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M 05.07 Lebensstil und Sozialprestige | Umweltbewusstsein und Klimaschutz | bpb.de

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M 05.07 Lebensstil und Sozialprestige

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Was müsste geschehen, damit sich nachhaltiges Konsumverhalten, nachhaltige Lebensstile durchsetzen? Wie kann das Leitbild einer nachhaltig-zukunftsfähigen Entwicklung populär werden?

Wann immer in der Öffentlichkeit über Umweltbewusstsein diskutiert wird, taucht unweigerlich die Frage einer Kluft zwischen Umweltbewusstsein und Umweltverhalten auf. Was ist damit gemeint? Sehr häufig wird in empirischen Untersuchungen festgestellt, dass die Menschen hierzulande ein hohes Umweltbewusstsein besitzen, aber ihr Verhalten nicht damit Schritt hält. Zwar glaubt die Gesellschaft, die Grenzen des Wachstums seien erreicht und "wir" sollten sparsam mit Ressourcen umgehen. Trotzdem ist das gerade erstandene Auto größer und leistungsstärker als das alte. Auch die nächste Wochenendreise hat nicht die nähere Umgebung zum Ziel, sondern es geht mit dem "Billigflieger" in weit entfernte Städte und Länder. Die empirische Sozialforschung spricht in diesem Fall davon, dass Einstellungen und Verhalten nur gering miteinander korrelieren, dass positivere Einstellungen gegenüber dem Umweltschutz also nicht unweigerlich mit einem umweltgerechteren Verhalten einhergehen. Wo liegen die Gründe für diese Kluft?

Aus: Udo Kuckartz: Umweltbewusstsein und Umweltverhalten, in: Informationen zur politischen Bildung "Umweltpolitik", 2. Quartal 2005.

Die Lebensstile haben sich sehr stark differenziert. Für weite Teile der Bevölkerung gehören jedoch Hedonismus (Streben nach Genuss), Mobilität und Selbstverwirklichung zu den zentralen Lebenseinstellungen, bzw. -zielen. Ökologische Verhaltensweisen werden dabei oft als hinderlich empfunden. So kann es durchaus sein, dass sich der alte Mann mit schmaler Rente, der von Ökologie nicht viel weiß, aber zu Fuß einkaufen geht, nicht alle Zimmer heizt und die Alufolie mehrfach nutzt, praktisch der bessere 'Öko' ist, als die gut verdienende Anwältin, die zwar im Naturkostladen einkauft, und die neuste und sparsamste Waschmaschine hat, aber Bus- und Bahnfahren nicht leiden kann und mindestens einmal im Jahr in ferne Länder fliegt. [...]

Lebensstil und Konsumverhalten tangieren auch das Sozialprestige. Menschen definieren sich u.a. über ihren Lebensstil. Einigen ökologischen Verhaltensweisen, z.B. öffentliche Verkehrsmittel benutzen oder Urlaub in der Region statt in der Karibik, haftet aber eher ein sozial negatives Image an. Nicht wenige Beispiele nachhaltigen Konsumverhaltens funktionieren nur dann richtig, wenn viele mitmachen (Beispiel Car Sharing). Die Menschen wollen sich darauf verlassen können, dass sie nicht die einzigen sind, die das Neue probieren. Oft fehlt ihnen dafür das Vertrauen. Doch der zentrale Punkt ist das persönliche Wohlbefinden. Wir suchen im Leben nach Freude, Zufriedenheit, Glück. Finden wir das bei dem, was derzeit zu einem umweltbewussten Alltagsverhalten gehört? "Begeisterung beim Drosseln der Heizung, Glücksgefühle beim Benutzen öffentlicher Verkehrsmittel. Erregung beim verpackungsfreien Einkauf, Lustgefühle bei der Entsorgung von Altpapier in die Wertstofftonne?" [...]

Was müsste geschehen, damit sich nachhaltiges Konsumverhalten, nachhaltige Lebensstile durchsetzen? Wie kann das Leitbild einer nachhaltig-zukunftsfähigen Entwicklung populär werden? [...] Die Menschen müssen merken, dass ihr Tun direkte Folgen hat, d.h. dass sie Verantwortung haben und mit ihrem Verhalten - auch wenn es ihnen relativ unbedeutend erscheint [...]. Dies motiviert, insbesondere dann, wenn Verstand und Herz angesprochen werden. [...]. Es ist daher wichtig, jede Veränderung, jeden Erfolg und sei er noch so klein, zu kommunizieren, erfahrbar zu machen, Rückmeldung zu organisieren, aber auch Misserfolge zu analysieren und daraus Schlüsse zu ziehen. Wenn z.B. eine Stadt eine Wassersparkampagne initiiert, braucht sie ein gute, moderne Werbekampagne. Sie sollte aber auch die Bürgerinnen und Bürger häufig und regelmäßig darüber informieren, wie viel Wasser bereits eingespart wurde. Eine gute Idee wäre auch, gleichzeitig einen Wettbewerb auszuschreiben, mit dem der Haushalt belohnt wird, der am fleißigsten spart, und/oder die besten Ideen prämiert werden. Wenn die Medien über solche Dinge verstärkt berichten, es sei denn es bleiben keine isolierten Einzelaktionen der Kommunen, kann es gelingen, dass nachhaltiges Konsumverhalten nach und nach eine hohe gesellschaftliche Wertschätzung erfährt [...].

Manche meinen, der Begriff 'Nachhaltigkeit' sei für die Kommunikation zu spröde und müsste geändert werden. Doch das ist nicht das Problem, wie das oben Gesagte zeigt: Ob nachhaltig, zukunftsfähig oder dauerhaft - es kommt nicht in erster Linie darauf an, wie die Begriffe klingen, sondern was mit ihnen assoziiert wird. Das hängt davon ab, mit welchen konkreten Beispielen, mit welchen Visionen das Thema verbunden ist - das wiederum haben wir in der Hand.
[...] Der sozial-ökologische Strukturwandel braucht daher zuvorderst einen kulturellen Wandel: Schmackhaftes, gesundes Brot, aus ökologisch angebautem Getreide, hergestellt ohne chemische Backzusätze, von Bauern und Bäckern der Region, sollte im Bewusstsein der Konsumentinnen und Konsumenten einen sehr hohen Wert bekommen, ebenso wie klare Flüsse, oder lebenswerte Städte.

Aus: Heike Leitschuh: Der soziale Sog bewirkt mehr als Druck, Externer Link: http://www.eco-world.de/scripts/basics/econews/basics.prg?a_no=233 (11.07.2007).

Aufgabe:

Wie wird mit dem vorliegenden Text die Kluft zwischen Umweltbewusstsein und Umweltverhalten erklärt?
Bereitet einen Folienvortrag vor, mit dem ihr euren Mitschülern die wesentlichen Punkte erläutert.

Fussnoten