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Im Praxistest: Forschen mit GrafStat "Bundestagswahl 2013" | bpb.de

Im Praxistest: Forschen mit GrafStat "Bundestagswahl 2013" (Wahlen in der Demokratie)

Maja-Svea Purrmann

/ 3 Minuten zu lesen

Jede Demokratie lebt von ihren Wählerinnen und Wählern, denn das repräsentative System wird durch Wahlen legitimiert. Hier kann das Volk darüber entscheiden, wer sie regieren und somit welcher politische und gesellschaftliche Kurs eingeschlagen werden soll. 2016 stehen fünf Landtagswahlen (Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz, Sachsen-Anhalt, Mecklenburg-Vorpommern und Berlin) an. Das stetige Sinken der Wahlbeteiligung bei den Bundestagswahlen (www.statista.com: 1972 bei 91%, 2013 bei 71%) sowie die unterschiedliche Wahlbeteiligung bei Landtagswahlen (www.statista.com: zwischen 48% und 73%) sind in Hinblick auf dem Kampf gegen Extremismus gefährliche Trends, denen man entgegen steuern muss. Insbesondere der Rückgang der Wahlbeteiligung bei jungen Wählerinnen und Wählern kann und muss durch ein schülerorientiertes und realitätsnahes Thematisieren der Grundsätze der Demokratie und der Bedeutung und Funktion von Wahlen im Unterricht aufgehalten werden.

Konzeption des Materials

Das Material ist im Schwerpunkt in der Sekundarstufe I anwendbar.

Obwohl die Unterrichtsvorschläge und Materialien unter "Forschen mit GrafStat: Bundestagswahl 2013" zu finden sind, beziehen sie sich ganz allgemein auf das Thema "Wahlen in der Demokratie" und sind entsprechend flexibel einsetzbar. Das Material ist in vier Bausteine aufgeteilt: Grundlagen der Demokratie, Warum wählen wir? Bedeutung und Funktion von Wahlen, Wann ist eine Wahl fair? Die Wahlrechtsgrundsätze und die Geschichte des Frauenwahlrechts in der Bundesrepublik.

Das Material umfasst neben einer ersten Erläuterung der Konzeption, einer Sachanalyse sowie einer Übersicht zu den dazugehörigen Unterrichtsmaterialien, vier Bausteine, die ähnlich aufgebaut sind. Auf der ersten Seite jedes Bausteins ist eine übersichtliche Erläuterung zum Ablauf und der Kompetenzbezug der Sequenz zu finden. Darüber hinaus sind für jeden Baustein die ausgearbeiteten Materialien (inklusive einer Verlinkung zur Materialsammlung) sowie ein vorgeschlagener Verlauf als PDF-Datei vorhanden. Das Material besteht unter anderem aus Texten, Zitaten, Schaubildern, Karikaturen.

Einsatzmöglichkeiten im Unterricht und Anregungen

Das Material kann äußerst vielfältig im Unterricht eingesetzt werden. Es kann passend zu einem anstehenden Wahltermin, aber auch unabhängig von diesen verwendet werden. Die Lehrkraft erhält mit der Sachanalyse und den entsprechenden Verlaufsvorschlägen und Erläuterungen umfangreiche Unterstützung, um die Sequenzen umzusetzen oder eine Auswahl des Materials einzusetzen. Dies ist einer der entscheidenden Pluspunkte der Bausteine: Sie können sowohl als komplette Einheiten durchgeführt oder je nach Bedarf und Lerngruppe vertieft oder gekürzt werden.

Baustein eins und Baustein zwei bieten sich für den eher klassischen Politik- oder Sozialkundeunterricht an. Hier erarbeiten sich die Schülerinnen und Schüler die Grundlagen der Demokratie, die Bedeutung von Wahlen aus Sicht der Wählerinnen und Wähler und die Unterschiede zwischen der Mehrheitswahl und der Verhältniswahl ausgehend von ihrer Lebenswelt (Schule) und können in kreativen Unterrichtsszenarien (Entwicklung eines demokratischen Entscheidungsverfahrens für ein fiktives Land) und ausgehend von Negativbeispielen praxisnah eigene Vorstellungen entwickeln und diese dann gemeinsam prüfen und diskutieren. Lehrkräfte können das umfangreiche Material problemlos einsetzen. Lediglich differenzierendes Material für leistungsschwächere Schülerinnen und Schüler oder Lerngruppen liegt nicht vor. Insbesondere in Hinblick auf die tendenziell längeren Texte müsste die Lehrkraft hier nachsteuern.

Die Bausteine drei und vier können gut in Zusammenarbeit mit Geschichte eingesetzt werden, da hier vor allem ein historischer Blick auf die Entwicklung des Wahlsystems in Deutschland bzw. auf Wahlverfahren allgemein und auf das Frauenwahlrecht in Deutschland geworfen wird. Hervorzuheben ist die Möglichkeit zur (politischen) Urteilsbildung in Baustein drei: hier können die Schülerinnen und Schüler nicht nur über die Absenkung des Wahlalters auf 16 Jahre diskutieren, sondern über die Frage nach einem Wahlrecht ab Geburt.

Baustein vier spricht ein wichtiges Thema an, welches oft im Unterricht vernachlässigt wird: das Frauenwahlrecht. Es wird historisch sowie europäisch betrachtet und kann somit ebenfalls im Geschichtsunterricht Platz finden. Fragwürdig erscheint der Unterrichtsvorschlag, die Schülerinnen und Schüler eine "historische" Pro-Contra-Debatte zum Frauenwahlrecht durchführen zu lassen. Natürlich müssen die damaligen Gründe, die vor allem Männer gegen das Frauenwahlrecht anbrachten, thematisiert und in einem Sach- und Werturteil beurteilt werden. Jedoch scheint es nicht sinnvoll, die Unterrichtszeit dazu zu nutzen, die Schülerinnen und Schüler als Gegner des Frauenwahlrechts sprechen zu lassen. Vielmehr könnte die Zeit genutzt werden, um die Situation von Frauen (in der Politik) und das Frauenwahlrecht weltweit und in der heutigen Zeit zu betrachten. Beispielsweise könnte kreativ gearbeitet werden, indem die Schülerinnen und Schüler nach einer Auseinandersetzung mit der aktuellen Situation (siehe Saudi-Arabien) eine Kampagne oder ein Plakat hierzu entwerfen.

Zum Online-Angebot: Forschen mit GrafStat "Bundestagswahl 2013 – Wahlanalyse und Wahlprognose"

Fussnoten

Maja-Svea Purrmann ist Gymnasiallehrerin in Berlin für die Fächer Deutsch und Geschichte.