Air Berlin, Ryanair, Deutsche BA, Buzz, Virgin Express, Germanwings und Hapag-Lloyd Express sind nur einige der neuen sogenannten Billigflieger. Preise von 1 bis 10 Euro für einen Flug sind zwar vor allem Werbemaßnahmen, durch sie kann sich das Fliegen aber vom "Ausnahmefahrzeug" zum festen Bestandteil der Alltagsmobilität entwickeln. Mehr Flüge bedeuten mehr Schadstoffe, eine stärkere Klimagefährdung sowie für immer mehr Menschen Gesundheitsbeeinträchtigungen und Belästigungen durch Fluglärm [...].
Der Luftverkehr ist bald "Klimakiller Nr. 1". Bereits 1990 war der Einfluss des weltweiten Flugverkehrs auf die Klimaerwärmung so hoch wie der der gesamten Lkw-Flotte. [...] Die besondere Klimagefährdung des Flugverkehrs ergibt sich daraus, dass neben den CO2- Emissionen aus der Verbrennung des Kerosins auch die Stickoxid-Emissionen (NOx) und der entstehende Wasserdampf die Klimaerwärmung verstärken. Der Durchschnittsverbrauch liegt in modernen Flugzeugen pro Passagier zwar bei "nur" ca. 5 bis 6 Litern Kerosin, deren Verbrennung jedoch schädigt das Klima in der Flugreisehöhe von 9 – 13 km zwei- bis vierfach stärker als in Bodennähe [...].
Flugverkehr und seine Klimarelevanz nehmen dramatisch zu
Alle Prognosen gehen - auch nach der Krise seit dem 11. September 2001 - von einer Verdoppelung des Luftverkehrs alle 15 – 20 Jahre aus. In Deutschland stieg der Flugverkehr bis zum Jahr 2000 jährlich durchschnittlich um ca. 5 %. Bis zum Jahr 2015 geht die Bundesregierung etwa von einer Verdoppelung des Flugverkehrs innerhalb sowie von und nach Deutschland aus (vgl. BMVBW: Verkehrsbericht 2000). Für den Klimaschutz hat diese Entwicklung fatale Konsequenzen: Berechnet man nur die Flüge innerhalb der deutschen Grenzen ein (Territorialprinzip), erhöhen sich die CO2-Emissionen aus dem Luftverkehr bis zum Jahr 2015 um 64 % (gegenüber dem Basisjahr 1997). Rechnet man alle von deutschen Flughäfen ausgehenden internationalen Flüge bis zum Zielflughafen mit ein (Standortprinzip), steigen sie sogar um 106 %. Werden alle CO2-Emissionen aus dem Flugverkehr (Standortprinzip) konsequent in die deutsche Klimabilanz einbezogen, werden die CO2-Emissionen im Verkehrssektor bis 2015 um weitere 8-10 % steigen - Verbesserungen der Antriebstechniken bei Pkw und Lkw sowie eine Verdoppelung des Güterverkehrs auf der Schiene schon eingerechnet! Wegen der überproportionalen Zunahme der NOx-Emissionen und der Wolkenbildung wird dieser Klimaeffekt noch verstärkt. Deutliche Reduktionen der Emissionen sind schon deshalb nicht schnell zu erwarten, weil es ca. 20 Jahre dauert, bis alte Maschinen ausgemustert sind und sich neue Techniken durchgesetzt haben. Technische Einsparmöglichkeiten zur Reduktion des Treibstoffverbrauches sind außerdem zu einem großen Teil bereits realisiert, da die Fluggesellschaften ein finanzielles Interesse an einem geringen Kerosinverbrauch haben: Dieser reduziert nicht nur die Treibstoffkosten, sondern ermöglicht auch eine höhere Beladung der Maschinen – im Flugverkehr ein sehr wichtiges wirtschaftliches Kriterium. Zur Reduktion der Stickstoff- Emissionen sind technische Lösungen vorhanden, die dringend umgesetzt werden müssten [...].
Billigflieger heizen das Wachstum des Flugverkehrs weiter an
Billigflieger sind zunächst Teil des Wachstums im Flugverkehr, verstärken dieses jedoch noch gegenüber den bisherigen Prognosen. Wegen des erhöhten Wettbewerbsdruck zwischen den Fluggesellschaften versuchen diese, neue Kundengruppen zu gewinnen und richten ihre Angebote daher zunehmend auch auf bisherige Nicht-Flieger aus. Die Lufthansa hat bei der Vorstellung ihres neuen Preissystems explizit Bahn und Auto als Konkurrenz bezeichnet hat, die Billigflieger schielen ebenfalls mehr oder weniger unverhohlen auf die Bahnfahrer. Aufgrund der Dumping- Preise werden zudem Flugreisen unternommen, die früher gar nicht stattgefunden hätten, z.B. für ein Wochenende zum Sonnen nach Mallorca oder ein Kurztrip zum Einkaufen nach München, Hamburg oder London. Noch gibt es allerdings keine seriösen Angaben darüber, ob und wie stark die Nachfrage durch die Billigflieger steigen wird. Intraplan (1999) belegt, dass die Nachfrage nach Flügen bei einer Preissteigerung von +15 % um 6,2 % sinken würde. Das legt den Schluss nahe, dass bei einer Preisreduktion das Fluggastaufkommen entsprechend steigen wird. Eine Umfrage bei Ryanair ergab, dass 37 % der Passagiere von den Preisen angelockt worden sind, die sonst Auto oder Bahn gefahren wären. 48 % der Fluggäste wurden von anderen Gesellschaften abgeworben (Studie der Unternehmensberatung Simon, Kucher & Partners in: Manager Magazin, 2.7.2002).
Verlagerung vom Zug ins Flugzeug?
Wenn Menschen vom Auto oder der Bahn auf das Flugzeug umsteigen, verschlechtern sich die Umweltbilanzen ihrer Reisen erheblich. Im direkten Vergleich der Umweltauswirkungen verliert das Flugzeug in jedem Fall. Abhängig von der jeweiligen Auslastung verbraucht ein Fluggast mehr als das fünffache an Treibstoff wie ein Bahnfahrer. Ein Vergleich einer Reise von Frankfurt nach Berlin ergibt - inklusive des Taxis bei der An- und Abreise von Bahnhof oder Flughafen – einen Energieverbrauch von 6,7 Liter Benzin für eine Person im Zug, 45,4 Liter für eine Autofahrt und für den Flug umgerechnet 35,7 Liter Benzin – die zwei- bis vierfach stärkere Klimaschädigung noch nicht berücksichtigt! [...]
Zunahme der Schadstoff-Emissionen
Auch die Schadstoffemissionen im Umfeld der Flughäfen nehmen zu. Die bereits betroffenen Regionen werden durch die zusätzlichen Flüge vermehrt, die kleineren Flughäfen/ Verkehrslandeplätzen neu belastet. Wegen meist fehlender Schieneninfrastruktur erfolgt die Anreise bei den Regionalflughäfen zudem viel stärker als bei den Großflughäfen mit dem Pkw. Probleme für Klima, Umwelt und Menschen bereiten nicht nur die Billigflieger, sondern die Zunahme des Luftverkehrs insgesamt, der durch die Billigflieger verstärkt wird [...].
Aus: BUND-Verkehrsreferat: BUND-Hintergrund zu Billigfliegern, Externer Link: (21.5.07).