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Baustein 1: "Du kommst hier nicht rein!" - Einstieg in das Thema | Jugendliche zwischen Ausgrenzung und Integration | bpb.de

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Baustein 1: "Du kommst hier nicht rein!" - Einstieg in das Thema

Autorenteam des Projektes Andrea Meschede / Sabine Kühmichel / Julia Behr / Wolfgang Sander

/ 6 Minuten zu lesen

In drei verschiedenen Einstiegsszenarien für Ihren Unterricht machen die Schülerinnen und Schüler Erfahrungen mit Ausgrenzung und Integration. Sie werden so angeregt, sich mit der Thematik auseinander zu setzen. Darauf aufbauend folgt das Planungsgespräch für das Unterrichtsprojekt.

"Du kommst hier nicht rein!" - Ausgrenzung hat fast jeder Jugendliche schon einmal erfahren. (© www.picture-alliance.com)

Am Anfang dieser Unterrichtsreihe wird das Thema Ausgrenzung bzw. Integration anhand von Beispielen aus dem Erfahrungsbereich der Schülerinnen und Schüler behandelt. Dabei geht es darum, zu ergründen, warum manche Menschen in unserere Gesellschaft eher benachteiligt werden, andere dagegen eher bevorzugt. Anhand der Beispiele soll deutlich werden, dass Menschen mit Migrationshintergrund im Durchschnitt häufiger von Ausgrenzung betroffen sind, aber auch andere Faktoren wie Armut, fehlende Bildung usw. eine Rolle spielen. Für den Einstieg stehen drei Varianten mit unterschiedlichen Ansprüchen an Zeitbudget, Gruppengröße und Wissensstand zur Auswahl.

Als Hintergrundinformationen für die Lehrpersonen dienen die Sachinformationen zum Baustein mit methodischen Hinweisen und weiterführenden Texten, die in höheren Klassen auch als ergänzendes Unterrichtsmaterial eingesetzt werden können.

Variante 1: Einstiegsspiel "Wie im richtigen Leben"

Durch Rollenübernahme machen Jugendliche in dieser Übung Erfahrungen, die mit dem Leben als Migrantin oder Migrant in unserer Gesellschaft verbunden sind und die sie unabhängig von der eigenen Herkunft nachvollziehen können. Zu Beginn des Spiels stehen die Schülerinnen und Schüler in einer Reihe nebeneinander. Je nach zugewiesener Rolle gehen sie bei der Bejahung der von der Lehrperson gestellten Fragen zum gesellschaftlichen Fortkommen einen Schritt vor. Das Endbild macht deutlich, wer in der Gesellschaft "vorwärts" kommt, wer hinten bleibt (siehe auch die ausführliche Beschreibung in Interner Link: Info 01.01 und die Rollenkarten in Interner Link: M 01.01). Der Perspektivenwechsel regt dazu an, sich in die Rolle von mehr oder weniger gut in die Gesellschaft integrierten Menschen hineinzuversetzen und darüber nachzudenken, welche Gefühle mit Ausgrenzung und Zugehörigkeit verbunden sind und welche Folgewirkungen entstehen können.

Variante 2: MindMap zur Ausgrenzung

Erlebte Benachteiligungen von Jugendlichen (M 01.05)

Unter dem Aspekt "Du kommst hier nicht rein!" überlegen die Schülerinnen und Schüler in Gruppenarbeit zu verschiedenen Situationen/Szenen, welche Bedingungen man erfüllen muss, um in der Gesellschaft dazu zu gehören bzw. welche verhindern, dass man aufgenommen wird (siehe dazu ausführlich Interner Link: Info 01.02 und Interner Link: M 01.02). Eigene Erfahrungen können, müssen aber nicht dabei einfließen. Die Situationen stammen aus der Erlebniswelt der Jugendlichen: Disko, Ausbildungsplatz/Bewerbung, Clique, Sportverein, Wohnungssuche usw. Als mögliche Ausgrenzungs-Faktoren kommen in Frage: Sprache, Kleidung, Prestigeobjekte, Aussehen (Haar- oder Hautfarbe, Gewicht, Größe etc.), Sportlichkeit, soziale Herkunft bzw. Schichtzugehörigkeit, Religion, Geld usw.

