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Im Praxistest: Energie und Umwelt (Informationen zur politischen Bildung, Heft 319) | bpb.de

Im Praxistest: Energie und Umwelt (Informationen zur politischen Bildung, Heft 319)

Sebastian Staack

/ 2 Minuten zu lesen

Politische Urteilsbildung

"Energie" in Gegenwart und Zukunft lässt sich im Sinne Klafkis als epochaltypisches Schlüsselthema für den Unterricht einordnen. Die Reihe "Informationen zur politischen Bildung" bietet hierzu ein Themenheft "Energie und Umwelt" an, dass die "Vielschichtigkeit der Problemlagen und wesentlichen Konfliktlinien" (S.3) verdeutlichen will, jedoch einer konkreten politischen Urteilsbildung im Sinne eines Werturteils durch umständliche Themengewichtung nicht dient, sondern vielmehr den Zugang zu dem Themenkomplex erschwert. Gemäß des Beutelsbacher Konsens fordert politische Bildung neben einem Kontroversitätsgebot auch eine Ausrichtung auf die Handlungsfähigkeit der Schülerinnen und Schüler (Vgl. Kayser/ Hagemann: Urteilsbildung im Geschichts- und Politikunterricht, 2012, S.13).

Vermeidung von Kontroversen

Im Aufbau zeigt sich auch die Zeitschrift gewohnt klar. Untergliedert in acht Artikel wird von der Frage "Was ist Energie?" über "Das Stromnetz" bis hin zur "Energiepolitik" ein breites inhaltliches Spektrum mit zahlreichen Materialeinschüben (Statistiken, Karikaturen, Zeitungsausschnitte, farbige Fotografien) abgedeckt. Bereits hier fällt jedoch ein Ungleichgewicht auf. So nehmen technisch fokussierte Darstellungen einen deutlichen Schwerpunkt ein. An politischen Problemorientierungen richten sich lediglich zwei Artikel ("Vom Waldsterben zur Energiewende" und "Energiepolitik") explizit aus, jedoch kaum kontrovers. So wird z.B. die intensive Debatte über Fracking mit "hohe(m) wirtschaftliche(m) Potential" als Befreiung von Abhängigkeiten (vgl. S.19-20) eingeordnet. Die "Kontroverse um die Förderung erneuerbarer Energien" (S. 61) nimmt weniger als eine halbe Seite ein. Pointierter hätte auch der Beitrag zur Bürgerbeteiligung in der Energiedebatte ausfallen können (S. 65-66). Statt sperriger Formulierungen hätten hier gegenübergestellte Meinungsäußerungen konkreter politischer Akteure einen Schülerzugang anschaulicher gestalten können.

Einsatzmöglichkeiten für den Unterricht

Insgesamt zeugt diese Ausgabe eher von einem technisch akzentuierten Informationsbedürfnis als von einer Ausrichtung auf politische Urteilsbildung. Die Darstellungsweise mag wissenschaftlichen Ansprüchen genügen, für die Schülerinnen und Schüler ist es jedoch sowohl durch die Themenauswahl als auch die sprachliche Komplexität schwierig, einen Lebensweltbezug herzustellen. Die Ausrichtung auf "Energie und Umwelt" provoziert neben sachlicher Information die Frage nach Partizipations- und Handlungsmöglichkeiten jedes Einzelnen. Zwar klingt dieser Aspekt in einzelnen Material-Bausteinen an, das kontroverse Potential erscheint jedoch bei Weitem nicht ausgeschöpft. Die Einzelbausteine der Zeitschrift lassen sich zwar situativ in das Unterrichtsgeschehen (Karikaturen als Unterrichtseinstiege) einbinden, ein Austeilen des Heftes an die Schülerinnen und Schüler z.B. für eine Reihendurchführung, wie es im Schulalltag häufig gemacht wird, erscheint mir jedoch mangels Leserorientierung nicht zielführend.

Zugriff

Das Heft "Energie und Umwelt" steht als Interner Link: Print-Ausgabe im Angebot der Bundeszentrale kostenfrei zur Verfügung.
Online: Interner Link: http://www.bpb.de/izpb/169455/energie-und-umwelt

Fussnoten

Sebastian Staack ist Studienreferendar am Leibniz Gymnasium Dortmund und unterrichtet die Fächer Geschichte und Philosophie.