Konzeption des Materials
Das Heft besteht aus drei Kapitel, welche wiederum durch themenbezogene Artikel unterteilt sind. Das Material eignet sich insbesondere für den Einsatz in der Sekundarstufe II, vereinzelt lassen sich Teile aber auch in der Sekundarstufe I anwenden.
Kleine Informationstexte ermöglichen es den Schülerinnen und Schülern Hintergrundinformationen besser zu verstehen. So werden Begriffe ("Marseillaise", "Tricolore") und Ereignisse ( "Bataclan", "Charlie Hebdo") erläutert als auch kurze Biographien gegeben (Wilfried N'Sondé, Paul Bocuse). Auch Zahlen, Fakten und historische Geschehnisse werden besprochen. Es tauchen mehrmals einzelne französische Worte auf, die, in den meisten Fällen (und bis auf einen französischen Raptext), selbst bei nicht vorhandenen Französischkenntnissen keine Schwierigkeiten bereiten sollten.
Das erste Kapitel beschäftigt sich vor allem mit der stark anwachsenden Radikalisierung der Jugendlichen und dem Rechtsruck der Gesellschaft. Im zweiten Kapitel steht die Geschichte Frankreichs im Mittelpunkt, vor allem mit seiner Kolonialgeschichte sowie seiner Rolle im Zweiten Weltkrieg. Aber auch die französisch-deutsche Freundschaft und deren Bedeutsamkeit wird hier thematisiert. Neben der ausgeprägten und weltweit bekannten Mode- und Musikkultur wird im dritten Kapitel auch die französische Streikkultur besprochen. Thematisiert wird ebenso die 'Trennungsangst' unseres Nachbarlandes von ihren sogenannten "Schlössern der Neuzeit", den Atomkraftwerken.
Einsatzmöglichkeiten und Anregungen
In einem Interview mit dem Schriftsteller Wilfried N'Sondé wird die innere Zerrissenheit, Ausweglosigkeit, auch Chancenlosigkeit und die damit einhergehende Radikalisierung der Jugendlichen mit Migrationshintergrund in den sogenannten Banlieus von Paris erläutert. Dem gegenüber steht ein Artikel mit dem Titel "Mama, der Front National und ich", in dem der deutliche Rechtsruck der Franzosen, vor allem aus ländlichen Regionen, verdeutlicht wird. Einzusetzen wären diese Artikel im Vergleich miteinander bereits in der 7./8. Klasse der Sekundarstufe I im Fach Sozialkunde. Durch eine von der Lehrkraft angeleiteten Fish-Bowl-Diskussion können die Schülerinnen und Schüler Perspektiven unterschiedlicher Sozialgruppen einnehmen und hierdurch Hintergründe erfahren, wie es zu einer solchen Entwicklung in Frankreich gekommen ist. Um schwächere Schülerinnen und Schüler neben dem Perspektivwechsel nicht zusätzlich mit unterschiedlichen Textsorten zu überfordern, ist der Lehrkraft zu raten aus dem letzteren Artikel ebenso ein Interview zu formulieren.
Die Kolonialgeschichte Frankreichs ist durch die Überseeländer allzeit aktuell. Sowohl in der Sekundarstufe I als auch in der Sekundarstufe II wird das Thema Kolonialismus und Europäisierung der Erde im Fach Geschichte besprochen. In beiden Jahrgangsstufen bietet es sich an durch Wandzeitungen eine Ausstellung beispielsweise im Rahmen einer Projektwoche zum Thema "Kulturelle Vielfalt" zu organisieren. So kann über bestimmte Kolonialländer als auch kolonialisierte Länder und deren Einflüsse informiert werden. Eine Zusammenarbeit mit dem Fachbereich Französisch wäre hier denkbar, indem in diesem Fall die Thematik Frankophonie als Unterrichtsinhalt im Fokus steht.
Schülernah konzipiert ist auch die Thematik des Schulsystems in Frankreich. In dem Artikel "Bleib doch sitzen" werden Frankreichs Eliteschulen unter die Lupe genommen. Als Zusatzmaterial dient dieser im Politikunterricht der Sekundarstufe II in der Einheit "Schule im europäischen Vergleich". Die Lehrkraft sollte detaillierteres Material hinzufügen, anhand dessen ein deutsch-französischer Vergleich gezogen werden und Vor- und Nachteile herausgearbeitet werden könnten.
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