Nach der Gruppenphase werden die zu den verschiedenen Situationen erstellten Mind Maps der gesamten Lerngruppe vorgestellt. Danach werden die einzelnen Präsentationen daraufhin untersucht, welche Faktoren bzw. Eigenschaften häufiger genannt wurden und wie man sie zusammenfassen könnte (z.B. dunkle Haare/Haut, fehlende Sprachkenntnisse usw. zu "Migrationshintergrund"). Zur Unterstützung bei der Gruppenarbeit können auch kurze Zitate zu entsprechenden Situationen (Interner Link: M 01.03) verteilt werden.

Variante 3: Entscheidungsspiel

In dieser Variante werden den Schülerinnen und Schülern kurze Aussagen zu Ausgrenzungsfaktoren präsentiert, zu denen sie Stellung beziehen sollen (siehe Interner Link: M 01.04). Die Meinungen werden dann in Partnerarbeit bzw. mit der Lerngruppe diskutiert. Dabei soll erarbeitet werden, welchen Meinungen am häufigsten zugestimmt wurde und welches die Gründe für dieses Ergebnis sind.

Akzentuierung: Wer ist häufig von Ausgrenzung betroffen?

Chancen für Migranten auf dem Arbeitsmarkt (M 01.09)

Bei allen drei Varianten folgt am Ende eine Zusammenfassung anhand der Frage, wer in unserer Gesellschaft häufiger, wer weniger häufig von Ausgrenzung betroffen ist. Dabei soll insbesondere akzentuiert werden, welche Faktoren bei Kindern und Jugendlichen aus zugewanderten Familien besonders bzw. gehäuft auftreten. Zur Unterstützung dieser Phase können auch die Grafiken mit Zahlen zur Benachteiligung von Migranten im Bildungswesen (Interner Link: M 01.06, Interner Link: M 01.07), bei der Berufsausbildung (Interner Link: M 01.08) und auf dem Arbeitsmarkt (Interner Link: M 01.09) herangezogen werden.

Um deutlich zu machen, dass es bei diesen Zahlen um statistische Häufigkeiten handelt und es trotzdem möglich ist, als Mitglied einer zugewanderten Familie auch in Deutschland einen (guten) Platz in der Gesellschaft zu erreichen, dient die Zusammenstellung von positiven Beispielen in Interner Link: M 01.10 . Für den in diesem Zusammenhang wichtigen Begriff "Diskriminierung" (Interner Link: M 01.11) liegt ebenfalls ein Unterrichtsmaterial vor.

Planungsgespräch für die Unterrichtsreihe

In der Überleitung auf die weiteren Inhalte der Unterrichtsreihe können bestimmte Schwerpunkte gesetzt werden, je nachdem, welche Inhalte intensiv behandelt und welche ausgespart werden sollen. Die Bausteine und die darin bereitgestellten Materialien sind dabei als Angebot zu verstehen, aus dem je nach Zeitbudget oder Kenntnisstand der Schülerinnen und Schüler im Unterricht ausgewählt werden kann.

Interner Link: Baustein 2: Befragung an der Schule
Nachdem sie sich selbst einleitend mit der Frage der Integration und Ausgrenzung beschäftigt haben, lassen sich die Schülerinnen und Schüler der Lerngruppe sicher begeistern, nun eine Befragung ihrer Mitschülerinnen und Mitschüler und/oder anderer Jugendlicher in der Stadt zum Thema durchzuführen. Die gesammelten Daten können mit Hilfe der Software GrafStat erfasst und ausgewertet werden. Die dabei erstellten Grafiken und Tabellen stehen dann für eine (schulinterne oder auch öffentliche) Präsentation der Umfrageergebnisse zur Verfügung. Ein zentraler Aspekt ist die Untersuchung der Frage, wo die Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen Jugendlichen mit und ohne Migrationshintergrund liegen oder ob nicht im Zusammenhang mit anderen Faktoren wie Alter, Geschlecht oder Bildungshintergrund ebensolche Meinungsunterschiede existieren.

