Überblick und Einstieg
Ziel dieses Bausteins ist es, zusammen mit den Schülerinnen und Schülern die Bedingungen für ein gelungenes Zusammenleben im "Zuwanderungsland" Deutschland zu erarbeiten. Dazu wird zuerst über das Bild einer Wohngemeinschaft veranschaulicht, dass für ein harmonisches Zusammenleben für alle geltende Regeln notwendig sind. Anschließend soll auf die verschiedenen "Modelle" des Zusammenlebens von "Einheimischen" und Menschen mit Migrationshintergrund
Die zu Anfang zusammen aufgestellten WG-Regeln werden in einem weiteren Schritt auf die "Wohngemeinschaft" Deutschland übertragen. Hierbei soll Basiswissen zu Grundrechten, Menschenrechten und zur Demokratischen Grundordnung Deutschlands erarbeitet werden.
Nachdem zur Vertiefung anhand des Beispiels "Kopftuchverbot" verdeutlicht wird, dass manche Gesetze im Konflikt zueinander stehen können und dass Rechte nicht immer automatisch berücksichtigt werden, sondern ständig neu eingefordert werden müssen, werden in einem letzten Schritt die Faktoren für ein gutes Zusammenleben überarbeitet. Zudem sollen sie - auch im Hinblick auf eine Überleitung zu Baustein 5: Politische Rahmenbedingungen und Maßnahmen der Integration bzw. Baustein 6: Eigene Maßnahmen - Abschluss und Aktionsvorschläge - sortiert werden, in selbst beeinflussbare (
Einstieg
Die Chaos-WG! - Wie kann man die Probleme beim Zusammenleben lösen? (M 04.01)
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Die Chaos-WG! - Wie kann man die Probleme beim Zusammenleben lösen? (M 04.01)
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Um den Schülerinnen und Schülern den Einstieg in das Thema dieses Bausteins zu erleichtern, wird ein Beispiel genutzt, das der Lebenswelt der Jugendlichen näher als die abstrakte deutsche Gesellschaft ist. Die Schülerinnen und Schüler werden aufgefordert, sich vorzustellen, sie würden mit ihnen noch fremden anderen Menschen in eine Wohngemeinschaft ziehen. Wie könnte das Zusammenleben aussehen? Was müsste vorher geklärt werden? Welche Voraussetzungen sind unbedingt notwendig, damit das WG-Leben gut funktioniert? Als Impulsgeber und zusätzliche Unterstützung für Schülerinnen und Schüler, die evtl. Schwierigkeiten haben, sich die Situation vorzustellen, dient das Bild einer Chaos-WG (
Anhand eines Rasters (in dem die unterschiedlichen Bereiche durch "Zimmer" symbolisiert sind) werden Aspekte wie Toleranz, Sprache/Kommunikation, Regeln für gemeinschaftlich genutzte Räume und das Zusammenleben, Übertragung von Aufgaben, Freiheit und Privatsphäre im eigenen Zimmer etc. herausgearbeitet (s.
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Integration und Segregation
Eine kurze Zeitungsmeldung (
Methodisch bietet sich hier eine Positionslinie - Streitlinie (s. Methode 9A in der Methoden-Kiste der BpB) an, um ein Stimmungsbild der Schülerinnen und Schüler abzufragen und diese ihre "Stellungnahme" begründen zu lassen. Die Fragen können aber auch ganz klassisch im Unterrichtsgespräch diskutiert werden. Anhand eines ausführlicheren Textes (
In einem weiteren Schritt wird herausgearbeitet, was dies im Hinblick auf das Zusammenleben von Deutschen und Migranten sowie Migrantinnen bedeutet. Die Schülerinnen und Schüler entwerfen in Gruppen- oder Partnerarbeit zwei überspitzte Szenarios zu den beiden Begriffen, wobei jeweils die Vor- u. Nachteile der beiden "Modelle" (tabellarisch) festgehalten werden sollen.
Nach der Auswertung der Arbeitsergebnisse wird der Frage nachgegangen, welche Bedingungen für ein gutes Zusammenleben - losgelöst von der Frage nach dem Wohnort - Voraussetzung sind.
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Kulturelle Unterschiede - Gemeinsame Werte und Rechte
Wie sieht es in der "Wohngemeinschaft" Deutschland aus?
Wie werden die einzelnen Aspekte dort berücksichtigt?
Gibt es z.B. Werte, die alle Menschen, losgelöst von unserem kulturellen Hintergrund, für wichtig erachten? Welche Werte, Rechte und Regeln (Gesetze) zeichnen unsere deutsche Gesellschaft eigentlich aus?
Anhand eines kleinen Einleitungstexts sowie kurzer Infotexte (
Grundrechten
Menschenrechten
Demokratische Grundordnung
Je nach zeitlichem Umfang und Schwerpunktsetzung kann dies auch ausführlicher über eine Internetrecherche oder ein webquest zum Thema erfolgen. (
"Getrenntes Grundgesetz"? Zeichnung: Christiane Pfohlmann
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"Getrenntes Grundgesetz"? Zeichnung: Christiane Pfohlmann
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Anschließend wird die Frage aufgeworfen, wo beispielsweise Grenzen von Toleranz anderer Kulturen liegen:
Warum geht es die Deutschen überhaupt etwas an, wenn sich die Migranten und Migrantinnen in Deutschland ihre eigene Welt mit ihren eigenen Werten und Gesetzen einrichten?
