Für den Umgang mit Rechtsextremismus ist neben theoretischem Wissen auch praktisches Engagement von entscheidender Bedeutung.
In diesem Baustein geht es darum, nach der theoretischen Erarbeitung des Themas Rechtsextremismus in den Bausteinen 1 bis 3, nun selbst gegen Rechts aktiv zu werden. Gerade für Lehrerinnen und Lehrer stellen sich dabei die Fragen: Was können wir im Rahmen der Schule gegen Rechtsextremismus tun? Gibt es Projekte aus der Praxis, die auch ohne großen Aufwand realisierbar sind? Können wir uns auch als gesamte Schule gegen den Rechtsextremismus engagieren?
Um Lehrerinnen und Lehrer bei der Suche, Planung und Durchführung eines eigenen Projekts oder einer Aktion gegen Rechtextremismus zu unterstützen, bietet dieser Baustein diverse Hilfsmittel.
1. Best Practice Projekte
Zunächst werden sechs in der Praxis erfolgreich durchgeführte Projekte gegen Rechtsextremismus dokumentiert, um aufzuzeigen, wie in unterschiedlicher Ausprägung eine erfolgreiche Aktion aus einer im schulischen Umfeld entstandenen Idee realisiert werden kann. Diese Best Practice Projekte geben zusammen mit einer Liste möglicher Projektideen (
Zudem lassen sie einige zentrale Punkte, die schon in der didaktischen Konzeption genannt und ausgeführt wurden, exemplarisch erkennen. Sie sollen hier noch einmal zusammengefasst werden:
Projektarbeit funktioniert dort gut, wo Schülerinnen und Schüler sich ernstgenommen fühlen, sie in der Umsetzung ihrer Ideen unterstützt werden und auch „abseitige“ Vorschläge wertschätzend diskutiert werden.
Die Umsetzung von Projekten erfordert Engagement und unter Umständen einen langen Atem. Das Verteilen der Arbeit auf mehrere Schultern bei Schülerinnen und Schülern sowie Lehrerinnen und Lehrern sollte daher von Beginn an mitgedacht werden. Zudem bietet sich die Zusammenarbeit mit externen Kooperationspartnern an (siehe Interner Link: Linksammlung: „Weiterführende Hilfen und Unterstützung“).
Erst durch die Formulierung von konkreten Zielen kann ein Projekt funktionieren. Wen will ich warum wie mit was erreichen? Und bis wann? (Vgl.
Interner Link: Info 04.01 .)Schon bei der Planung und den ersten Schritten des Projekts sollte darauf geachtet werden, möglichst nicht gegen Widerstände, sondern mit Rückenwind zu arbeiten (siehe
Interner Link: Info 04.02 Stakeholder – Kraftfelder – Einflüsse – Interessen). Schon frühzeitig sollten alle relevanten Akteurinnen und Akteure eingebunden und das Vorgehen transparent gemacht werden.Eine gute, gemeinsam mit den Schülerinnen und Schülern erstellte und stetig weiterentwickelte Planung ermöglicht es allen Beteiligten, sowohl bei kleineren, zeitlich begrenzten Aktionen als auch bei langfristig angelegten Projekten den Überblick zu behalten und das Ziel nicht aus dem Auge zu verlieren.
Sofern erwünscht, kann eine begleitende Öffentlichkeitsarbeit das Projekt im Schulumfeld bekannt machen und positive Rückwirkung sowohl auf das Image der Schule wie auch auf die Motivation der Beteiligten haben.
(Hinweise bietet folgende Übersicht von Interner Link: Dokumentationsmethoden).
2. Projektmanagement: Organisieren, anleiten und unterstützen
Die folgende grobe Planungsskizze, soll Sie bei der Organisation und Durchführung einer eigenen Aktion oder eines eigenen Projekts unterstützen. Hier finden Sie hilfreiche Hinweise, die sich direkt aus den beschriebenen Praxisprojekten ableiten lassen und durch begleitende Materialien (z.B.
Phase 1: Partizipativer Einstieg
Warum sollten wir überhaupt etwas gegen Rechtsextremismus tun?
Die Schülerinnen und Schüler haben in den vorangegangenen Bausteinen 1-3 mit sozialwissenschaftlichen Methoden selbst untersucht, welche Einstellungen in ihrem Umfeld vorhanden sind (
Der Bezug auf den von den Schülerinnen und Schülern erlebten Alltag und ihre Lebenswelt kann sich durch einen Rückbezug auf
Am Ende dieser Phase kann ein erstes Leitziel des Projekts formuliert werden. Hierzu bietet sich etwa die Unterrichtsmethode „Placemat“ an (s.
