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Die Rolle der Reflexion | Planspiele | bpb.de

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Die Rolle der Reflexion

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Für demokratische Bildung ist der Fokus auf die Reflexion nach dem handlungsintensiven Geschehen unerlässlich. Fragen nach der demokratischen Entscheidungsfindung, der Blick auf diskriminierende Dynamiken zwischen Mehr- und Minderheiten, das Aufdecken von Widersprüchen zwischen den demokratischen Prinzipien der Freiheit und Gleichheit sowie das Erkennen des "Emotionalen" auch in der Politik haben hier ihren festen Platz.

Die Teilnemer/innen werten gemeinsam ein Planspiel aus. (© DBAW-Video)

Das Planspiel DBAW bietet ein relativ offenes Aktionsfeld und jede Minute kann viel passieren. Diese hohe Handlungsorientierung und Offenheit der Methode muss allerdings rückgebunden werden zur Selbstreflexion der Beteiligten. Gerade wenn es um demokratische Lernerfahrungen geht, ist letzten Endes nie nur Aktionismus, sondern gerade auch das Erweitern eigener Bewusstseinsprozesse gefragt.

Das Eisbergphänomen als Orientierungshilfe. (© S. Schwarz; leicht verändert nach Elmar Philipp, "Vom Einzelkämpfer zum Team", in: Pädagogik 2/1995, S. 36ff.)

Erst ein Rückblick in Ruhe verdeutlicht Aspekte, für die bei den schnellen Entscheidungsprozessen keine Zeit zur Wahrnehmung oder zum Hinterfragen war. Die Reflexion bildet somit einen unverzichtbaren, doch für die Spielleitung sehr herausfordernden Part. Tatsächlich kommt die Reflexion oft zu kurz, nicht nur in Planspielformaten. Generell kann bei gruppendynamischen Ansätzen (und so auch bei Planspielen) das Interner Link: Eisbergphänomen eine Orientierung bieten.

Neben den oberflächlich sichtbaren Spielereignissen und Ergebnissen, der sogenannten "Sachlogik", geschehen viele Prozesse im Verborgenen. Die emotionale Ebene des Erlebten – z. B. Ängste und Sympathien im Mit- und Gegeneinander sowie Macht und ihre Dynamiken – ist für das, was geschieht, von großer Relevanz. Sie bewegt sich eher auf der unsichtbareren Beziehungsebene der eigenen Denkweisen (Psychologik).

Gerade im Planspiel kann sich bei Teilnehmenden in diesem Bereich viel anstauen. Die Spielleitung eröffnet in der Reflexion Kanäle für eine "emotionale Entladung" der (betroffenen) Teilnehmenden. Ansonsten können sich einseitig negative oder positive Emotionen unhinterfragt festsetzen und Lernperspektiven verkürzen, was sich wiederum negativ auf die Demokratiefähigkeit auswirkt.

Selbst wenn die Spielleitung denkt, alles sei "glatt" gelaufen: Zum einen ist es unmöglich, das gesamte komplexe Planspielgeschehen zu überblicken, zum anderen enthüllen sich meistens erst in der Reflexion überraschend andere Perspektiven, die im Spielverlauf eher untergegangen sind. Im besten Fall führt die Reflexion zur Sicherung einer Perspektivenvielfalt, die für die (gefühlten) Verlierer wie die Gewinner des Planspiels den eigenen Blickwinkel erweitert. Erkennbar werden damit z. B.

  • die Prozesse hinter Entscheidungsergebnissen,

  • Ausnahmen von scheinbar allgemeinen Regeln,

  • Machtdynamiken und

  • zahlreiche neue Handlungsoptionen.

Daraus ergibt sich ein neues, komplexes Gesamtbild des Geschehenen und auch Nicht-Geschehenen. Doch natürlich stehen auch inhaltliche Kriterien im Zentrum der Betrachtung. Die Aufgabe der Spielleitung ist es, während der Spielphasen darauf zu achten, welche historischen und aktuellen Bildungs-­‐ und Erfahrungsbezüge die Jugendlichen in das Planspiel einbringen (z. B. Bezüge zum Nationalsozialismus, zur Einengung der Pressefreiheit in der Türkei etc.). Die Themen, die hier an die Oberfläche kommen, können so im Nachgang vertieft werden. Sie dienen als Anknüpfungspunkte, das im Spiel Gelernte auf die Realität zu übertragen und gemeinsam mit den Jugendlichen zu analysieren. Insbesondere in der Institution Schule bietet es sich an, beobachtete Lernprozesse im weiteren Unterricht systematisch durch konkrete Reflexionsfragen zu vertiefen und den Gruppenaustausch lebendig zu halten.

Fussnoten