Meine Merkliste Geteilte Merkliste PDF oder EPUB erstellen

Ablauf von Politiksimulationen | Planspiele | bpb.de

Planspiele Planspiel-Datenbank Eigene Spiele einstellen Die Methodik Einführung Zielsetzung und Methodik Ablauf von Politiksimulationen Rollendesign, Spielmaterialien und Spielregeln Zeitlicher Rahmen Spielleitung Digitale Politiksimulationen Wirkungsweise von Simulationen Beispiele Inhalt und Rollen Zeitlicher Rahmen Szenario Rollenprofile/Rollenkarten Auswertung Pressenotiz Checkliste Einführungsbeispiel Literaturhinweise Materialien Redaktion Planspiel Kommunalpolitik Politik erleben Kommunalpolitische Strukturen Möglichkeiten zur Partizipation Werkzeugkoffer im Unterricht Nutzungshinweise Planspiel und Kommunal-Café Methodische Möglichkeiten Übersicht Planspiel-Anpassung Planspiel-Entwicklung Kommunal-Café "Die Beste Aller Welten" – Drei Planspiele zur demokratischen Bildung für Jugendliche Einleitung Planspiele herunterladen Planspiel und Demokratie? Zum "roten Faden" der drei Welten Strategie der Medien Die Rolle der Reflexion Schulungsmaterialien und Ergebnisse Allgemeine Tipps für die Spielleitung Die Inselphase Unterstützung der Mediengruppe Bausteine für die Gruppenreflexion Was lernen Jugendliche? Feedback Interview mit einem Multiplikator Was sagen Jugendliche? Interview mit einer Autorin Einblicke in Werkstattgespräche Hintergrund Aufbau eines Planspiels Nachteile und Vorteile Entwicklungspfade Unterschiede der Planspiele Zur Zielgruppe Glossar Literatur Redaktion

Ablauf von Politiksimulationen

Prof. Dr. Stefan Rappenglück

/ 9 Minuten zu lesen

Die Durchführung eines Planspiels erstreckt sich in der Regel auf vier Phasen: Vorbereitung, Einführung und Rollenvergabe, Simulations- und Verhandlungsphase und die Auswertung (De-Briefing).

Politiksimulationen werden in der Regel in vier Phasen durchgeführt:

  • Vorbereitung

  • Einführung und Rollenvergabe

  • Simulations- und Verhandlungsphase (die eigentliche Spielphase)

  • Auswertung (De-Briefing)

Tipp

Falls genügend Zeit zur Verfügung steht, kann die Politiksimulation wiederholt werden, um alternative Spielstrategien durchzuspielen bzw. Erfahrungen und Lernprozesse aus der ersten Runde aufzugreifen.

1. Phase: Vorbereitung

Vor der Durchführung einer Politiksimulation müssen zwei grundsätzliche Fragen geklärt werden:

  • Spielvariante: geschlossen oder offen?

  • Nutzung einer bestehenden Politiksimulation (dafür bspw. Recherche in der Planspieldatenbank) oder Neukonzeption einer Politiksimulation?

Bei der Überlegung, welche Politiksimulation durchgeführt wird, müssen die (möglichen) Vorkenntnisse der Teilnehmenden und die zur Verfügung stehende Zeit zwingend berücksichtigt werden.

Hinweis

Eine eigenständige Entwicklung einer Politiksimulation ist durchaus möglich und reizvoll (siehe hierzu auch Vorlagen im Dossier), stellt jedoch auch eine pädagogisch komplexe Herausforderung dar, die zudem viel Arbeitszeit bindet.

Die Vorbereitung für Simulationen ist oft sehr arbeitsintensiv. So sollten mehrere Räume zur Verfügung stehen, die Infrastruktur vor Ort vorhanden sein (beispielsweise Flipchart, Wandzeitung, Kopiergerät) und die Arbeits-/Spielmaterialien in ausreichender Anzahl kopiert sein. Die Räume sollten nach raumdidaktischen Gesichtspunkten gestaltet sein, d.h. sie sollten durch entsprechende Umgestaltung (Schulräume!) die Lerngruppe in ihrem Lernprozess didaktisch unterstützen und einen dialogischen Bildungsprozess ermöglichen. Für das Planspiel werden in der Regel ein großer Tagungsraum (z B. Aula in der Schule) und weitere kleinere (drei bis vier) Räume für die Gruppenarbeit benötigt, in die sich die einzelnen Akteure zu strategischen Gesprächen zurückziehen können.

