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Im Praxistest: Forschen mit Grafstat - Projekt: 8. Mai 1945 - Erinnern heute | bpb.de

Im Praxistest: Forschen mit Grafstat - Projekt: 8. Mai 1945 - Erinnern heute

Berlin Sven Greinke

/ 3 Minuten zu lesen

"Hitler und der Nationalsozialismus, so jedenfalls scheint es, bewegen nun schon die 'dritte Generation', und gemessen am Ausstoß der Medien, nimmt das Interesse immer noch zu." - Ausgehend von dieser Feststellung Norbert Freis bietet das Graf-Stat-Projekt "8. Mai 1945 – erinnern heute" die Möglichkeit, sich im Rahmen eines handlungsorientierten Ansatzes anhand des Zweiten Weltkrieges und des Nationalsozialismus` mit Zeitgeschichte auseinanderzusetzen, um den Anforderungen des Geschichtsunterrichts kritisch zu begegnen: Wie gehe ich mit der Vergangenheit, insbesondere dem sensiblen Thema Nationalsozialismus, um, wie kann an die Ereignisse erinnert werden? Wie führe ich eine historische Befragung durch und wie gehe ich damit als kritischer Rezipient um?

Konzeption der Einheit

Das zerstörte Nürnberg (© picture-alliance/dpa)

Das Projekt richtet sich an die Jahrgangsstufen der Oberschulen im sozialwissenschaftlichen und historischen Bereich, auch eine Kopplung an den Deutschunterricht scheint möglich. Die Einheit ist als unterrichtsbegleitendes Projekt nach dem Konzept "Öffnung der Schule" in sechs Modulbausteinen geplant. Empfohlen wird eine Begleitung des Projekts durch eine historische Fundierung. Im ersten Baustein lernt man die Notwendigkeit der Erinnerungskultur als Teil eines reflektierten Bewusstseins von Geschichte kennen. In Baustein zwei wird das Thema in den Erfahrungshorizont der Lerngruppe gestellt, indem diese ihre individuellen Haltungen formulieren, bevor sie die Meinungen ihrer Mitmenschen dazu mittels unterschiedlicher Zugriffe (Interviews, Telefon, Fragebögen) erforschen. Die Module drei bis fünf dienen der Vorbereitung und Durchführung einer Befragung (Baustein drei), der Auswertung dieser (vier) und der Präsentation der Ergebnisse (fünf). Abgeschlossen wird die Einheit durch eine Metareflexion zum eigenen Vorgehen und zum Kompetenzzuwachs im sechsten Baustein.

Einsatzmöglichkeiten im Unterricht

Die Einheit ist progressiv aufgebaut und erfordert die Durchführung jedes einzelnen Bausteines, um funktional zu sein. Für jedes Modul werden Schemata des Unterrichtsverlaufes mit didaktischen Hinweisen, Sachinformationen und Unterrichtsmaterialien angeboten. Zudem steht eine umfassende Sammlung zu Links und auf der Internetseite bereit. Die hohe Präsenz des Themas Nationalsozialismus in Medien und Schule erfordern einen kritisch reflektierten Umgang mit dieser Vergangenheit. Das Projekt geht von den individuellen Erfahrungen der Schülerinnen und Schüler aus. Der schülerzentrierte Zugriff setzt sich in der Umsetzung des Projekts fort, in der die Handlungskompetenz im Vordergrund steht, indem die Schülerinnen und Schüler als historische "Forscher" agieren, die auf Basis einer computergestützten Auswertung die Vergangenheitsdeutung ihrer Mitmenschen erfragen, diese Erinnerungen zu ihrer Narration zusammensetzen, in einem Produkt zusammenfassen und bei der Präsentation ihre narrativen Kompetenzen schulen. Die Begegnung mit unterschiedlichen Versionen der historischen Wahrnehmung schult das multiperspektivische Lernen und erfordert in der Auswertung und Präsentation eine intensive, kontroverse Auseinandersetzung mit den Inhalten.

Anregungen

Das Projekt "8. Mai 1945 – erinnern heute" ist überaus material- und methodenreich sowie schülerorientiert geplant und stellt den kritischen Umgang mit den neuen Medien in den Mittelpunkt. Da eine selektive Nutzung der einzelnen Bausteine aufgrund der inhaltlichen Progression nicht anzuraten ist, erscheint eine Auswahl des umfangreichen Materials in den einzelnen Modulen notwendig. Das Projekt ist teils in den regulären Unterricht zu integrieren (Bausteine 1, 2, 6), für die Durchführung, Auswertung und Befragung in den Bausteinen drei bis fünf wäre aber die Organisation eines Projekts sinnvoll. Da inhaltlicher und technischer Anspruch wie auch die strukturelle Vorbereitung und Durchführung komplex sind, empfiehlt sich die Durchführung vor allem für die Jahrgangstufe 10 und die Sekundarstufe II. Aufgrund des komplexen Anforderungsniveaus ist durch die Lehrkraft auf eine klare Fokussierung bei der Vorbereitung der Befragung zu achten, welche die Reduzierung der Fragen wie den Kreis der Befragten umfassen kann. Um ein historisch fundiertes und reflektiertes Vorgehen zu ermöglichen und tatsächlich eine Schulung des reflektierten Geschichtsbewusstseins zu ermöglichen, ist zu überlegen, das Projekt erst durchzuführen, nachdem die Geschichte des Nationalsozialismus und des Zweiten Weltkrieges als Grundlage einer kritischen Begegnung damit im Unterricht behandelt worden sind. Auf Basis einer jahrgangsübergreifenden Projektidee kann überlegt werden, inwiefern die parallele Durchführung des Projekts in verschiedenen Jahrgängen (zum Beispiel 10 und 12) auch im Sinne der Anregung einer diskursiven Kontroverse über die Erinnerung an Geschichte möglich ist. Einzelne Projektergebnisse müssen nicht als abschließend betrachtet werden, sondern können in späteren Phasen von anderen Lerngruppen fortgesetzt werden.

Zugriff

Unter Interner Link: http://www.bpb.de/lernen/grafstat/ende-des-zweiten-weltkriegs/ steht dieses aktuelle Graf-Stat-Projekt mit den dazu konzipierten Materialien kostenlos bereit. Die GrafStat-Software ist dort ebenso kostenfrei verfügbar.

Fussnoten