Phase 2: Brainstorming
Die 1.000-Euro-Frage: Was würdet ihr gegen Rechtsextremismus an unserer Schule tun, wenn ihr 1.000 Euro zur Verfügung hättet?
Diese Methode bietet sich als Impuls für den Einstieg in eine konkrete Planung von Aktionen und Schwerpunkten, vor allem aber die Formulierung von Zielen, an. Anhand von ersten Projektideen können die Schülerinnen und Schüler die relevanten Fragen diskutieren. In der Regel ergibt dieses erste Brainstorming eine kreative Sammlung von Aktionsideen. Die Bandbreite reicht dabei von leicht durchführbaren Ideen bis zu völlig utopischen Einfällen. In der Auswertung der entwickelten Vorschläge sollten allerdings zunächst alle gleichwertig behandelt werden. Mit Hilfe folgender Leitfragen können die Schülerinnen und Schüler gemeinsam mit den Lehrkräften abwägen, welche Ideen realistisch umsetzbar und sinnvoll vor dem Hintergrund des in Phase 1 erarbeiteten Leitziels sind:
Wer soll angesprochen werden? (Zielgruppe)
Um welches Thema geht es?
Wie viel Geld (Zeit, Aufwand, Engagement, Engagierte,…) würde das tatsächlich kosten?
Unterstützend kann hierbei die Tabelle zur „Themenfindung“ (
Phase 3: „Smarte“ Mittler- und Handlungsziele
Nachdem schon in Phase 1 ein Leitziel vereinbart worden ist und in Phase 2 mögliche Inhalte und Aktionen diskutiert wurden, gilt es nun, diese Planung konkreter zu machen und mit Hilfe von Mittler- und Handlungszielen auszudifferenzieren. Die Ziele sollten dabei immer SMARTE Ziele sein. Sie müssen klar definiert und erreichbar sein, zudem muss überprüfbar sein, ob sie erreicht worden sind sowie verbindliche (End-)Termine festgelegt werden (siehe hierzu
Phase 4: Detailplanung/Vorbereitung
Die Planung der Details eines kleinen, aber auch eines umfangreichen Projekts bis hin zu ganzen Projektwochen verbindet die Notwendigkeit eines guten Zeit- und Aufgabenplans, der für alle Beteiligten transparent, verbindlich und gemeinsam vereinbart ist. Eine erste Orientierung bietet folgender modellhafter Zeitplan (
Phase 5: Durchführung
Die Durchführung und Verwirklichung von Projekten ist je nach Schulform, Vorhaben und gegebenem Rahmen immer sehr individuell. Wichtig ist es, gerade bei länger andauernden Projekten, die Motivation unter den Schülerinnen und Schülern hoch zu halten und eine enge Begleitung zu gewährleisten, ohne allzu steuernd einzugreifen.
Phase 6: Nachbereitung
Ist die Durchführung eines Projektes abgeschlossen, drängen häufig neue Herausforderungen. Der Lehrplan fordert neue Themen und ein rasches Fortschreiten im Stoff, vielleicht setzt auch eine Ermüdung bei den Beteiligten ein. Einer Nachbereitung auf mindestens zwei Ebenen sollte daher schon in der Planung des Projekts Platz und Zeit eingeräumt werden. Zum einen geht es gerade in der Arbeit mit Schülerinnen und Schülern darum, abseits vom Leistungs- und Notendruck einen positiven Abschluss zu finden, der auch für zukünftiges Engagement motiviert. Das Herausstellen des positiv Erreichten und der Selbstwirksamkeit der Schülerinnen und Schüler sollte daher zentrales Moment der Nachbereitung sein. Im Rahmen einer schülerorientierten Feierstunde, bei der die Schulleitung und weitere wichtige Personen des gesellschaftlichen Lebens, etwa der Bürgermeister bzw. die Bürgermeisterin, den Einsatz der Schülerinnen und Schüler honorieren, oder auch im kleinen Rahmen bei einer „Klassenparty“ kann sehr einfach Wertschätzung demonstriert werden.
Darüber hinaus ist es aus fachlicher Sicht wichtig, noch einmal zu überprüfen, ob die gesetzten Ziele erreicht worden sind, und gegebenenfalls gemeinsam zu überlegen, warum bestimmte Punkte aus dem Fokus geraten sind. Möglichkeiten für eine Reflexion der eigenen Arbeit bieten Reflexionsbögen, die entweder im Anschluss an jede Einheit oder am Ende des Projekts von den Beteiligten ausgefüllt werden können (