Während betriebswirtschaftliche Simulationen seit längerer Zeit Computer und Internet eingebunden haben, beginnen sich in der politischen Bildung computergestützte Simulationen erst langsam zu etablieren.
Für den Einsatz von Computertechnik und Internet im Rahmen von Simulationen spricht eine Vielzahl von Gründen. Ergänzende aber vor allem aktuelle Informationen und Materialien können ohne großen technischen und zeitlichen Aufwand auf Servern und Computer zur Verfügung gestellt werden. Diese können auch gleich direkt in die Verhandlungen eingespeist werden. Ferner leistet der Computer als Medium zur Informationsbeschaffung durch das Internet einen zentralen Beitrag zur immer stärker eingeforderten Medienkompetenz als Basisqualifikation im Informationszeitalter. Graphische Aufbereitung, der Rückgriff auf gespeicherte Spielstände sowie die Integration spielerischer Elemente und Abfragen oder Chats können eine höhere Motivation bewirken.
Computer können in Simulationen als Hilfsmittel bzw. Werkzeuge genutzt werden, um die schriftliche Kommunikation, die Informationssuche und -verarbeitung sowie die Auswertung zu erleichtern. Durch die Möglichkeit der Dokumentation wird die Auswertung bereits im Spielprozess vorbereitet und erleichtert. Durch das Internet können Teilnehmende somit im Vorfeld in das Planspiel eingebunden werden. Erst recht können computerunterstützende Simulationen europaweit gespielt werden, z.B. im Rahmen von Schulpartnerschaften.
Mit dem Einsatz von Computern und Internet in Politiksimulationen wird die Kommunikation durch Nutzung von E-Mails vereinfacht, ebenso wird die Aufnahme von mehr Informationen in kürzerer Zeit ermöglicht. Diese Kommunikationsform erleichtert vor allem schreibschwachen Schülerinnen und Schülern die schriftliche Kommunikation. Diese Möglichkeit sollte jedoch auch nicht überschätzt werden, weil Schülerinnen und Schülern anscheinend das Lesen längerer Texte schwerfällt. Zugleich hat die Spielleitung einen besseren Überblick über den Ablauf und die Akteure, da beispielsweise alle E-Mails über die Spielleitung laufen.
Simulationen können auch vollkommen im Netz oder online durchgeführt werden. Von zahlreichen Lerntheoretikern/-innen wird der Einsatz von multimedialen Lernumgebungen als geeignete Möglichkeit zur erfolgreichen Umsetzung konstruktivistischer Ansätze gesehen, die die Vorstellungen des "entdeckenden Lernens" aufgreifen. Rechner-gestützte Simulationen ermöglichen Begreifen und Eingreifen in fiktive Systeme und lassen komplexe Wirkungsgefüge durch Interaktionen erfahrbar und verständlich werden. So können beispielsweise Wirkungen von Eingriffen auf Spieljahre oder Legislaturperioden dargestellt werden.
Computergestützte Simulationen wurden vor der Corona-Krise für den politischen Bildungsmarkt kaum entwickelt. Die Gründe waren unterschiedlich. Nach wie vor ist die Entwicklung recht kostenintensiv. Für die Durchführung ist eine intensive Betreuung und Medienkompetenz der Spielleitung notwendig. Ebenfalls müssen sowohl die Anbieter/-innen als auch die Nutzer/-innen über eine entsprechende technische Infrastruktur verfügen. Durch die Pandemie und die damit notwendigerweise verbundene Verlagerung von Bildung ins Netz hat auch die Entwicklung und Umsetzung von digitalen Simulationen einen erheblichen Schub erhalten. Es wurden zahlreiche Online-Politiksimulationen entwickelt und durchgeführt (bspw. durch die Landeszentrale für politische Bildung Baden-Württemberg und die Bayerische Landeszentrale für politische Bildungsarbeit). Zum jetzigen Zeitpunkt gibt es noch keine breit angelegte wissenschaftliche Evaluation über Wirkungen digitaler Politiksimulationen bzw. einen Vergleich zwischen digitalen und analogen Politiksimulationen. Sie sind in jedem Fall eine Bereicherung für die Politiksimulationen, dennoch gibt es auch didaktische Beschränkungen, gerade im Hinblick auf den hohen pädagogisch-didaktischen Wert der direkten persönlichen Interaktion und der Kommunikation von Personen in analogen Politiksimulationen.