Welche Rechte und Gesetze müssen auch von Migranten und Migrantinnen eingehalten werden?
Und wo treffen evtl. verschiedene Rechte aufeinander?
Themen, die die Schülerinnen und Schüler nennen oder die sie in diesem Zusammenhang interessieren könnten:
Zwangsheirat
Häusliche Gewalt
Männer- und Frauenrollen, insbesondere im Haushalt
Selbstjustiz: Rache, Familienschande, Ehrenmorde
Wehrdienst bei der Bundeswehr
Kopftuchverbot für Lehrerinnen
...
Was ist erlaubt, was verstößt gegen das GG oder andere Rechte/Gesetze?
Inwieweit muss z. B. das Grundrecht auf freie Religionsausübung respektiert werden? Was ist erlaubt und wird ohne Weiteres geduldet, wo stößt dieses Recht an seine Grenzen?
Religionsfreiheit auf Kosten von Frauen und Mädchen, wenn es zum Beispiel um Zwangsheiraten etc. geht? (Zur Durchsetzung der Grundrechte auf Gleichberechtigung und Selbstbestimmung siehe z.B. Anwältin Seyran Ates)
Beispiele für Konflikte, die beim Zusammenleben auftreten können, hängen meist mit Religion zusammen, kulturelle Feste und Traditionen spielen eher weniger eine Rolle.
Mögliche Beispiele für Konfliktfelder sind:
Kopftuch: Kopftuchverbot für Lehrerinnen (nicht in allen aber in einigen Bundesländern) - Recht auf freie Religionsausübung - Sinnbild für die Unterdrückung der Frau? - Verstoß gegen das Vermummungsverbot?
Schule:
- Schulkantinen-/Mensaessen: Schweinefleisch - Essen koscher (hebräisch für "rein", "tauglich") oder halal (arabisch حلال≥, "rein,erlaubt") oder sattvic (hindu "rein") - Rücksichtnahme auf Ramadan und Fastenbrechen? -
- Umgang mit muslimischen Schülerinnen: Zwang zur Teilnahme am Sport-/ Schwimmunterricht? - Pflicht, auf Klassenfahrt mitzufahren?
- Islamkundeunterricht in der Schule?Bau von Moscheen: Hinterhofmoscheen, Recht auf freie Religionsausübung, ...
Streitfrage: gemeinsamer oder getrennter Sportunterricht für muslimische Mädchen? (Foto: ap)
Streitfrage: gemeinsamer oder getrennter Sportunterricht für muslimische Mädchen? (Foto: ap)
Anhand eines Beispiels, hier das des Kopftuchverbots für Lehrerinnen, soll vertiefend aufgezeigt werden, wo Rechte und Gesetze in Konflikt miteinander geraten können und wie schwierig es für Migranten und Migrantinnen u. U. sein kann, ein selbstbestimmtes Leben zu führen.
Im Beispiel (
Zur Diskussion des Kopftuchverbots sollen die Schülerinnen und Schüler Argumente dafür und dagegen sammeln, um fundiert ihre eigene Meinung zu darzulegen. Eine Vielfalt an Hintergrundinformationen zur Kopftuchdebatte findet man im Internet unter:
bpb-Thema: Konfliktstoff Kopftuch
- Externer Link: pbnetz - FairUrteilen: Thema "Kopftuch-Debatte"
- Externer Link: qantara.de - Dossier: Der Streit ums Kopftuch
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Faktoren/Indikatoren für Integration und für ein gutes Zusammenleben
Zum Abschluss erstellen die Schülerinnen und Schüler auf Grundlage der schon formulierten WG-Regeln einen Katalog von Faktoren für "gutes" Zusammenleben. Hierzu können Plakate angefertigt und in der Klasse aufgehängt werden.
Alternativ kann man vorher auch erst einmal über vorgefertigte Kärtchen (
Beispiele für den Katalog:
Mögliche Faktoren für gelingendes Zusammenleben
1. Toleranz
2. Verständigung (-> gleiche Sprache)
3. Akzeptanz gemeinsamer verbindlicher Werte
4. gleiche Rechte und gleiche Pflichten
5. gleiche Chancen (Bildung etc.)
6. ...
7. ...
Zum Abschluss werden diese gesammelten Faktoren noch sortiert:
a) nach Wichtigkeit
b) Welche dieser Faktoren kann ich selbst verändern/beeinflussen?
Auf welche Faktoren habe ich keinen Einfluss? (Überleitung zu
Dies kann entweder über eine Kartensortierung (sofern die Karten zum Einsatz kamen) an der Tafel oder auf Plakaten geschehen oder aber den Schülerinnen und Schülern als Hausaufgabe aufgetragen werden.
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