Einleitung
"Sicherheit" – ein Konzept, das zum einen im individuellen und gesellschaftlichen Kontext als "Zustand frei von Sorge" und zum anderen im internationalen Politischen in Gestalt "globaler Risiken" wie dem Klimawandel und Konflikten wie aktuell dem Ukraine- oder Syrienkonflikt für die Schülerinnen und Schüler bedeutend ist. Welche unterschiedlichen Zugänge und Sicherheitsverständnisse sind dazu denkbar? Welche sicherheits- und außenpolitischen Konsequenzen sind dafür auf nationalstaatlicher Ebene zu diskutieren? Welche Möglichkeiten hat die internationale Gemeinschaft? All diese Fragen und Dimensionen werden in dem Themenblatt "Frieden und Sicherheit" unter Betrachtung diverser Sicherheitskonzepte angeschnitten.
Konzeption des Materials
Das Themenblatt ist grundsätzlich auf insgesamt zehn Seiten unterteilt in Anmerkungen und knappen Hintergrundinformationen für die Lehrkraft und Kopiervorlagen für die Schülerinnen und Schüler (SuS). Zum Schluss wird auf weiterführende Literatur und Internetadressen zur Recherche verwiesen. Die "Lehrerblätter" geben eine strukturierte Übersicht und Einordnung verschiedener Sicherheitskonzepte im Wandel und in Abgrenzung verschiedener wissenschaftlicher Ausrichtungen bzw. Schwerpunkte. Als kurzes Intro zur (nationalen) Sicherheitspolitik wird in der Kopiervorlage (K01) mit Quellenmaterial auf die Friedens- und Sicherheitslogik und ihre politischen Dimensionen eingegangen. Für die Hand der Schülerinnen und Schüler sind zwei Arbeitsblätter (A/B). Arbeitsblatt A wählt den persönlichen Zugang der SuS mit einem weiten Verständnis "Sicherheit als Wert" und fokussiert sich auf die Kompetenzförderung der Perspektivübernahme. Arbeitsblatt B greift exemplarisch die (aktuelle) sicherheitspolitische Kontroverse der Legitimität und Effizienz von Drohneneinsätzen auf. Im Vordergrund steht dabei die Anbahnung eines politischen Urteils zu dieser Frage. Zu beiden Arbeitsblättern bekommt die Lehrkraft kurze Hinweise und didaktische Begründungen für den gewählten Fokus, ebenso wie einen Methodentipp zur Urteilsbildung.
Einsatzmöglichkeiten im Unterricht und Anregungen
Relevant und motivierend ist die Thematisierung von "Sicherheit und Frieden" in einer Vielzahl aktueller Fallbeispiele. Besonders bietet sich für die Exemplarität akut der Ukraine- bzw. Syrienkonflikt an, aber auch die Frage nach Sicherheitskonzepten und -konsequenzen im Kontext des internationalen Terrorismus.
Das Heft lässt sich dabei inhaltlich in den Oberstufenunterricht des dritten und vierten Qualifikationssemesters für Politikwissenschaft einordnen. Schwerpunkt liegt dann auf der EU als globaler Akteur und die Außen- und Sicherheitspolitik. Im vierten Semester rückt die globale Perspektive in den Vordergrund und im Rahmen einer exemplarischen Fallanalyse, in der diese Sicherheitskonzepte fachwissenschaftliche Grundlage sind, werden die internationalen Sicherheitssysteme etc. thematisiert.
Die Kopiervorlage (K01) verspricht im didaktischen Hinweis des Themenblatts "das Nachdenken über mögliche Unterschiede einer Sicherheits- und einer Friedenslogik". Diese Funktion wird in der Auswahl des Quellenmaterials deutlich. Das Erkennen der Zusammenhänge ist eine sehr anspruchsvolle Aufgabe für die meisten Schülerinnen und Schüler und sollte von der Lehrkraft mit weiteren einbettenden Quellen ergänzt werden, um eine fundierte Pro-Kontra-Diskussion zur Frage "Bringt mehr Sicherheit Frieden", wie sie als Arbeitsauftrag formuliert wird, durchführen zu können. Die Frage ist auf theoretischer Ebene höchst spannend, jedoch wird die politische Relevanz einer solchen Debatte unter Umständen nicht klar genug herausgestellt. An dieser Stelle scheint ein entweder oder ("Denkansätze ergänzen sich oder schließen sich aus") nicht unbedingt zielführend.
Zur Durchdringung der wissenschaftlichen Denkrichtungen könnte stattdessen analysiert werden, inwiefern verteidigungspolitische Richtlinien Aspekten der Friedens- bzw. Sicherheitslogik folgen und auf welche Logik sie abzielen. So findet die theoretische Kategorisierung Anwendung in der Übersetzung und Umsetzung in Politik.
Der in Arbeitsblatt A gewählte Zugang eignet sich auch für den Einsatz in der Mittelstufe. Wichtig ist der Bezug zu Faktoren der sozialen Ungleichheit und ihren Auswirkungen auf die Sicherheitswahrnehmung. Alle Arbeitsaufträge stehen für sich und können der Lehrkraft als Anregung dienen, z.B. für den personalisierten Einstieg. Anschließend kann dann über die persönliche Dimension hinaus die strukturellen, politischen Konsequenzen bzw. Rahmen näher behandelt werden.
Die sicherheitspolitische Kontroverse zum prinzipiellen Drohneneinsatz wird indirekt an ihrer Legitimität und Effizienz ("bringen Drohnen Sicherheit" – gemessen an der Wirksamkeit) beurteilt. Die angeführten Argumente für die jeweilige Position bleiben sehr oberflächlich und sind für eine differenzierte Urteilsbildung zu ergänzen.
Der letzte Absatz (7) beschäftigt sich mit einer weiterführenden Frage nach der "Tötungshemmung" der am Abschuss beteiligten Personen als Nebenwirkung zur Frage des Einsatzes von Drohnen. Denkbar wäre im Unterricht demnach die anschließende weitergehende Frage, inwiefern es die eigene politische Beurteilung eines Drohneneinsatzes beeinflussen würde. Die Zitate im Material 7 eignen sich dabei um jeweils die denkbaren Positionen voneinander abzugrenzen und gegenüberzustellen.
Grundsätzlich lässt sich das Thema "Sicherheit und Frieden" mit einer Reihe kontroverser Fragestellungen unterrichten. Verknüpft mit aktuellen Konflikten bietet sich die Szenario-Methode als makromethodischen Abschluss einer solchen Reihe an, in der die unterschiedlichen sicherheitspolitischen Konzepte, (inter-)nationale Akteure und Interessen, Interventionsmöglichkeiten usw. in selbstdifferenzierender Weise verdichten werden.