Die Räume sollten mit Tischkarten für die Vertreter/-innen der einzelnen Gremien, Fahnenwimpel für die beteiligten Länder, ggf. Europaflaggen (bei europabezogenen Simulationen) und Tagungsglocken für die Sitzungsleitungen "präpariert" werden. Des Weiteren sollten Stellwände für die wichtigsten Presseveröffentlichungen, Stellungnahmen oder Hinweise (z.B. Einladungen zu Pressekonferenzen, Zeitplan, Raumnummern, Konferenzergebnisse) bereitstehen. Auch sollten ggf. Möglichkeiten, die sich vor Ort ergeben könnten, mit in die Politiksimulation integriert werden, je nachdem, wo die Simulation durchgeführt wird (z.B. Durchführung im Rathaus, Berücksichtigung der Aula der Schule oder der Turnhalle für die Durchführung von Plenarsitzungen). Für die Teilnehmenden müssen entsprechend der Anzahl der Spieler/-innen (mindestens 15, günstig 30 und mehr Spieler/-innen) die Spielunterlagen kopiert und verteilt werden. Auch wenn der Aufwand hoch ist: Er lohnt sich. Denn in Evaluierungen haben die Teilnehmenden immer die Motivationssteigerung durch die Requisiten und der Raumgestaltung betont.

2. Phase: Einführung und Rollenvergabe

In der Regel können Politiksimulationen ohne eine intensive Vorbereitung der Teilnehmenden durchgeführt werden. Bevor die eigentliche Simulation beginnt, werden zuerst die Methode und die Zielsetzung der Simulation vorgestellt. Anschließend wird das Szenario (Politikfeld) erläutert, zudem werden die einzelnen Akteure und der Entscheidungs- und Verhandlungsprozess durch eine sogenannte Spielmatrix (Zeitplan) präsentiert sowie organisatorische Fragen geklärt. Danach erfolgt die Rollenverteilung.

Die Rollen können in der Regel in zwei Varianten vergeben werden:

  1. Die Rollen werden über ein Losverfahren (z.B. Zettel mit Namen in einen Topf) spontan zugeteilt. Jede/-r Teilnehmer/-in ist jetzt Vertreter/-in eines Landes bzw. einer Institution.

  2. Nach einer Kurzvorstellung der Rollen suchen sich die Teilnehmenden ihre Rollen selbst aus. Bei dieser Variante muss die Spielleitung jedoch unbedingt darauf achten, bei der Vorstellung nicht zu viel über die Rollen mitzuteilen, damit nicht bereits zu Beginn die unterschiedlichen Interessenlagen den Teilnehmenden zu deutlich werden. Außerdem kann sich diese Variante sehr in die Länge ziehen.

In der langjährigen Praxis hat sich die Rollenverteilung über das Losverfahren als sinnvolle und praktikable Umsetzung erwiesen.

Tipp 1:

Die Rollen der sog. Funktionsträger (d.h. beispielsweise Bürgermeister/-in) und Vertreter/-in der Medien sollte freiwillig ausgewählt werden können. Für diese Rollenübernahme ist eine Fähigkeit zur Moderation von Gruppen bzw. der Spaß am Schreiben und an Recherche notwendig!

Tipp 2:

Die Rollenverteilung sollte schnell vollzogen und auch nicht "zerredet" werden.

Die Spielenden denken sich anschließend eigene Namen aus, die sie auch während der gesamten Simulation behalten (Die Spielleitung sollte ggf. Namen vorbereitet haben, wenn Teilnehmende sich nicht selbst einen Namen geben können). Die Namen werden auf die ausgeteilten Namensschilder geschrieben. Um die Simulation so wirklichkeitsnah wie möglich zu gestalten, sprechen sich die Teilnehmenden ab sofort in offiziellen Verhandlungsrunden nur noch mit diesen Namen in Sie-Form an. Wie in der Realität auch können sich die Teilnehmenden selbstverständlich in nicht-offiziellen Teilen der Simulation duzen (wie z.B. Arbeitsgruppen-Sitzungen oder bei "Arbeitsessen").