Interner Link: Baustein 3: Warum ich (k)ein Deutscher bin!
Bei den verschiedenen Varianten des Einstiegs taucht sicher auch die Frage auf, warum z.B. ein Jugendlicher mit deutscher Staatsangehörigkeit, dessen Eltern oder Großeltern in Deutschland eingewandert sind, oft immer noch als "Ausländer" wahrgenommen wird. In Baustein 3 wird behandelt, was jemanden zu einem "Deutschen" macht und welche Schwierigkeiten Jugendliche bei ihrer Identitätsfindung haben können.

Interner Link: Baustein 4: Wohngemeinschaft Deutschland - zusammen leben
Anknüpfend an die Ergebnisse der Einstiegsvarianten zu den Faktoren, die eine gerechte Chancenverteilung in der Gesellschaft durch Ausgrenzung erschweren, werden in diesem Baustein Materialien angeboten, um zusammen mit den Schülerinnen und Schülern die Bedingungen für ein gelungenes Zusammenleben im "Zuwanderungsland" Deutschland zu erarbeiten.

Interner Link: Baustein 5: Politische Maßnahmen zur Integration
Schwerpunkt dieses Bausteins ist die Frage, was von Seiten der Politik gegen Ausgrenzung und für die Integration bestimmter Bevölkerungsteile, insbesondere von Menschen mit einem so genannten Migrationshintergrund, beigetragen werden kann und muss. Dabei bilden die bereits gesammelten Faktoren für Integration den Ausgangspunkt: An welcher Stelle gibt es noch Probleme, die von Seiten des Einzelnen nicht ohne weiteres gelöst werden können? Wo ist die Politik gefragt, unterstützend einzugreifen?

Interner Link: Baustein 6: Was können wir tun? - Aktionsvorschläge
Auf die empirischen Befunde und bisher erworbenen Kenntnisse aufbauend sollen Jugendliche hier Handlungsstrategien entwickeln, um vornehmlich im Nahbereich, z.B. in der Schule oder im außerschulischen Alltag (Freizeitbereich), "soziale Wirklichkeit" gemeinsam zu gestalten. Welche Einstellungen und Verhaltensweisen sind beeinflussbar, wo können wir in der Klasse/für die Schule selbst etwas gegen Ausgrenzung bzw. für eine bessere Integration tun? Bei welchen Ausgrenzungsfaktoren in der Gesellschaft können wir aktiv gegensteuern bzw. politisch aktiv werden?

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Fussnoten

Fußnoten

  1. Zu den Personen mit Migrationshintergrund gehört die ausländische Bevölkerung – unabhängig davon, ob sie im Inland oder im Ausland geboren wurde – sowie alle Zugewanderten unabhängig von ihrer Nationalität. Daneben zählen zu den Personen mit Migrationshintergrund auch die in Deutschland geborenen eingebürgerten Ausländer sowie eine Reihe von in Deutschland Geborenen mit deutscher Staatsangehörigkeit, bei denen sich der Migrationshintergrund aus dem Migrationsstatus der Eltern ableitet.

    Zu den letzteren gehören die deutschen Kinder (Nachkommen der ersten Generation) von Spätaussiedlern und Eingebürgerten und zwar auch dann, wenn nur ein Elternteil diese Bedingungen erfüllt, während der andere keinen Migrationshintergrund aufweist. Außerdem gehören zu dieser Gruppe seit 2000 auch die (deutschen) Kinder ausländischer Eltern, die die Bedingungen für das Optionsmodell erfüllen, d.h. mit einer deutschen und einer ausländischen Staatsangehörigkeit in Deutschland geboren wurden.

    Aus: Statistisches Bundesamt: Bevölkerung und Erwerbstätigkeit. Bevölkerung mit Migrationshintergrund – Ergebnisse des Mikrozensus 2005, Wiesbaden 2007.

Weitere Inhalte


Von links nach rechts: Prof. Dr. Wolfgang Sander, Fachbereich Erziehungswissenschaft der Universität Münster, Initiator und Leiter des Projektes "Forschen mit GrafStat"; Andrea Meschede M.A., Politikwissenschaftlerin und Expertin für neue Lerntechnologien, Sabine Kühmichel (Studium der Anglistik und ev. Theologie auf Lehramt) und Julia Behr M.A. (Pädagogik, Kommunikationswissenschaften und Psychologie) - im Projekt "Forschen mit GrafStat" vor allem als Autorinnen, für die GrafStat-Hotline und in der Lehrerfortbildung tätig.