Nicht nur in Sachsen wächst der Unmut über die aktuelle Flüchtlingssituation und wird beispielsweise in Demonstrationen vor Flüchtlingsunterkünften ausgedrückt. Rechtsextreme Einstellungen sind kein Randphänomen und insbesondere in politisch aufgeladenen Zeiten besteht die Gefahr, dass sich rechtspopulistisches Gedankengut in der Gesellschaft ausbreitet. Gerade in Anbetracht der wachsenden Anzahl an Brandsätze in Flüchtlingsunterkünften ist es noch wichtiger geworden, diese Themen im Unterricht aufzugreifen.
Konzeption des Materials
Das Material kann sowohl in der Sekundarstufe I, als auch in der Sekundarstufe II, problemlos eingesetzt werden. Es ist nicht nur aktuell, sondern sehr realitätsnah und schülerorientiert konzipiert. Die Schülerinnen und Schüler setzen sich mit der Problematik auseinander, dass Teile einer Gemeinde dagegen sind, das Gebäude einer nicht mehr benutzten Grundschule als Flüchtlingsunterkunft zu verwenden. Sie erarbeiten verschiedene Rollen mit unterschiedlichen Perspektiven und diskutieren deren Ansichten in einer fiktiven Bürgerversammlung. Da sowohl die Situation und ihre Hintergründe, als auch die jeweiligen Rollen sehr konkret und ausführlich dargestellt sind, ist das Rollenspiel äußerst aktivierend. Für jüngere und leistungssschwächere Schülerinnen und Schüler bieten konkrete Hintergrundinformationen ein notwendiges Stützgerüst für die Erarbeitung der Rollen.
Das Material umfasst ein PDF-Dokument, welches die Situation, die Arbeitsaufträge bzw. den Ablauf des Rollenspiels, sowie die Rollenkarten beinhaltet. Hintergrundinformationen für die Lehrkraft werden zwar nicht extra zur Verfügung gestellt, aber da das Rollenspiel in eine Unterrichtskonzeption von Forschen mit GrafStat gebettet ist, finden Lehrkräfte hier genügend Informationen und didaktische Hinweise.
Einsatzmöglichkeiten im Unterricht und Anregungen
Das Material kann ohne große Modifikation im Unterricht eingesetzt werden: entweder im Rahmen der Bausteine von Forschen mit GrafStat oder auch in einer Unterrichtseinheit mit dem Thema "Rechtsextremismus". Da das Rollenspiel als Anwendungsaufgabe im Rahmen des dritten Bausteins ("Wie kommt es zu Rechtsextremismus?") von Forschen mit GrafStat gedacht wurde, sollte auch bei der Einbettung in eine andere Unterrichtseinheit darauf geachtet werden, bestimmte Aspekte des Themas bereits im Vorfeld mit den Schülerinnen und Schülern erarbeitet zu haben. Rollenspiele eignen sich insbesondere im Rahmen von Projekttagen, da hier genügend Zeit für eine durchgehende Erarbeitung, Durchführung und Reflexion gegeben ist.
Für jüngere und leistungsschwächere Schülerinnen und Schüler sollten die Arbeitsaufträge gekürzt und vereinfacht werden. Zusätzlich sollte der Hinweis, zwar aus der Rolle heraus, aber dennoch insgesamt lösungsorientiert im Rollenspiel zu agieren, sowie eine entsprechende Erwartungshaltung bei allen Rollenkarten ergänzt werden. Die grundlegende Frage ist, wie ein friedliches Zusammenleben gelingen kann. Für die Durchführung in einer größeren Gruppe eignet sich besonders die Methode "fish bowl", in der zwar ausgewählte Schülerinnen und Schüler agieren, aber jederzeit von anderen unterstützt und ergänzt werden können. Das Material sollte ebenfalls mit Rücksicht auf die aktuellen Regeln der Kommasetzung überprüft werden.
Hinsichtlich des Einsatzes der einzelnen Rollenkarten sollte sensibel auf die jeweilige Lerngruppenzusammensetzung geachtet werden. Insbesondere bei der Rolle des Bewohners der Flüchtlingsunterkunft muss darauf geachtet werden, ob es Schülerinnen oder Schüler in der Lerngruppe gibt, die betroffen waren oder sind. Über das Material hinaus lassen sich im Anschluss an das Rollenspiel nicht nur aktuelle und reale Bezüge herstellen, sondern ebenfalls Fragen nach gemeinsamen Handlungsmöglichkeiten diskutieren: Lassen sich solche Beispiele auch in unserem Umkreis finden? Was können wir als Schulgemeinschaft in unserer Nachbarschaft für ein offenes und respektvolles Miteinander tun? Wie können wir Flüchtlingsprojekten in unserer Nähe unterstützen und Vorurteile und Ängste abbauen?