspraxis hat sich folgendes Schema (hier am Beispiel Frankreichs) bewährt: „Das Land heißt Frankreich. Die Menschen, die dort leben, heißen Französinnen und Franzosen.“ Je nach Leistungsstand der Schüler/innen können Sie natürlich Informationen ergänzen, zum Beispiel durch Zusätze wie: „Das Adjektiv lautet französisch.“ Zur Festigung des Wortschatzes kann dann ein Würfelspiel dienen: Die Schüler/innen würfeln mit dem Globus und wiederholen das gelernte Schema für ein Land der unten liegenden Seite des Globus (wird eine „Ozean-Seite“ gewürfelt oder eine Seite, deren Länder noch nicht besprochen wurden, so ist der entsprechende Schüler/ die entsprechende Schülerin natürlich noch einmal an der Reihe). Im Schuljahresverlauf kann dabei immer wieder auf den Globus zurückgegriffen und die Anzahl der Länder langsam gesteigert werden. Diese Art von Spiel kann beliebig erweitert und abgewandelt werden. Ist der Wortschatz bereits weitgehend gefestigt, können sich die Schüler/innen gegenseitig Fragen stellen, wie zum Beispiel: „Gesucht wird ein Land, das in Asien liegt und mit I anfängt.“ Fortgeschrittene Schüler/innen können dieses Spiel mit dem Globus, aber ohne die Länderliste spielen, Schüler/innen, die noch Übung benötigen, können zur Hilfestellung die Länderliste als „Spickzettel“ benutzen.
Indem spezifisches Fachvokabular besprochen und eingeübt wird, kann mithilfe des Globus auch eine Vorbereitung auf den Fachunterricht erfolgen. Denn der Globus bietet die Möglichkeit, Begriffe wie zum Beispiel Kontinent, Grenze, Legende, Klima bzw. Klimazone zu erklären. Zudem kann das gemeinsame Besprechen der Datenzusammenstellungen für Schüler/innen einer Willkommensklasse eine grundsätzlich wichtige Übung zum Verständnis von Quellen dieser Art sein.
Außerdem können an dieser Stelle auch wichtige methodische Fähigkeiten vermittelt werden, wie zum Beispiel die Zuordnung von Begriffen zu Kategorien bzw. Oberbegriffen, indem die Schüler/innen z.B. aufgefordert werden, Länder zu unterschiedlichen Kontinenten zuzuordnen. Dies scheint zunächst eine recht banale Aufgabe zu sein, in meiner Unterrichtspraxis hat sich aber gezeigt, dass solche Übungen sehr hilfreich sind, da die Schüler/innen so wichtiges Vokabular lernen, um operationalisierte Arbeitsaufträge zu verstehen und ihre methodischen Kompetenzen, die sich oftmals von denen der Regelschüler/innen unterscheiden, zu vertiefen.
Nicht zuletzt kann auch das Falten und Zusammenkleben des Globus selbst bereits eine wichtige Übung sein. Immer wieder fällt auf, dass viele der Schüler/innen, auch ältere, Probleme im Bereich der Feinmotorik haben. Tätigkeiten wie Schneiden, Kleben und Falten sind da ein willkommenes Training.
Abschließend noch ein Hinweis: Die Arbeit mit dem Globus kann schnell in Themenbereiche führen, die Schüler/innen mit Fluchterfahrungen, die mit hoher Wahrscheinlichkeit Traumatisches erlebt haben, in besonderem Maße berühren. So werden einige Schüler/innen mit Hilfe des Globus von ihrem Weg nach Deutschland berichten wollen, andere nicht. Dies sollte im Sinne der Schüler/innen ausschließlich auf freiwilliger Basis geschehen. Für einige Schüler/innen ist es wichtig, von ihren Erlebnissen zu berichten. Andere sind eventuell traumatisiert und können oder möchten nicht von ihren Erfahrungen erzählen. Gerade bei der Arbeit mit dem Begleitmaterial empfehle ich sehr zu beachten, dass für viele der Schüler/innen Mordraten und Kriegsbeteiligung viel mehr als nur statistische Daten sind.
Fazit und Anregungen
Der Bastelglobus ist in meiner Willkommensklasse sehr positiv aufgenommen worden, da er den Unterricht sinnvoll und handlungsorientiert ergänzt. Die Tatsache, dass jede/r Schüler/in einen eigenen Globus gefaltet und gestaltet hat, hat sicherlich dazu beigetragen, dass die Schüler/innen motiviert mitgearbeitet haben. Und auch der spielerische Einsatz des Globus hat zum Lernfortschritt aber auch zur Erheiterung der Schüler/innen sowie der Lehrkräfte beigetragen. Anzumerken ist jedoch, dass das Zusammenbasteln des Globus für viele (nicht nur jüngere) Schüler/innen eine große Herausforderung darstellt und Geduld, Feingefühl und in vielen Fällen die Hilfe einer Lehrkraft benötigt.
Sollten Sie den Bastelglobus herunterladen, empfehle ich, ihn auf festerem Papier auszudrucken, dadurch wird er stabiler und Ihre Schüler/innen können länger damit arbeiten. Auch hat es sich bewährt, den Globus nicht zu beschriften, sondern separate Listen anzulegen. Der Globus ist klein, und Schüler/innen, für die die lateinische Schrift noch Neuland ist, schreiben oftmals noch sehr groß und zum Teil auch schief.
Auf die Unterrichtseinheit zurückblickend stelle ich fest, dass alle Schüler/innen Freude an der Arbeit mit dem Globus hatten. Der Lernfortschritt war jedoch bei den etwas älteren, fortgeschrittenen Schüler/innen am größten, denn diese waren den Umgang mit Kartenmaterial bereits gewohnt und nutzten den Bastelglobus sehr ernsthaft und konzentriert für die Vorbereitung auf den Unterricht in ihren Regelklassen.