Die sich weltweit häufenden Wetterextreme während der vergangenen Jahrzehnte haben die Klimaproblematik in den Blickpunkt des öffentlichen Interesses gerückt. So war das Jahr 2005 nicht nur das wärmste Jahr, seit es direkte Temperaturmessungen gibt, sondern auch das Jahr mit den bisher meisten Hurrikanen und der geringsten arktischen Eisausdehnung.
Es gibt kaum noch Zweifel darüber, dass der Mensch Einfluss auf das weltweite Klima ausübt und dass sich das Weltklima in den nächsten Jahrzehnten infolge dieses Einflusses noch weiter erwärmen wird. In einer wärmeren Welt kann mehr Wasser verdunsten, wodurch sich individuelle Wetterphänomene verstärken können. Dabei stellt sich die Frage, inwieweit die bereits heute zu beobachtende Zunahme von Wetterextremen, beispielsweise von Starkniederschlägen in Deutschland oder die Häufung und Intensivierung tropischer Wirbelstürme (Hurrikane, Taifune), schon Anzeichen der globalen Erwärmung sind.
Das Klimaproblem hat seinen Ursprung darin, dass der Mensch durch seine vielfältigen Aktivitäten bestimmte klimarelevante Spurengase in die Atmosphäre entlässt. Diese führen zu einer zusätzlichen Erwärmung der Erdoberfläche und der unteren Luftschichten, dem vom Menschen verursachten, "anthropogenen" Treibhauseffekt. Von größter Bedeutung ist dabei das Kohlendioxid (CO2), das vor allem durch die Verbrennung fossiler Brennstoffe (Erdöl, Kohle, Erdgas) in die Atmosphäre entweicht. Der weltweite CO2-Ausstoß ist eng an den Welt-Energieverbrauch gekoppelt, da die Energiegewinnung vor allem auf fossilen Energieträgern basiert. Andere wichtige Spurengase sind vor allem Methan (CH4), Distickstoffoxid (N2O) und die Fluor-Chlor-Kohlenwasserstoffe (FCKW). Das Kohlendioxid hat einen Anteil von etwa 50 Prozent an dem durch den Menschen verursachten Treibhauseffekt. Vom Menschen in die Atmosphäre emittiertes CO2 hat eine typische Verweildauer von rund 100 Jahren, was die Langfristigkeit des Klimaproblems verdeutlicht.
Der CO2-Gehalt der Erdatmosphäre war seit Jahrhunderttausenden nicht mehr so hoch wie heute. Messungen belegen zweifelsfrei, dass sich die Konzentration von CO2 in der Atmosphäre seit Beginn der Industriellen Revolution rasant erhöht hat. Lag der CO2-Gehalt um 1800 noch bei ca. 280 ppm (parts per million), so liegt er heute schon bei fast 380 ppm. Dass der Mensch für diesen Anstieg verantwortlich ist, kann nicht mehr ernsthaft bestritten werden. Ein Blick in die Vergangenheit zeigt, dass der CO2-Gehalt heute schon so hoch ist wie seit etwa 450 000 Jahren nicht mehr. Dabei hat man die Schwankungen in der chemischen Zusammensetzung der Erdatmosphäre aus Eisbohrkernen der Antarktis rekonstruiert, indem die im Eis eingeschlossenen Luftbläschen analysiert wurden.
Aus: Mojib Latif: Der menschliche Einfluss auf das Klima, in: Aus Politik und Zeitgeschichte (APuZ 13/2006), Externer Link: http://www.bpb.de/publikationen/72OCTX.html (27.06.2007).
Zur Person: Mojib Latif, Dr. rer. nat., geb. 1954; Professor für Meteorologie am Leibniz-Institut für Meereswissenschaften (IFM-GEOMAR) an der Universität Kiel. Internet: Externer Link: http://www.ifm-geomar.de