Rollenkarte 1 (ungeduldiger Familienvater)
Harry Seifert, 51 Jahre, ist städtischer Angestellter, hat einen Hauptschulabschluss und wohnt mit seiner Frau in einem Einfamilienhaus. Er hat zwei Kinder und ein Enkelkind. Der Klimawandel macht ihm vor allem wegen der Zukunft der Kinder und Enkel Sorgen. Aber er ist der Meinung, dass die Deutschen mal wieder die einzigen sind, die das Problem ernsthaft angehen: Erst einmal sollte die Politik in den USA und China das Problem ernst nehmen, bevor alles auf die deutschen Verbraucher abgeladen wird.
Harry Seifert hat über die Pressemitteilung in der Zeitung seiner Stadt und im Radio schon vom Schulprojekt "Umweltbewusstsein und Klimawandel" gehört; er findet dieses Projekt gut und ist daher grundsätzlich bereit, ein solches Interview zu geben - allerdings möchte er das Gespräch möglichst schnell beenden, weil er noch mit seiner Frau ins Kino möchte und deswegen wenig Zeit hat.
Mit der Anonymität der Befragung hat er keine großen Schwierigkeiten. Daher fragt er nur ganz kurz nach, an welcher Schule der Interviewer zur Schule geht. Wenn die Antwort zügig und überzeugend ausfällt, gibt er sich damit zufrieden. Wenn der Interviewer ein "Langweiler" ist und umständliche Fragen vorliest, ist er ungeduldig geneigt, das Interview abzubrechen. Er selbst gibt die Antworten spontan. Sein Hauptanliegen ist es, das Interview zügig zu Ende zu führen.
Rollenkarte 2 (ältere, allein stehende Dame, gutwillig, aber misstrauisch)
Maria Kleidermann, 71 Jahre, allein stehend, lebt in einem Mietshaus. Sie ist in der Stadt einkaufen und sehr misstrauisch gegenüber jungen Menschen. Über das Schulprojekt "Umweltbewusstsein und Klimawandel" ist sie nicht informiert. Sie ist Hausfrau, hat Volksschulabschluss und hat in allen Wahlen bisher CDU gewählt. Vom drohenden Klimawandel hat sie in Zeitung und Fernsehen erfahren. Sie selbst ist sehr bescheiden und sparsam, fährt kein Auto und kauft auch meistens Gemüse auf dem heimischen Wochenmarkt – auch das Licht macht sie immer aus, wenn sie den Raum verlässt.
Sie befindet sich in einem inneren Zwiespalt, weil sie dem Interview gegenüber misstrauisch eingestellt ist; von daher wäre das erste Anzeichen, dass sie hier hinters Licht geführt werden könnte, geeignet, das Interview abzubrechen. Auf der anderen Seite freut sie sich aber über jeden Kontakt, den man mit ihr aufnimmt und über den sie etwas über Vorgänge, die sich in ihrer Stadt zur Zeit ereignen, erfährt. Wenn es dem Interviewer daher gelingt, über kleinere Hinweise, wie "Ich bin Schüler/Schülerin am ..., im Politikunterricht von Frau ..., die Anonymität ist absolut sichergestellt, sie können auch an unserer Schule unter der Telefonnummer ... anrufen. Auch meine Lehrerin ist informiert ..." - wenn es gelingt, über solche lockeren Hinweise das Misstrauen abzubauen, ist sie bereit, ein Interview zu führen.
Wenn der Interviewer zu nüchtern, zu sachlich und zu geschäftsmäßig an das Interview herangeht und auch keine Bereitschaft zeigt, auf Bedenken der Frau einzugehen, besteht die Gefahr, dass das Interview abgebrochen wird. Ansonsten beantwortet Frau Kleidermann die Fragen langsam und sorgfältig und gibt zu erkennen, dass sie bei einzelnen Fragen nicht vorschnell zu unüberlegten Antworten kommen möchte. Wenn der Interviewer daher Ruhe, Geduld und eine gewisse Zuhörbereitschaft aufweist, ihr freundlich zuredet, ist sie bereit, dieses Interview zu führen. Entscheidend ist, dass man das Vertrauen dieser Frau gewinnt.
Rollenkarte 3 (unternehmungslustiger Single, Zahnarzt)
Karsten Hauser, 40 Jahre, lebt allein in einer Etagenwohnung und ist viel unterwegs – vor allem privat nutzt er die vielen billigen Flugangebote. Das Schulprojekt kennt er nicht, aber er möchte gerne seine Meinung zum Thema sagen, weil ihn die ganzen Berichte in den Medien über den drohenden Klimawandel nerven. Er selbst macht sich keine Sorgen, sondern findet im Gegenteil, dass es den Menschen in Deutschland doch gut tut, wenn es hier so warm wie am Mittelmeer ist.
Sein Hauptproblem bei diesem Interview ist die Wahrung der Anonymität der Befragung. Er stellt sich die Frage: "Woher kann ich wissen, dass die Anonymität auch gewahrt bleibt?" Wenn es dem Interviewer gelingt, seine Bedenken auszuräumen, ist er auch grundsätzlich bereit, das Interview zu geben. Ansonsten hält er es für verlorene Zeit, weiterhin Fragen zu beantworten, die nicht immer klar zu beantworten sind. Wenn es dem Interviewer also gelingt, die Glaubwürdigkeit seines Anliegens vorzutragen und die Seriosität des Vorhabens unter Beweis zu stellen, wenn außerdem das Interview nüchtern, sachlich und geschäftsmäßig abgewickelt wird, ist er bereit, die Fragen zu beantworten.
Nur zum Ende hin weigert er sich strikt zu sagen, welche Partei er grundsätzlich wählen würde. Denn hier kommen wieder seine Bedenken auf, die Anonymität könne dann doch irgendwie nicht gewährleistet sein.
Rollenkarte 4 (interessierte Studentin)
Patricia Becker, 20 Jahre, studiert Lehramt im 3. Semester, hat Abitur und wohnt in einer WG auf dem Lande. Sie ist ökologischen Fragen gegenüber aufgeschlossen und engagiert sich im NABU. Ansonsten ist sie politisch nicht festgelegt. Das Thema Klimawandel findet sie sehr wichtig und ist deshalb auch gerne bereit, bei der Befragung mitzumachen.
Patricia hat Spaß an dem Interview, fängt bei der Beantwortung der Fragen aber schnell mit ausladenden Äußerungen an. Sie will mit dem Interviewer gleich politisch diskutieren und versucht, auch dessen Meinung zu den Fragen heraus zu bekommen. Patricia interessiert sich sehr für das Schul-Projekt und löchert den Interviewer mit Fragen. Beantwortet der Interviewer ihre Fragen nicht, dann bohrt sie nach, gibt sich aber mit guten Begründungen, weshalb der Interviewer nicht auf die Fragen antwortet oder seine Meinung sagt, zufrieden.
Bei einigen Fragen, die ihr gestellt werden, kann sie sich grundsätzlich nicht (sofort) entscheiden, welche der vorgegebenen Antwortkategorien für sie zutrifft. Sie druckst also lange herum und ist geneigt, vieles unentschieden zu lassen. Daher besteht in diesem Falle die Gefahr, dass ein ungeduldiger Interviewer ihr die Antworten mehr oder weniger aufzwingt oder suggeriert. Nur mit Feingefühl und Geduld lässt sich ausmachen, welche der Antworten des Fragebogens zutreffen.