Anschließend kann die Spielleitung entweder zuerst ausschließlich das Szenario und nach einer ersten Lesephase (ca. 10 Min.) dann die spezifischen Rollenprofile austeilen, oder die Spielleitung übergibt sofort alle Unterlagen, d.h. Szenario, Rollenprofile und Hintergrundinformationen an die Teilnehmenden in Spielmappen (z.B. Klarsichthüllen). Die Spielleitung bittet die Teilnehmenden, diese länderspezifischen Rollen vorerst nicht gegenseitig mitzuteilen. Das Konferenzspiel lebt davon, dass alle Vertreter/-innen Interessen verfolgen, die zu Komplikationen mit anderen Staaten/Akteuren führen (können) und eine Einigung erschweren. Bei beiden dargestellten Varianten ist darauf zu achten, dass genügend Einarbeitungszeit zur Verfügung steht, d.h. ca. 30 bis 45 Minuten. In der Einarbeitungszeit steht die Spielleitung für mögliche Rückfragen zur Verfügung.

3. Phase: Simulations- und Verhandlungsphase (die eigentliche Spielphase)

Die Struktur der Simulation ergibt sich durch die Anzahl der Teilnehmenden, den Politikgegenstand (z.B. Erweiterung der Europäischen Union, Klimaschutz oder Migrationspolitik) und die zugrundeliegende rechtliche Basis der Entscheidungsfindung. Der strukturelle Ablauf des Verfahrens richtet sich nach dem gewählten Politikfeld und dem jeweiligen Gesetzgebungsverfahren.

In der Regel besteht die Verhandlungsphase aus einem Wechsel zwischen individueller Arbeit, Kleingruppenarbeit der einzelnen Akteure, Interventionen der einzelnen Akteure und Plenarsitzungen. Die Handlungsmöglichkeiten der Akteure sind durch Spielregeln, Verhaltensnormen, Wissen und Information sowie Zeitbudget unterschiedlich verteilt. Der Spielraum ergibt sich teilweise auch aus den Rollenprofilen.

Für den Einstieg in die Simulation gibt es grundsätzlich zwei Möglichkeiten:

  1. Die Simulation wird in der Regel mit einer Rede bzw. einer feierlichen Zeremonie des Bürgermeisters bzw. der Bürgermeisterin, des Landrats bzw. der Landrätin oder des Präsidenten bzw. der Präsidentin der Europäischen Kommission eröffnet. Anschließend beginnen die Teilnehmenden mit ihren jeweiligen Verhandlungen auf der Basis spezifischer Rollenanweisungen.

  2. Die Simulation beginnt mit zeitgleichen Arbeitstreffen der Vertreter/-innen der einzelnen Akteure. Sie diskutieren ihre Geschäftsordnung, ihre Strategien, ihre Ziele und überlegen sich, welche Mitglieder anderer Institutionen zur Problemlösung herangezogen werden können bzw. müssen. Danach erfolgt dann ein Plenum mit der Rede eines Funktionsträgers bzw. einer Funktionärsträgerin (z.B. Bürgermeisterin).

Empfehlenswerter ist die erste Variante, d.h. der offizielle Beginn im Plenum. Anschließend präsentieren und verhandeln die beteiligten Gruppen. Aufgelockert werden die Sitzungen durch Pressekonferenzen, Briefings, Eilmeldungen und unvorhersehbare Ereignisse.

Konkretisierung des Ablaufschemas anhand von europabezogenen Simulationen

In der Regel wird über die Europäische Kommission (EK) ein fiktiver Gesetzesvorschlag an das Europäische Parlament (EP) und an den Rat der EU (Rat) geleitet. Beide Gremien müssen sich nun im Rahmen des sog. "ordentlichen Gesetzgebungsverfahren(s)" (früher: Mitentscheidungsverfahrens) der EU mit den verschiedenen Bestandteilen des Antrags beschäftigen. Das Europäische Parlament berät in Ausschusssitzungen – zu denen Spezialisten/-innen oder auch Vertreter/-innen von Nichtregierungsorganisationen eingeladen werden können –, welchem Antrag oder Gesetzesvorschlag zugestimmt werden kann, welche Änderungen nötig sind oder welche Inhalte gestrichen werden müssten. Am Ende der Diskussionen und Beratungen steht entweder die Annahme des Antrages oder eine konkrete Abänderung. Der Rat der EU berät zeitgleich ebenfalls den Kommissionsvorschlag. Im Rat werden vor allem die nationalen Interessen deutlich. Der Rat kann sich einzelne Experten/-innen, Lobbyisten bzw. Lobbyistinnen und weitere Vertreter/-innen zu Anhörungen in seine Sitzungen einladen, um das eigene Meinungsbild zu vertiefen. Auch hier soll am Ende ein konkreter Beschluss (Änderung oder Annahme des ursprünglichen Antrags) erfolgen.

