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Info 01.07 Ausgrenzung durch Kinderarmut

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Der Kinderreport Deutschland 2007 zeigt: Kinderarmut bedeutet viel mehr als wenig Geld zu haben. Kinder aus armen Familien leben immer häufiger in isolierten Wohnvierteln, ohne gute Schulen, Ausbildungsmöglichkeiten und ausreichende soziale Unterstützung.

Die Beschämung, das Erschrecken währt im medialen Zeitalter nur kurz. Auch über zunehmende Kinderarmut in diesem reichen Land. Der Kinderreport Deutschland 2007 zeigt: Kinderarmut bedeutet viel mehr als wenig Geld zu haben. Sozial benachteiligte Kinder ernähren sich ungesünder, bewegen sich weniger, haben geringere Bildungschancen und sind verstärkt Belastungen der Umwelt ausgesetzt. Was muss eigentlich noch passieren, damit Politik und Gesellschaft sich endlich um die Notlagen der Heranwachsenden kümmern – und diese beseitigen?

Einige Fakten: Seit der Einführung von Hartz IV hat sich die Kinderarmut in Deutschland auf mehr als 2,5 Millionen verdoppelt (die Dunkelziffer liegt weit höher – vergleiche auch S. 14 f.) und sie wächst trotz zurückgehender Arbeitslosigkeit. Armut hat erhebliche Auswirkungen auf das Leben der Kinder: Sie bleiben immer häufiger in isolierten Wohnvierteln unter sich, ohne gute Schulen, Ausbildungsmöglichkeiten und ausreichende soziale Unterstützung. Zudem sind gerade die vielfach fehlenden Bildungschancen ein Problem, das "Armutskarrieren für die Zukunft" vorprogrammiert. So gehen wichtige Potenziale von Kindern und Jugendlichen verloren. Das wird mittelfristig gravierende Folgen auch auf die volkswirtschaftliche Leistung unseres Landes haben.

Unsere Gesellschaft befindet sich durch die Globalisierung und neue Anforderungen des Arbeitsmarkts in einer großen Umbruchsituation. Dies kann und darf aber nicht zu Lasten der Jüngsten gehen! Zur Bekämpfung der Kinderarmut hat das Deutsche Kinderhilfswerk deshalb Maßnahmen für politisches Handeln erarbeitet. Wir fordern ein nationales Programm für die Bekämpfung von Kinderarmut und einen eigenständigen Bericht der Bundesregierung. Schwarz-Rot sollte ein umfangreiches Handlungspaket mit konkreten Zielvorgaben vorlegen. Unsere Forderung: Die Aufhebung der im Steuersystem verankerten Benachteiligung von Familienhaushalten mit Kindern sollte einkommensarmen Familien zugute kommen. Wir erwarten von der Regierungskoalition den Ausbau des Kindergeldes zu einer eigenständigen Kindergrundsicherung. Diese sollte den allgemeinen und individuellen Bedürfnissen von Kindern Rechnung tragen, damit alle Heranwachsenden einen bestmöglichen Zugang zur Bildung, zur Freizeit und zu gesunder Ernährung erhalten. Fest steht: Kinderarmut ist kein bedauerlicher Kollateralschaden der Massenarbeitslosigkeit oder die Folge mütterlicher Erwerbsabstinenz. Sie wird systematisch durch eine Abgabenordnung verbreitet, welche den obersten verfassungsrechtlichen Grundsatz des Abgabenrechts – die Belastung nach Leistungsfähigkeit – für Kinder außer Kraft setzt.

Das Deutsche Kinderhilfswerk will darüber hinaus eine gezielte Unterstützung von Kindern mit Migrationshintergrund über ein Bildungsprogramm erreichen, das eine gezielte Sprachförderung berücksichtigt. Wie Migrantenkinder in der Bildung benachteiligt werden, zeigt ein Blick nach Nordrhein-Westfalen: Dort verlassen rund 14 Prozent der ausländischen Jugendlichen die Schule ohne Abschluss und damit doppelt so viele wie im Durchschnitt der Gesamtbevölkerung.

In unserem hochselektiven Bildungssystem, das Karrierechancen nach sozialer Herkunft vergibt, bedingt soziale Armut Bildungsarmut: Bildungsbenachteiligung führt wiederum zu prekärer Beschäftigung, Arbeitslosigkeit und zu Integrationsdefiziten – ein Teufelskreis. Mit dieser Situation darf sich niemand abfinden – kein Lehrer, kein Politiker. Nichts weniger als der soziale Frieden und die Zukunft unserer Gesellschaft stehen auf dem Spiel.

Die enorme Kinderarmut und die eklatanten Mängel unseres gegliederten Schulsystems sind Skandale, die eine sensible und demokratiebewusste Gesellschaft zu Massenprotesten auf die Straßen treiben sollte. Doch die Straßen bleiben leer.

Aus: Thomas Krüger: Kinderarmut ist kein Kollateralschaden, Gastkommentar in: Erziehung und Wissenschaft. Zeitschrift der Bildungsgewerkschaft GEW 12/2007, S.2.

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