In einer kürzeren Spielversion (z.B. in einer Doppelstunde) kann an dieser Stelle abgebrochen und zur Evaluation (s.u.) übergegangen werden. Im "Normalfall" (=längere Spielvariante) wird bei Nichtübereinstimmung der beiden Beschlüsse ein Vermittlungsausschuss aus Rat und Parlament gebildet, um einen gemeinsamen Entwurf zu erstellen. Anschließend wird dieser gemeinsame Entwurf noch einmal in beiden Gremien zur Abstimmung zurückverwiesen. Billigen Rat und EP den gemeinsamen Entwurf, wird in einem feierlichen Rahmen der neue Rechtsakt unterzeichnet. Gibt es keine Mehrheit im Vermittlungsausschuss, ist der Rechtsakt gescheitert. Während der Simulation sollten Pausen für informelle Gespräche und Unterbrechungen der Sitzungen eingeplant werden, weil – wie in der Realität – gerade in "Verhandlungspausen" Entscheidungen oder Kompromisse getroffen werden. Simulationen werden in der Regel im Plenum mit einer finalen (Entscheidungs-)Sitzung der beteiligten Akteure und einer Pressekonferenz abgeschlossen. Damit ist die eigentliche Spielphase beendet.

4. Phase: Auswertung (De-Briefing)

An die Simulation schließt sich eine ausführliche Nachbereitung an. Die Bedeutung der Reflexion im Rahmen der Simulation wird meistens unterschätzt. Sie ist sehr wichtig, denn in ihr werden der Spielverlauf beleuchtet, die Spielerfahrungen und Ergebnisse mit der realen Situation verglichen und interpretiert sowie die Lernziele analysiert. Mögliche Rollenkonflikte, Probleme, Stereotypen und die Selbst- bzw. Fremdeinschätzung oder Fragen, die während des Spieles auftraten, werden aufgegriffen. Die spielerische und thematische Auswertung des Planspiels erfolgt über drei Stufen und kann entweder mündlich oder schriftlich geschehen.

1. Direktes Feedback in der Rolle

Zuerst werden die Teilnehmenden gebeten, sich spontan zum Spielverlauf und zu den persönlichen Erfahrungen der Simulation zu äußern. Die Auswertung kann zunächst mit Hilfe eines sog. "Meinungsbarometers" erfolgen. Die Teilnehmenden werden gebeten, in der Rolle zu bleiben und sich bezüglich folgender Fragen im Raum zu platzieren (z.B. in einer Linie):

  • Wie zufrieden sind Sie mit dem Ergebnis?

  • Wie zufrieden sind Sie mit dem Verlauf?

  • Wie geht es Ihnen gerade?

  • Konnten Sie mit Ihrer Rolle Einfluss auf das Spielgeschehen ausüben? Wie?

Hier besteht schon für den Moderator/die Moderatorin die Möglichkeit, mit kurzen Fragen entsprechend nachzuhaken bzw. nachzusteuern. Anschließend werden die Teilnehmenden gebeten, ihre Rollen zu verlassen. Dies kann auch durch verschiedene Symboliken unterstützt werden, beispielsweise durch kollektives Abnehmen des Rollenschildes oder mehrmaliges Drehen um die eigene Achse ("Rollen entrollen"). Danach sollte es eine kurze Pause geben.

2. Reflexion über Akteure, Ablauf- und Entscheidungsprozess und Positionen in der Simulation

In der 2. Phase stehen Fragen nach Verlauf der Simulation (Entscheidungsprozess), Rollenmustern und -umsetzung (Akteure), den verschiedenen Überlegungen bzw. Strategien und dem tatsächlichen (möglichen) Beschluss/Ergebnis im Vordergrund. Dabei soll das Verhältnis zwischen den Rollen beleuchtet, die Vor- und Nachteile der verschiedenen Strategien und die Folgen sowie Perspektiven, die sich daraus für die Thematik ergeben (könnten), herausgearbeitet werden.

Durch die Politiksimulation lernen die Teilnehmenden die Bedeutung, Stellung und Funktion von Institutionen kennen. So erleben sie persönlich die Funktion und Wirkung von Verfahrensregeln und die schwierige Suche nach Kompromissen. Sie haben selbst Macht in der Politiksimulation ausgeübt und erlebt, wie und warum welche Interessen umgesetzt worden sind. Letztlich wird durch die Analyse von Macht- und Herrschaftsaspekten die politische Dimension aufgeschlüsselt. Wichtig in diesem Evaluationsschritt ist insbesondere der Abgleich zwischen der Simulation und der Politik-Realität. Hierzu ist es auch notwendig, die in der Simulation erfolgte Komplexitätsreduzierung aufzugreifen und darzustellen, damit keine verzerrte oder vereinfachte Wahrnehmung der Politik produziert wird.

Folgende Leitfragen sind denkbar:

  • Wie empfanden Sie den Spielverlauf?

  • Konnten Sie die Interessen Ihrer Rollen vertreten?

  • Konnten Sie Ihre Argumente in der Diskussion einbringen?

  • Wie wurde der Meinungsbildungsprozess beeinflusst?

  • Wie haben Sie die Zusammenarbeit (negativ/positiv) zwischen den einzelnen Akteuren wahrgenommen?

  • Gab es den Einsatz von Machtmitteln und "diplomatischen" Mitteln?

  • Gab es sogar sachfremde Spielzüge und "Ablenkungsmanöver"?

  • Wie fiktiv ist das Szenario?

Ein Schlüsselelement der Auswertung und der anschließenden Metareflexion im Hinblick auf die Alltagswelt der Teilnehmenden ist der subjektive Anteil der Beteiligten am Prozess.

Tipp:

Bei ausreichend zur Verfügung stehender Zeit sollten die Teilnehmer/-innen ihre spezifischen Rollenanweisungen dem Plenum vorlesen. Dadurch wird allen Beteiligten das Verhalten ihrer "Mitkonkurrenten/-innen" einsichtiger, und zugleich werden die oftmals widersprüchlichen Interessen der Spieler/-innen offenkundig.

3. Realitätscheck/Transfer auf die Lebenswelt der Teilnehmenden

Als letzter Schritt erfolgt der Transfer auf die Lebenswelt und Erfahrungen der Teilnehmenden. Bei der Auswertung ist die didaktische Rückbindung des Spielgeschehens an konkrete Lebenssituationen unabdingbar. Geschieht diese nicht, "besteht die Gefahr, dass sich die teilnehmenden Spieler illusionäre Scheinwelten schaffen, die von ihnen als gesellschaftspolitische Realität ausgelegt werden" (Buddensiek 1999, 370).

In europabezogenen Simulationen bedeutet dies exemplarisch, dass geprüft und diskutiert wird, in welchem Maß die simulierte europäische Politik die tatsächliche europäische Realität widerspiegelt. In einem weiteren Schritt werden mögliche Vereinfachungen und Verzerrungen aufgegriffen und mit der Realität verglichen. Bezogen auf das eigentliche Politikfeld – wie beispielweise Erweiterung oder Migrationspolitik – werden die damit verbundenen Chancen und Risiken kritisch reflektiert und der Spannungsbogen zwischen nationalstaatlichem Interesse und europäischer Verantwortung aufgezeigt und diskutiert. Auch sollten die Folgen für den Einzelnen und mögliche Handlungsperspektiven diskutiert werden.

Fussnoten

Weitere Inhalte

Prof. Dr. Stefan Rappenglück war bis März 2021 Professor für Europäische Studien/Politikwissenschaft an der Hochschule für angewandte Wissenschaften München, Geschäftsführender Gesellschafter von Rappenglueck Simulations. Berlin-München und Lehrbeauftragter an der Katholischen Hochschule für Sozialwesen Berlin und an der Hochschule München; Schwerpunkte: Europa, Europavermittlung, Planspiele, Mitglied der Jury des deutschen Planspielpreises, langjährige Erfahrung in Entwicklung, Durchführung und Evaluation von Politiksimulationen, Ausbildung von Trainerinnen und Trainern.